Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 15.500 Autos in Flammen aufgegangen. Das ist zumindest die vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) genannte Zahl der registrierten Brandfälle. Insgesamt sind es sicher mehr, denn dazu kommen die Brände von Autos ohne Kaskoschutz. Das sind immerhin ein Viertel aller Pkw.

Jeden Tag frisst sich also Feuer durch Plastikverkleidungen und Druckschläuche von Autos mit Benzin oder Diesel im Tank. Die öffentliche Aufmerksamkeit aber konzentriert sich auf drei Tesla Model S, deren Batterie auf unterschiedliche Weise Feuer fing. Prompt sank der Aktienkurs des Autoherstellers – man könnte auch sagen: Der Wert des Börsenlieblings korrigierte sich vom unverständlichen Höhenflug auf ein etwas normaleres Maß. Viele Medien brachten das Wort "Absturz" in ihren Berichten unter, die Artikel wechselten blitzartig von Euphorie zu Skepsis.

Dahinter steht die Frage: Wie sicher sind batterieelektrische Autos? "Sehr sicher", sagt Gerhard Hörpel vom Batterieforschungszentrum MEET der Universität Münster. "Ein Elektroauto bereitet mir weniger Sorgen als eins mit Benzinmotor." Hörpel betont, dass eine korrekt gefertigte Batterie weder von allein noch beim Laden in Flammen aufgehe. Das Managementsystem verhindere eine Überladung.

Beim ersten Brand eines Tesla Model S ist aber ein massives Metallteil von unten in die Batterie eingedrungen. Ein ähnliches Szenario ist normaler Bestandteil des sogenannten abuse-Tests (Englisch für "Missbrauch") am MEET. Ihm müssen sich alle neu entwickelten Zellen stellen. Dabei wird ein Nagel durch Anode, Separatorfolie und Kathode getrieben und so ein abrupter Kurzschluss erzwungen. In den meisten Batteriezellen folgt dann, was die Wissenschaftler Thermal Runaway nennen – es fängt langsam an zu brennen.

Sicherheitsbehörde eingeschaltet

Wie langsam, berichtet der Fahrer des betroffenen Tesla Model S: Das Auto habe ihn gewarnt, er sei langsam an den Fahrbahnrand gefahren und habe in Ruhe aussteigen und seine Sachen aus dem Fahrzeug nehmen können. Filmaufnahmen des Brandes zeigen zudem, dass das Feuer auf den Vorderwagen beschränkt bleibt – der Erfolg der Brandschotten, die zwischen den 16 Modulen der Batterie sowie zwischen Batteriesystem und Fahrgastzelle eingebaut ist.

Tesla Motors ist inzwischen wenig amüsiert über die Berichterstattung. Seitdem das Model S vom Band läuft, hätten allein in den USA eine Viertelmillion normale Autos Feuer gefangen, so Tesla. Das habe zu 400 Todesfällen und rund 1.200 Schwerverletzten geführt. Im Vergleich dazu ist weltweit niemand bei einem der drei Tesla-Brände auch nur verletzt worden – drei Autos von bisher rund 20.000 produzierten. Eines der drei betroffenen Model S geriet auch erst nach einem heftigen Unfall in Brand, nachdem der Wagen durch eine Mauer gerast war.

Konsequenzen ziehen die Kalifornier trotzdem. Tesla hat die zuständige US-Sicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) mit einer ausführlichen Untersuchung beauftragt. Sollte sich ein Nachbesserungsbedarf ergeben, würden sämtliche existierende Autos nachgerüstet, verspricht der Hersteller. Als zweite Maßnahme gibt es ein Software-Update für das höhenverstellbare Fahrwerk. So bekommt das Model S bei Highway-Geschwindigkeiten mehr Bodenfreiheit, um Beschädigungen am Unterboden zu verhindern. Und drittens wird die Fahrzeuggarantie auf Feuer ausgeweitet, so dass keinem Besitzer ein finanzieller Schaden entstehen kann.