Oldenburg - Sie wissen, wo die Granate hingehört. Das behauptet der französische Karikaturenzeichner Plantu in dieser kleinen Perle im Programm des Oldenburger Filmfests. In „Cartoonists: Foot Soldiers of Democracy“ (übersetzt: „Karikaturisten: Fußsoldaten der Demokratie“) porträtiert Regisseurin Stéphanie Valloatto eine Internationale von 14 Karikaturenzeichnern aus aller Welt.

„Wenn eine Karikatur niemanden verletzt, existiert sie nicht einmal“, erklärt ein Kollege Plantus und beschreibt damit jenen schmalen Grat von Spielerei und Attacke, Applaus und Bedrohung, auf den sich die Zeichner in der Öffentlichkeit stellen. Die Grenzen des Zeigbaren verlaufen in Russland, Israel, den USA, China, Venezuela, der Elfenbeinküste und Tunesien ganz unterschiedlich, das Bewusstsein der Zeichner als Korrektiv der Macht ist jedoch das gleiche. „Unsere Muttersprache ist das Bild“, erklärt Plantu das Gemeinschaftsgefühl.

Da ist Pin San aus China, der mit seinem rotzig gezeichneten Bengel Kuang Kuang das China der 1980er Jahre aufs Korn nimmt: „Ich liebe das Studium! Ich mag harte Arbeit!“, plärrt die klobige Gestalt im Cartoon, bevor alles explodiert. Das ist ohne Umschweife Punk.

Da ist Nadia Khiari aus Tunesien, die als „Willis from Tunis“ in die Gestalt einer Katze schlüpft. Islamistisch verblendeten Mitkatzen zeichnet sie einfach einen Bart. „Ist es nicht niedlich, wenn sie von Demokratie sprechen?“, spottet dann ihr Kätzchen mit der Zackenfrisur.

Auch Kurt Westergaard kommt zu Wort, jener dänische Karikaturist, dessen Mohammed-Bildnisse 2005 zu brennenden Flaggen im Nahen Osten geführt haben. Und eng befreundete Kollegen, der eine Israeli, der andere Palästinenser, die den Nahostkonflikt ins Bild setzen.

Regisseurin Stéphanie Valloatto widersteht der Versuchung, die visuelle Raffinesse der Zeichner stilistisch imitieren zu wollen. Die Zeichner erzählen von ihrer Arbeit, nehmen die Kamera mit in den Alltag. Beiläufig werden Videos aus Krisenregionen eingeflochten, auch drastische Bilder gezeigt, ohne Scheuklappen und moralischen Zeigenfinger.

Nicht zuletzt sind viele der Karikaturen einfach zum Brüllen komisch und lohnen allein einen Besuch im Kino.

Timo Ebbers
Timo Ebbers Online-Redaktion (Ltg.)