Die Oppositionspartei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat die absolute Mehrheit in Myanmar errungen. Dies teilte die Wahlkommission noch während der laufenden Auszählung mit. Demnach entfielen auf die Nationale Liga für Demokratie (NLD) 15 zusätzliche Sitze, womit sie die Hürde der zur Mehrheit benötigten 329 Mandate im Parlament nahm.

Suu Kyi ist vom Präsidentenamt ausgeschlossen, weil ihre beiden Söhne britische Pässe haben. Sie hatte aber gesagt, sie werde bei einem Wahlsieg das Land anführen, auch wenn ein anderes Parteimitglied den Posten des Staatschefs innehabe. Die Partei mit einer Mehrheit in beiden Parlamentskammern kann den nächsten Präsidenten bestimmen, der wiederum das Kabinett und eine neue Regierung bilden kann.

Die USA forderten eine Verfassungsänderung, die San Suu Kyi den Weg ins Präsidentenamt ebnen würde. Die Regierung in Washington habe in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Verfassungsreform eine Voraussetzung für einen "vollständigen Übergang hin zu einer demokratischen, zivilen Herrschaft" in dem südostasiatischen Land sei, sagte der außenpolitische Berater von Präsident Barack Obama, Ben Rhodes.

Noch immer sei ein Viertel der Parlamentssitze für das Militär reserviert, sagte Rhodes. Außerdem gebe es noch den Verfassungsartikel, "der Aung San Suu Kyi das Präsidentenamt verbietet", sagte der Präsidentenberater. Letztlich sei dies aber eine Frage, über die die Politiker und das Volk Myanmars in Zukunft entscheiden müssten.

Obama hatte Suu Kyi bereits am Mittwoch zu ihrem Wahlsieg gratuliert. Beide Politiker sagten in einem Telefongespräch, dass alle Parteien in Myanmar die offiziellen Ergebnisse respektieren und zusammenarbeiten müssten. Zuvor hatte Obama bereits Staatschef Thein Sein zur Abhaltung einer freien und fairen Parlamentswahl gratuliert.

Die NLD hatte schon 1990 die Parlamentswahl klar gewonnen, das Militär hatte sich damals aber geweigert, das Ergebnis anzuerkennen. Suu Kyi verbrachte daraufhin die meiste Zeit im Hausarrest. Vor vier Jahren wurde die Militärherrschaft beendet und die Macht an eine formal zivile Regierung unter dem ehemaligen General Thein Sein übertragen.