Betrayal 1x01

Liebe, Begehren, Mord, Betrug, Macht - und leider jede Menge Vorhersehbarkeit und Klischees. Das sind die Zutaten aus denen die Serie Betrayal ihre Pilotepisode gestrickt hat. In den Hauptrollen Hannah Ware und Stuart Townsend.

Man darf sich da von von Anfang an nichts vormachen: Die Serie Betrayal (die auf der niederländischen Serie „Overspel“ basiert) fischt im Seifenopergebiet. Aufflammende Begierde wird durch sekundenlanges, gegenseitiges Anstarren deutlich gemacht, in eine betrügerische Sexszene platzt ein Anruf des kleinen Kindes der Ehebrecherin und die große Frage lautet: Wird sie noch auf dem Bahnsteig stehen, wenn der Zug weitergefahren ist? Wenn man sich damit anfreunden kann, dann kann man Geschichten von attraktiven Menschen genießen, die sich in ein Netz aus Liebe, Obsession und Mord verstricken.

Wer ist dabei?

Sara Hanley (Hannah Ware) ist Fotografin mit stylischem Loftstudio, hat einen hübschen Sohn, einen attraktiven und erfolgreichen Ehemann und eine Ausstellung am Start. Doch Ehemann Drew (Chris J. Johnson, The Vampire Diaries) ist so ehrgeizig, dass er genau so lange von seinem Laptop oder Smartphone aufschauen kann wie er braucht, um die Krawatte zu beleidigen, die sie ihm geschenkt hat oder ihr die nächsten Karriereschritte mitzuteilen. Auch auf der Ausstellung ihrer Bilder kümmert er sich nur spärlich um seine Frau, was Sara zunächst nur in die Nähe von Jack (Stuart Townsend, XIII: The Series) treibt, einem ebenfalls überaus attraktiven Mann, der sich nicht für Kunst interessiert und von dem geballten Smalltalk auf der Vernissage ebenso abgeschreckt ist wie Sara.

Gut, dass die beiden spontan einen Draht zueinander haben. Es kommt, wie es kommen muss: Er kauft eines ihrer Bilder, sie laufen sich zufällig über den Weg, es kommt zur ersten Peinlichkeiten (Jack: „You are beautiful.“ Verfänglich-verlegenes Lachen. „I mean, it's beautiful, the photo.“) und bietet einen Weg für die beiden, in Kontakt zu bleiben. Sie übergeben ein gerahmtes Foto, geben einen verlorenen Schal zurück und landen schließlich in einem Hotelzimmer. Doch der Weg in den Betrug fühlt sich an wie in Zeitlupe. Ein Anruf ihres Ehemannes beendet die Hotelsession und verlegt den Betrug auf einen anderen Tag in das Loftstudio.

Man kann die Leben, die die beiden führen, nicht als unglücklich beschreiben, zumindest nicht, nachdem was wir bisher gesehen haben. Drew ist ehrgeizig in seinem Job als Staatsanwalt. Doch er ist da um seinen Sohn eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen und lässt sich auf ein morgendliches Abenteuer ein als Sara ihn an die schöne Zeit erinnert, die sie früher morgens zusammen hatten. Doch dann streuen die Betrayal-Autoren kleine Verfehlungen ein, die immer dann geschehen wenn Sara daran erinnert werden muss, dass sie eigentlich unglücklich in dieser Ehe ist: Drew tauscht die Krawatte um, die Sara ihm geschenkt hat und hat keine Zeit, mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen als sie unangekündigt in seinem Büro aufkreuzt. Ähnlich sieht es bei Jack aus. Seine Frau Elaine (Wendy Moniz, Nash Bridges, Damages) ist die Tochter seines Bosses und Ziehvaters, und setzt alles daran, sich aus dem väterlichen Einfluss zu befreien. Diese Möglichkeit hat Vollwaise Jack irgendwie verpasst und steckt jetzt in undurchsichtigen Geschäften. Elaine ist eine verständige Frau, die zwei Teenagerkinder mit Jack erzieht und sich im Alltag verfangen hat.

Neben den zwei Paaren spielt Jacks Schwieger-, Zieh- und Stiefvater eine tragende Rolle. Thatcher Karsten (James Cromwell, American Horror Story, 24, Six Feet Under) ist ein Mafiaboss wie er im Buche steht. Das höchste Gut ist ihm Loyalität, Familie scheint ihm heilig, seine Frau ist gestorben, seine Tochter will ihn aus ihrem Leben entfernen, gibt ihm Mitschuld am Tod der Mutter. Er findet einen Draht zu Sara, von der er sich fotografieren lässt. Zur Eröffnung bringt er neben Jack auch seinen leiblichen Sohn T.J. (Henry Thomas, Elliott aus dem Film „E.T. - Der Außerirdische“), der offenbar nach einem Unfall als Folgeschäden Einfältigkeit und Naivität zurückbehalten hat.

Das Ende der Pilotepisode bringt eine Wendung in die Geschichte, die die Ehebrechergeschichte mit der Mafiaseite verbindet: Jack ist der Anwalt, der in einem karrieredefinierenden Mordfall gegen Saras Mann Drew antreten wird.

Wo sind die Knackpunkte?

Einiges ist klar: Die vielen Toten in der Geschichte sind kein Zufall. Jacks Eltern, Elaines Mutter, das jüngste Opfer Onkel Lou (James Keane, „Apocalypse Now“) - Familie Karsten-McAllister ist ein krimineller Mob, ganz klar. Die einzige Frage, die sich stellt ist: Wie weit ist Jack in die Machenschaften verwickelt und auf welcher moralischen Stufe steht er? Hat er seinen Schwager aus dem Wasser nur gerettet oder vielleicht auch hineingestoßen?

Viele Dinge, die die Betrayal-Autoren wohl nicht liegen lassen werden, kann man schon voraussehen. Und eins wissen wir mit Gewissheit: Sechs Monate nach dem ersten Treffen mit Jack wird Sara angeschossen. Was wir nicht wissen: Warum jemand auf sie schießt und wer ihr auf dem Weg zum Krankenwagen die Hand hält.

Fazit

Betrayal ist eine Seifenoper mit allem, was dazugehört, langen Blicken, Verlangen, Betrug und Verbrechen. Was die Zuschauer trotzdem bei der Stange halten könnte ist der starke Cast, der es schafft, die Klischees mit Attraktivität und sogar ein bisschen individuellem Charme zu füllen.

Trailer zur Serie Betrayal: