Scandal 2x17

Die Episode Snake in the Garden liefert einen ungewöhnlich intensiven Fall, der einen alten Bekannten in ein neues Licht taucht. Doch auch die Maulwurf-Story kennt keinen Pausenknopf.

Nach ein paar eher flauen Episoden legt die Serie Scandal mit Snake in the Garden wieder ordentlich nach. Das liegt unter anderem daran, dass die Fälle der Woche immer am stärksten sind, wenn sich die Beteiligten aus dem uns bereits bekannten Personenkreis rekrutieren. Und die Wahl von Hollis (Gregg Henry) ist in dieser Hinsicht ein Geniestreich.

Tochter des Teufels

Sympathisch war er noch nie. Man denke nur daran, wie er sich seinerzeit wie ein Parasit im Oval Office breitgemacht hat als Sally (Kate Burton) das Sagen hatte. Doch die Gefühlskälte angesichts des Entführungsvideos seiner Tochter kehrt Hollis Doyle eine Seite hervor, die schlimmer und abartiger kaum sein könnte. Dass er weiterkaut als ein abgeschnittenes Ohr am Essenstisch auftaucht, zeugt von seiner Eiseskälte, egal, um wessen Ohr es sich nun genau handelt. Doch irgendwo ist es auch schon wieder derart absurd, dass man ihn ein kleines bisschen dafür bewundern kann wie stark sein Nervenkostüm ist. Die Wendung zum sorgenden Vater kommt nicht unbedingt überraschend, aber es funktioniert trotzdem. Vielleicht deswegen, weil es ausgerechnet Quinn (Katie Lowes) ist, die diesen Moment mit Hollis teilt, aber plötzlich kann man ihm einiges verzeihen. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir ja längst wissen, dass von den großen Spielern so gut wie niemand außer Olivia (Kerry Washington) kein Blut an seinen Händen hat. Unter dem Aspekt kann man Hollis durchaus den Mellie-Bonus anrechnen: Brutale Tiere sind sie alle miteinander, Hollis verstellt sich wenigstens nicht.

Dass seine Tochter Maybelle (Andrea Bowen, Desperate Housewives) sich als Ausgeburt der Hölle erweist, ist trotzdem denkwürdig. Einerseits taucht es Hollis in ein noch milderes Licht, denn mit jemandem, dessen Tochter einen gegen Geld eintauscht, kann man eigentlich nur Mitleid haben. Andererseits hat er diese Tochter auch aufgezogen und ihr Wertesystem mitgeprägt.

Ihn als Klienten anzunehmen sagt auch viel über Olivia aus, immerhin haben Hollis Taten sie viel gekostet, unter anderem ihre Beziehung mit Fitz (Tony Goldwyn) und ihre moralische Unschuld.

Das Horrorpaar

Eine eindrucksvolle Darbietung liefert auch wieder einmal Mellie (Bellamy Young) ab. Wir kennen die älteren Kinder nicht, aber nach allem, was wir von Fitz und seinem Jüngsten gesehen haben, hätte man vermuten können, dass Fitz einen guten Draht zu seinen Kindern hat. Doch die Rede, die Mellie ihm hält ist beeindruckend und zeigt in seiner ganzen Breite, dass Fitz nicht nur den Defiance-Verschwörern gegenüber kalt geworden ist. Und das ist auch für uns ein Weckruf, denn wir sehen Fitz nur selten in Interaktion mit anderen Menschen, die ihm wichtig sind oder waren. Wir sehen die präsentable Präsidentenmaske, aber mit seiner Abwendung von Olivia und Cyrus (Jeff Perry) hat Fitz die letzten Menschen verloren, die eine emotionale Regung in ihm auslösen konnten.

Mellie hingegen mausert sich immer mehr zu einer der größten Sympathieträgerinnen der Serie Scandal. Aus ihren Schwächen hat sie nie einen Hehl gemacht, doch nun zeigt sich, dass sie die Zeit an Fitz' Seite nicht einfach aussitzt, sie kümmert sich. Sie versucht ihn zu schützen, ihn wieder zurückzuholen aus seinem Wahn. Denn was anderes als ein Wahn scheint es nicht zu sein. Er ist verletzt, wurde enttäuscht von den Menschen, denen er vertraut hat. Aber statt wie die politischen Tiere um sich herum, eine echte Strategie zu entwickeln, damit umzugehen, lässt er Olivia beschatten und handelt in Kurzschlussreaktionen. Eigene Entscheidungen wirken bei ihm oft wie kindliche Trotzreaktionen, nicht wie überdachte Taktik. Im Grunde ist er nur damit beschäftigt, sich zu betrinken.

Schön ist im Gegensatz dazu, wie Mellie und Cyrus wieder zueinander gefunden haben. Oder besser gesagt: Sich beide auf der gleichen Seite wiedergefunden haben. Sie machen längst keinen Hehl mehr daraus, dass sie Fitz als ihr Projekt begreifen, dessen Erträge sie einfahren möchten. Aber es ist immer schön, sie auf einer Seite zu sehen.

Eine andere Verbindung, die immer mehr in den Fokus rückt, ist die Freundschaft zwischen Quinn und Huck (Guillermo Diaz). Es wird immer deutlicher, wie sehr sie sich gegenseitig stützen und helfen. Er zeigt ihr die Tricks und Kniffe der Ermittler und sie versucht sich um sein Seelenheil zu kümmern.

Das Bündnis

Unschöne Züge hingegen nimmt langsam aber sicher Jake (Scott Foley) an. Zunächst war er undurchsichtig. Dass er sich aufrichtig um Olivia bemüht, schien nicht ausgeschlossen. Doch nun stellt sich heraus, dass er doch tiefer in undurchsichtige Machenschaften verwickelt ist als zunächst angenommen. Er enttarnt einen Mann, von dem er weiß, dass es nicht der Maulwurf ist und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Für wen arbeitet er eigentlich wirklich? Immer noch ist nicht klar, wem seine Loyalität gehört. Olivia und Fitz wohl eher nicht, auch wenn es immer noch so wirkt als wenn er zumindest für Olivia echte Gefühle hätte. Doch was davon ist Show, was nicht? Genauer kann man das wohl erst abschätzen wenn man weiß, auf welches Ziel er und seine mysteriösen Verbündeten hinarbeiten.

Gut gewählt war Kurt Fuller als Grayden Osborne, denn man konnte ihm die Bedrohung, den Verrat abkaufen, aber im Gespräch mit Cyrus auch die Verzweiflung. Am Ende war er ein Bauernopfer und bleibt mit Mitleid in Erinnerung.

Fazit

Die Geschichte um den Maulwurf nimmt in der Episode Snake in the Garden endlich Fahrt auf und auch der Fall der Woche ist stärker als in den letzten Episoden. Scandal ist wieder in Form.