Im Kampf gegen prorussische Separatisten ist der ukrainischen Regierung offenbar jedes Mittel recht. Der Vorwurf, dass sie mit Neonazis kooperiert, steht seit Monaten im Raum. Jetzt wird bekannt, dass rechtsradikale Milizen an der Seite der regulären Truppen kämpfen. Kann Kiew sie unter Kontrolle halten?
Sie tragen schwarze Sturmhauben und schusssichere Westen, das Gewehr im Anschlag. Über ihnen weht die gelbe Fahne mit dem Symbol der Wolfsangel, das nicht nur äußerlich an ein Hakenkreuz erinnert, sondern auch von den Nationalsozialisten verwendet wurde. So präsentieren sich die Kämpfer des Bataillons Asow im sozialen Netzwerk vk.
Das Bataillon Asow ist eine rechtsradikale Miliz. „Die historische Mission unserer Nation in diesem kritischen Moment ist, die weißen Rassen der Welt in einen finalen Kreuzzug für ihr Überleben zu führen“, sagte der Kommandeur Andrij Bilezki der britischen Zeitung „Telegraph“.
Die Milizionäre rücken noch vor den Armee-Panzern aus
Seine Miliz kämpft an der Seite der ukrainischen Regierungstruppen gegen die pro-russischen Separatisten. Neonazis im Dienste der Regierung.
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Wie der „Telegraph“ berichtet, schickt das ukrainische Militär das rechtsradikale Bataillon an vorderster Front in den Kampf. In der Stadt Marinka seien die Milizionäre noch vor den Panzern der Armee vorgerückt und hätten einen Checkpoint erobert. „Das Wichtigste ist, dass wir einen Brückenkopf für den Angriff auf Donezk geschaffen haben. Und wenn dieser kommt, werden wir vorangehen“, so Bilezki.
„Dass eine solche Miliz Unterstützung vom Staat und Präsenz in den Medien erhält, ist eine bedenkliche Erscheinung“, sagt Politikwissenschaftler Andreas Umland von der Universität Kiew im Gespräch mit FOCUS Online. „Doch in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen: Die ukrainische Regierung greift im Kampf gegen die Separatisten auf alle zurück, die sie mobilisieren kann.“
Etwa 200 bis 300 Männer
Am Anti-Terroreinsatz der ukrainischen Regierung sind etwa 30.000 ukrainische Soldaten beteiligt, hinzu kommen mehrere halb-offizielle Milizen. „Es kursieren Schätzungen, wonach diese Milizen zusammengerechnet etwa auf 2000 Mann kommen“, so der Experte, der am Institut für Euro-Atlantische Kooperation in der ukrainischen Hauptstadt forscht. „Mit dem Bataillon Asow ist mindestens eine davon von Rechtsradikalen unterwandert. Man geht davon aus, dass ihm etwa 200 bis 300 Männer angehören.“