Unister verkauf
Unister verkauf Unister-Gründer Thomas Wagner und Geschäftsführer Andreas Prokop

Auffälligkeiten im Jahresabschluss

Die Negativschlagzeilen um Unister, den Betreiber von Portalen wie Fluege.de und Ab-in-den-Urlaub.de, wollen einfach nicht abreißen. Nachdem sich bereits die zuständige Staatsanwaltschaft mehrfach mit dem Leipziger Plattformbetreiber auseinandergesetzt hat, soll es bei der Tochter Travel24 „Verstöße gegen die Grundsätze der guten Bilanzierung“ gegeben haben. Das berichtet das Manager Magazin mit Verweis auf die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) – auch „Bilanzpolizei“ genannt.

Tatsächlich hatte diese festgestellt, „dass der Konzernabschluss zum Abschlussstichtag 31. Dezember 2012, der Lagebericht und der Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2012 der Travel24.com AG, Leipzig fehlerhaft sind“, wie sich im Bundesanzeiger nachlesen lässt. So wird als einer von drei monierten Punkten im Konzernanhang ausgeführt, heißt es von der DPR, „dass dem Buchwert der im September 2012 begebenen Unternehmensanleihe von 17,6 Millionen Euro (einschließlich Zinsabgrenzung) ein ‚Fair Value‘ von ebenfalls 17,6 Millionen Euro gegenüber steht“.

Auf Basis des Schlusskurses der Unternehmensanleihe an der Frankfurter Wertpapierbörse am letzten Handelstag der Jahres 2012 allerdings habe „der beizulegende Zeitwert der Unternehmensanleihe 13,8 Millionen Euro“ betragen. Mit der zu hohen Bewertung der Anleihe verstoße Travel24 gegen die international gültigen Rechnungslegungsstandards, mahnt die Prüfstelle an.

Zweiter Punkt: Die Unister-Tochter habe nicht über die Kündigung eines wichtigen Vertrags berichtet „und somit ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild des Geschäftsverlaufes und der Lage nicht vermittelt“. Ein großer Reiseveranstalter habe im Dezember 2012 die Zusammenarbeit fristlos gekündigt, zuvor seien mehr als zehn Prozent der Reisevermittlungsprovisionen auf Reisen dieses Veranstalters entfallen.

Punkt drei und einer der Hauptpunkte im Bericht des Manager Magazins: Unister habe für Travel24 zu nicht marktüblichen Konditionen Dienstleistungen erbracht und lediglich geringe Pauschalvergütungen abgerechnet. Under anderem seien die Vorstände der Travel24.com AG bei der Unister Holding GmbH angestellt gewesen, ohne dass deren Bezüge an die Reise-Tochter weiterbelastet wurden. Durch die eingesparten Kosten habe Travel24 gute Renditen ausweisen können, heißt es im Magazinbericht.

Vor der Anleihe Top, nach der Anleihe Flopp?

Das Brisante dabei – das Reiseportal hatte auf Basis dieser Zahlen eine Anleihe über stolze 25 Millionen Euro ausgegeben, nicht zuletzt um in das Hotelgeschäft einzusteigen. Kurz darauf darauf sei der Gewinn eingebrochen, wie der gleiche Autor auch Zeit online festhält, gleichzeitig seien erhebliche Summen von der Tochter zur Mutter geflossen: Mehr als drei Millionen Euro habe Unister „für Marken- und Domainrechte“ erhalten, schreibt nun das Manager-Magazin, 950.000 Euro für ein sogenanntes „Hotelkonzept“, die Forderungen der Tochter gegenüber der Mutter hätten sich auf acht Millionen Euro erhöht.

Die zwischen den Zeilen stehende Anschuldigung, Unister habe mit diesen Methoden die Zahlen von Travel24 vor Ausgabe der Anleihe geschönt, will das Leipziger Unternehmen so nicht stehen lassen. In einer langen Stellungnahme erklärt Unister unter anderem, man habe im Jahr 2009 im Zuge der damaligen Übernahme und der daran anschließenden dringend notwendigen Sanierung der 1996 in München gegründeten Travel24.com AG deren Marken- und Domainrechte erworben. Diese seien wieder an die Aktiengesellschaft zurückveräußert worden. Das erworbene Hotelkonzept sei „notwendiger Bestandteil der Begebung der Anleihe der Travel24.com AG“.

Zum Vorwurf, von den einst geplanten Hotels sei bislang nicht ein einziges gebaut worden, erklärt der Leipziger Portalbetreiber lediglich, man sei in den entsprechenden Abschlüssen auf die Verwendung der Anleihemittel transparent eingegangen, auf Bauverzögerungen sei ebenfalls hingewiesen worden. Zudem betont Unister, man habe bereits im Vorfeld die beiden Anhänge des Lageberichts sowie des Konzernlageberichts entsprechend der ersten beiden genannten Kritikpunkte zur mangelnden Transparenz aktualisiert. Die Frage nach möglicherweise dubiosen Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit der Tochter Travel24 und deren Anleihe klärt das allerdings nicht abschließend.

Auch an anderer Stelle erfährt der Leipziger Portalbetreiber Gegenwind: Fünf Manager, darunter auch Firmengründer Thomas Wagner, müssen sich möglicherweise noch wegen unerlaubten Vertriebs von Versicherungsprodukten und strafbarer Werbung verantworten.

Bild: Unister