«Davon hat Stephen Hawking keine Ahnung»

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Künstliche Intelligenz«Davon hat Stephen Hawking keine Ahnung»

Laut dem Astrophysiker Stephen Hawking ist das Ende der Menschheit nah. Schuld daran: der technische Fortschritt. Schweizer Experten winken ab.

Fee Riebeling
von
Fee Riebeling

Weil die Technik sich schneller entwickelt als die menschliche Biologie, rechnet der britische Astrophysiker Stephen Hawking mit dem Schlimmsten: «Bereits die einfache Form von künstlicher Intelligenz, wie wir sie heute nutzen, erweist sich als äusserst nützlich. Entwickelt sie sich aber weiter, könnte sie eines Tages das Ende der Menschheit bedeuten», sagte er in einem Interview mit der BBC.

Ins gleiche Horn bläst auch Elon Musk, Chef von Tesla Motors und der privaten Raumfahrtagentur SpaceX. Seit Jahren warnt er vor möglichen negativen Folgen der künstlichen Intelligenz (siehe Box). Konkret: vor einem Szenario wie in den Terminator-Filmen.

Keine Vorhersage, Kuriosität

Doch ist es wirklich so schlimm? Rolf Pfeifer, ehemaliger Leiter des Artificial Intelligence Lab der Universität Zürich, winkt ab: «Ich habe langsam die Nase voll von all diesen Propheten, die den Untergang der Menschheit predigen. Hawking ist sicher ein supergescheiter Mensch, aber von Künstlicher Intelligenz und Robotik hat er offenbar keine Ahnung.»

Sein Kollege Joachim Buhmann, Leiter des Labors für maschinelles Lernen an der ETH Zürich, pflichtet ihm bei: «Ich bezeichne solche Äusserungen weniger als Vorhersagen für die Zukunft denn als Kuriosität.» Davon, dass Maschinen einmal die Oberhand über den Menschen gewinnen könnten, will er nichts wissen, denn «egal wie entwickelt Roboter einmal sein werden: Sie hätten immer Schwierigkeiten, uns davon abzuhalten, ihnen den Stecker zu ziehen.»

Nicht ohne Gefahr

Auch Boi Faltings vom Artificial Intelligence Laboratory der ETH Lausanne kann Hawkings Angst nicht wirklich nachvollziehen. Aber er weiss, dass diese auf einem grundlegenden Missverständnis basiert. «Künstliche Intelligenz soll die Fähigkeiten der Menschen erweitern, nicht ersetzen», so der Experte.

Dass technischer Fortschritt immer auch ein gewisses Risiko mit sich bringt, bestreitet Faltings nicht: Es bestehe die Gefahr, dass sich die Technologien am Ende nur in der Hand einiger grosser Firmen – allen voran Google –befinden. «Deshalb ist es wichtig, dass wir an den Universitäten daran forschen und Studenten ausbilden.» Zudem sollte man darauf vertrauen, dass sich diese für eine sinnvolle Anwendung der Technologie einsetzen.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) ist ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens befasst. Im Allgemeinen bezeichnet sie den Versuch, eine menschenähnliche Intelligenz nachzubilden, sprich: einen Computer zu bauen oder so zu programmieren, dass dieser eigenständig Probleme bearbeiten kann.

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