Zum Inhalt springen

Israel Schwarze Abgeordnete darf kein Blut spenden

Israelische Rotkreuzhelfer weigerten sich, das Blut einer schwarzen Abgeordneten anzunehmen. Sie war empört - und musste feststellen: Die Sanitäter handelten auf Anweisung des Gesundheitsministeriums. Blutspenden von in Afrika geborenen Menschen werden grundsätzlich abgelehnt.

Jerusalem - "Sie haben die spezielle jüdisch-äthiopische Blutgruppe." Mit diesen Worten sollen zwei israelische Sanitäter in der Knesset bei einer Spendenaktion das Blut der schwarzen Parlamentsabgeordneten Pnina Tamano-Schata abgelehnt haben.

Tamano-Schata zeigt sich in TV-Interviews empört: "Ich durfte in Israel Militärdienst leisten und zwei Kinder zur Welt bringen. Es gibt keinen Grund, mich so zu behandeln." Besonders die äthiopische Gemeinschaft in Israel ist schockiert. In Israel leben rund 120.000 Juden äthiopischer Abstammung, von denen zwei Drittel in Afrika geboren sind. "Was im Parlament passiert ist, ist schmerzhaft, beleidigend und äußerst ärgerlich", so Spinau Retta, ein Vertreter der Gemeinde, zur Online-Ausgabe der Zeitung "Yedioth Ahronoth" .

Denn Tamano-Schata musste feststellen, dass die Rotkreuzhelfer nach Richtlinien des israelischen Gesundheitsministeriums handelten. Blutspenden von in Afrika geborenen Menschen müssen grundsätzlich abgelehnt werden. Sie seien ungeeignet, weil sie Malaria- oder Aids-Erreger verbreiten könnten.

Israelischen Regierungspolitikern war der Vorfall offensichtlich unangenehm. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief die Abgeordnete der liberalen Zukunftspartei an und versicherte ihr, die Direktiven würden sofort auf den Prüfstand gestellt. Gesundheitsminister Yael German sagte: "Ich finde es absurd, dass in Israel im Jahr 2013 Menschen äthiopischer Abstammung, die vor 25 Jahren hierher gekommen sind, kein Blut spenden dürfen." Er werde sich darum bemühen, die Richtlinie zu ändern. Der staatliche israelische Rundfunk meldet, dass am Montag im Gesundheitsausschuss der Knesset eine Änderung der Vorgaben beraten werde.

Bereits vor 16 Jahren hatte es in Jerusalem große Demonstrationen gegeben, als Medien aufdeckten, dass Blutspenden bestimmter Bevölkerungsgruppen heimlich ausgesondert und vernichtet wurden. Jetzt zeigten sich Politiker aus allen Lagern überrascht, dass die diskriminierenden Vorschriften für in Äthiopien geborene Bürger weiter in Kraft sind.

kgp/vek/AFP