Politik

Kampf gegen russische Truppen? Kiew gibt Flughafen von Luhansk auf

Ein ukrainisches Panzerfahrzeug in der Nähe von Kramatorsk.

Ein ukrainisches Panzerfahrzeug in der Nähe von Kramatorsk.

(Foto: REUTERS)

Der Krieg in der Ostukraine geht unvermindert weiter. Bei Luhansk stößt die ukrainische Armee nach eigenen Angaben auf ein russisches Panzerbataillon - und muss sich zurückziehen. Kreml-Chef Putin wirft derweil dem Westen vor, Gewalt gegen Zivilisten zu ignorieren.

Die ukrainische Armee hat sich vom umkämpften Flughafen der von Separatisten kontrollierten Stadt Luhansk im Osten des Landes zurückgezogen. Das teilte ein Militärsprecher mit. Zuvor seien die ukrainischen Truppen unter Artilleriebeschuss russischer Streitkräfte geraten. Angesichts der "Präzision" der Angriffe sei klar, dass "professionelle Artillerietruppen" der russischen Armee an den Kämpfen beteiligt seien. Bei den Kämpfen kamen demnach sieben Soldaten ums Leben.

Bereits am Morgen hatte es in Kiew geheißen, dass bei den Kämpfen um den Flughafen ein russisches Panzerbataillon beteiligt war. Ukrainische Fallschirmjäger seien im Einsatz, um das Gebiet gegen die russischen Panzer zu verteidigen, teilte ein ukrainischer Militärsprecher auf seiner Facebookseite mit.

Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Kiew hat Russland bereits mehrfach vorgeworfen, direkt militärisch in der Ukraine aktiv zu sein. Die von Moskau unterstützten Separatisten hatten selbst mitgeteilt, dass reguläre russische Soldaten in der Ostukraine im Einsatz seien. Die OSZE hatte Ende vergangener Woche mitgeteilt, dass es dafür keine Beweise gebe.

Die Separatisten schossen derweil nach eigener Darstellung erneut ein Kampfflugzeug und zwei Militärhubschrauber ab. Rund 100 Soldaten seien zudem bei Gefechten in der Region Donezk verletzt oder getötet worden, teilten die Aufständischen russischen Agenturen zufolge mit. Sie behaupteten zudem, erstmals im Asowschen Meer zwei Boote der ukrainischen Küstenwache versenkt zu haben. Der ukrainische Grenzschutz bestätigte, dass zwei seiner Schiffe am Sonntag in der Nähe der Hafenstadt Mariupol unter Beschuss geraten waren. Die Separatisten berichteten überdies, mehrere Ortschaften im Gebiet Donezk unter ihre Kontrolle gebracht zu haben.

Putin fordert Gespräche über Status

Moskau hat bislang alle Vorwürfe zurückgewiesen, Soldaten zum Kampf an der Seite der Separatisten in die Ukraine geschickt zu haben. Allerdings waren erst in der vergangenen Woche zehn russische Fallschirmjäger auf ukrainischem Territorium festgenommen worden. Der ukrainische Verteidigungsminister Waleri Geletej hatte am Sonntagabend dem Fernsehsender Inter gesagt, dass russische Truppen in Donezk und Luhansk präsent seien.

Putin besuchte ein Mammut-Museum in Jakutsk - und kritisierte die Regierung in Kiew sowie den Westen.

Putin besuchte ein Mammut-Museum in Jakutsk - und kritisierte die Regierung in Kiew sowie den Westen.

(Foto: AP)

Russland wies erneut Vorwürfe zurück, im Nachbarland militärisch eingreifen zu wollen. "Es wird keine Militärintervention geben", betonte Außenminister Sergej Lawrow bei einem Treffen mit russischen Studenten. Moskau trete "einzig für eine friedliche Beilegung dieser schweren Krise" ein.

Kremlchef Wladimir Putin warf auf einer Sibirienreise der ukrainischen Führung vor, sich zu lange einem inhaltlichen politischen Dialog über die Zukunft der Ostukraine verschlossen zu haben. Bereits am Sonntag hatte Putin Kiew aufgefordert, mit den Separatisten Gespräche über den staatlichen Status der umkämpften Ostukraine zu beginnen. Was genau er meinte, blieb zunächst unklar.

Dem Westen warf Putin vor, sich nicht um die Gewalt ukrainischer Regierungstruppen gegen die Zivilbevölkerung in der Ostukraine zu kümmern. Dort würden weiter Wohnviertel mit Artillerie beschossen. Ziel der prorussischen Separatisten hingegen sei es, die ukrainische Armee zurückzudrängen und somit den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Zu der Drohung der EU mit weiteren Sanktionen sagte Putin, er hoffe, dass sich "der gesunde Menschenverstand" durchsetze, beide Seiten "normal" zusammenarbeiteten und sich nicht gegenseitig schadeten.

Separatisten fordern unabhängigen Staat

Lawrow forderte zugleich Gespräche über eine sofortige und bedingungslose Waffenruhe. Dies müsse Thema beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk sein. An dem Treffen nehmen nach Angaben des weißrussischen Außenministeriums Vertreter der Ukraine, Russlands sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) teil.

Putin sagte, dass damit "ein sehr wichtiger Prozess direkter Verhandlungen" beginne. "Die Kontakte werden jetzt erneuert." Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erhoffte sich von den Unterredungen in Minsk konkrete Ergebnisse, sowohl über eine OSZE-Beobachtungsmission in der Ostukraine sowie eine Feuerpause.

Auch Vertreter der prorussischen Separatisten hatten ihre Teilnahme zugesagt. Der "Vize-Premierminister" der nicht anerkannten "Volksrepublik" Donezk erklärte, man wolle bei dem Treffen erneut auf Anerkennung eines unabhängigen Staates in der Ostukraine drängen. Zudem solle es um eine Waffenruhe und den Austausch von Gefangenen gehen, sagte Andrej Purgin, der selbst an dem Treffen teilnehmen wollte.

Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa

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