Erfahren Werber, dass eine Frau schwanger ist, geht ein unerbittlicher Krieg um sie los. Sie ist jetzt Power-Konsumentin. Sie begibt sich in ein Jahre dauerndes, vorhersehbares Konsummuster. Da ist richtig viel Geld zu holen – eine schwangere Frau ist fünfzehn Mal mehr wert als Sie.

Da zahlen Werber dann gerne auch etwas mehr. Und alle verdienen – nur die Frau nicht. Die Daten-Broker verdienen mit dem Verkauf der Information, die Firmen, wenn sie ihr damit erfolgreich Windeln, Kinderwagen und Babynahrung andrehen.

Das Beispiel stammt aus einem Experiment der amerikanischen Soziologieprofessorin Janet Vertesi und zeigt den miesen Deal, in den wir alle hineingerutscht sind: Mit unseren Daten werden Milliarden gemacht, nur wir sehen keinen Cent davon.

Citizen.Me will das ändern. Und hat deshalb vergangene Woche in einem ersten Schritt eine iPhone-App herausgebracht, eine Android-App soll im August folgen. "In einem ersten Schritt wollen wir darauf aufmerksam machen, was mit unseren Daten gemacht wird, und wie Geld verdient wird", sagte mir der Erfinder der App, StJohn Deakins in einem Skype-Gespräch.

Farbige Kreise und ein Psycho-Test

Das zeigt mir die App in einer Reihe von farbigen Kreisen mit den Logos der Online-Dienste. Interne Anwälte haben die AGB von Dutzenden Firmen, darunter Facebook, Google und Twitter, analysiert und in leicht verständliche Sprache übersetzt. Zusammen mit der Cambridge Universität ist ein Psycho-Test entstanden, der zeigen soll wie Datenbroker uns sehen.

Aber erst mal zu den AGB: Twitter, lese ich da, warnt mich nicht, wenn es die AGB ändert. Es wird einfach geändert. Andere — Google beispielsweise — geben mir Vorlauf, und lassen mich entscheiden, ob ich mitmachen will. Twitter nicht, steht da vor rotem Hintergrund. Darunter, ein Protestknopf. "Nein, das finde ich nicht verhältnismäßig", steht da zur Auswahl und ich tippe auf den Knopf.

Ein kathartischer Moment. Endlich kann man etwas tun. Das mag erstmal wenig nützen. Aber: "Wir können damit Sichtbarkeit schaffen", sagte Deakins, "und eine Gemeinschaft, mit denen wir den Unmut zeigen können". Und der Unmut wächst, wenn man einer Studie der Berater von Ernst & Young glaubt.

"Wir wollen Ihnen die Kontrolle über Ihre Daten zurückgeben." 150 Online-Dienste, darunter neben Twitter auch Facebook, Google oder LinkedIn hat Citizen.Me bereits analysiert, täglich kommen neue hinzu. Gibt es Änderungen, werde ich per Push-Nachricht informiert.