Was passiert am Alten Schlachthof? Zähe Verhandlungen um Popzentrum

BONN · Bis zum 23. April will das Liegenschaftsamt nun endgültig eine Entscheidungsvorlage für das Kompetenzzentrum für Popkultur ausgearbeitet haben.

 Hier am Alten Schlachthof will eine Gruppe von Investoren ein Kompetenzzentrum Popkultur errichten.

Hier am Alten Schlachthof will eine Gruppe von Investoren ein Kompetenzzentrum Popkultur errichten.

Foto: Archiv: Roland Kohls

Das habe Alfred Beißel, Leiter der Stabsstelle Liegenschaftsmanagement, den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses am Mittwochabend im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zugesichert, nachdem man dies eindringlich eingefordert habe, hieß es von mehreren Ausschussmitgliedern.

Wie berichtet, will eine Investorengruppe um den früheren R(h)einkultur-Chef Holger Jan Schmidt auf dem Gelände des Alten Schlachthofs ein Zentrum verwirklichen, das unter anderem eine Konzert- und Veranstaltungshalle vorsieht. Und genau dies ist Teilen der Verwaltung wohl nicht recht. "Das Projekt ist in der Verwaltung umstritten. Das ist das, was ich wahrnehme", sagt Achim Schröder (FDP). "Es gibt eine Gruppe in der Verwaltung, die eine weitere Konzert- und Veranstaltungshalle an diesem Standort skeptisch gegenübersteht", meint auch SPD-Politiker Ernesto Harder. Die Verwaltung befürchte offenbar eine zu starke Konkurrenz für das Brückenforum, das eine städtische Immobilie ist und etwa die gleiche Größe wie die Halle am Alten Schlachthof hat.

Auch Ausschussvorsitzender Guido Déus kann sich nicht des Eindrucks verwehren, "dass die Entscheidung über das Kompetenzzentrum durch die Verwaltung verschleppt wird". Déus: "Das war ja auch der Anlass unseres Dringlichkeitsantrags, nämlich den Druck auf die Verwaltung zu erhöhen." Die Jamaica-Koalition hatte gefordert, "umgehend ein dezidiertes Preisangebot für den Kauf des Geländes zu unterbreiten". SPD, Linke und BBB enthielten sich, weil sie den Antrag für überflüssig hielten. Harder: "Ich habe ja selbst mehrmals Druck gemacht, damit das Projekt vorankommt, aber solch ein Antrag ist ja völlig unsinnig."

Dass es aber wohl erhebliche Widerstände im Verwaltungsvorstand gibt, da ist er sich sicher, nimmt aber ausdrücklich Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch da aus: "Er hat mir erst kürzlich versichert, dass er das Projekt auch will." Aber es gebe ihm schon zu denken, dass die Investoren etwas mehr als ein Jahr gebraucht hätten, bis sie endlich mal von der Verwaltung aufs Gelände gelassen wurden.

"Wir wissen nicht so recht, ob es eine Verzögerungstaktik der Stadt ist. Fest steht, dass immer wieder neue Hindernisse aufgebaut werden", sagt Martin Heyer (Grüne). Das größte Hindernis schien ursprünglich die Frage, ob solch ein Veranstaltungsort in unmittelbarer Nähe zur Müllverwertungsanlage überhaupt möglich ist. Doch dazu wurde bereits vor etwa einem Jahr ein Gutachten vorgelegt. Darin hieß es, der Betreiber müsse eben für den Fall einer Betriebsstörung der MVA ein eigenständiges Alarmierungskonzept erarbeiten.

Doch mittlerweile stellt sich die Frage nach dem Kaufpreis als das größere Problem dar. Während die Stadt sich mit einem Fassadenhersteller, der sich ebenfalls dort niederlassen will, längst einig ist, werden nach GA-Informationen immer wieder neue Probleme aufgeworfen.

Zunächst konnte man sich nicht darauf einigen, einen weiteren unabhängigen Gutachter über die Wertermittlung zu beauftragen. Dann meinte die Verwaltung, der Wert der Immobilie müsse höher angesetzt werden, weil der Gutachterausschuss bei seinem Ergebnis nicht berücksichtigt habe, dass auf der Parzelle eben kein Handwerkerbetrieb ansiedelt und der Wert des Grundstücks ja auch von seiner Verwertung abhinge.

Mittlerweile geht es auch darum, dass die ursprüngliche Idee, Teile der vorhandenen Gebäude zu erhalten, sich doch als schwieriger herausstellten. Auch dies soll die Festlegung eines Kaufpreises erschweren. "Wir erwarten, dass die Verwaltung die Probleme schnell und kreativ löst", so Heyer. Die Investoren waren zu einer Stellungnahme gestern nicht zu erreichen. Auch von der Stadt gab es keinen Kommentar.

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