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Mit:
Datum: 11. Oktober 2002
Location: Jahrhunderthalle
Frankfurt-am-Main
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Nenas große Herzschmerz-Jubiläumsgala in der Frankfurter Jahrhunderthalle.

Review von Klaus Hardt

20 Jahre Nena. Das war das Motto der großen Herzschmerz-Jubiläumsgala in der Frankfurter Jahrhunderthalle. Seit zwei Dekaden steht die Hagenerin auf deutschen und internationalen Bühnen, was für sie und ihre Plattenfirma Anlass war, ein Album mit alten Hits neu aufzunehmen und ein Konzert mit vielen bekannten Künstlern zu veranstalten. In der am Vormittag vor der großen Show abgehaltenen Pressekonferenz prophezeite sie schon, dass es am Abend sehr sentimental werde. Aber alle Gefühle seien hundert Prozent echt. So kramte ich nach mindestens fünfzehn Jahren meine Stretch-Jeans und Schweißbänder wieder aus und machte mich auf den Weg in die Jahrhunderthalle.

Zunächst begrüßte Knuddelbär Dirk Bach im lustigen Glitzerstrampelanzug die Besucher. Jess Jochimsen bot eine Comedy-Homage an die schöne Zeit des Flaschendrehens und des Nena-Starschnitts. Das hätte aber nicht viel länger dauern dürfen, denn die Menge wollte nun endlich ihr Idol sehen. Nachdem Nenas ältere Schwester kurz ihrer Kleinen alles Gute wünschte und damit auch dem Letzten klar machte, um welche Gefühle es an diesem Abend ging, fing es endlich an. Mit gewohntem Stufenschnitt und blonden Strähnchen präsentierte sich die Sängerin und bretterte mit "Haus der drei Sonnen" und "Satellitenstadt" richtig los. Ihre rein männliche Begleit-Band, die aus sehr jungen Musikern bestand, hatte die Sache gut im Griff.

Erster Gast war Westbam, der einige Male "Old School, Old School" ins Mikro sang und dazu spaßige Bewegungen veranstaltete. Zu diesem Zeitpunkt, war die Stimmung recht unbeschwert. Doch ab dem Duett "Wunder Geschehen" mit Joachim Witt konnte man sich kaum noch den bewegenden Emotionen entziehen. Direkt anschließend legte Nena mit Markus für die Schlagerfreunde "Taschenlampe" nach, wobei sich beide fast das ganze Stück in den Armen lagen und zeitweise tief in die Augen schauten.

Danach fuhr man größere Geschütze auf. Für fünf Stücke begleitete ein Orchester die einfühlsam und mit viel Energie singende Nena. Die Fans dankten ihr diesen Einsatz mit hochgehaltenen Pappschildern, auf denen sie Liebkosungen kund taten. Oder bei Silbermond hielt mindestens die Hälfte der Zuschauer kleine Monde hoch. Die wurden vermutlich am Eingang verteilt. Mit orchestraler Begleitung trugen auch Mike ("Es regnet"), Hartmut Engler ("Pirat") und Udo Lindenberg ("Jetzt bist du weg", "Zusammen") ihre Stücke vor. Letztgenannter war übrigens der einzige, der zweimal mit Nena im Duett singen durfte. Der Grund für diese Bevorzugung wurde mir erst am nächsten Morgen beim Brötchenholen klar. Auf der Bäckereitheke sprang mir die Titelseite der Bildzeitung ins Gesicht. "Nena & Udo Lindenberg: Ja, wir waren ein Liebespaar!"

Nach so viel Emotionen musste einfach etwas Auflockerung her. Eine Band, die nicht in den 80ern ihre Hochzeit hatte, brachte den Laden wieder in Schwung. Rosenstolz und Nena rockten gut los. Im Anschluss daran konnte man sich mit Howard Jones und "What is Love" noch mal ans rumknutschen beim Discoabend erinnern, bevor dann wieder die Post mit Kim Wilde bei "Irgendwie" abging. Die Engländerin bot die englischen Strophen dar, Nena die deutschen.

Die Klassiker "Leuchturm" und "Nur geträumt" sang die vierfache Mutter alleine und auch den Schluss des regulären Programms durfte sie solo bzw. gemeinsam mit dem Publikum genießen, denn das stimmte eigentlich bei allen Liedern mit ein. Zunächst spielte sie "99 Luftballons" in der aktuellen Version und dann noch einmal in der alten Fassung.

Die Zugabe begann mit einer weiteren Fassung von "Irgendwie" und wurde abgerundet mit der All-Star-Variante von "Anfang vom Ende" bei der noch mal die Gäste auf die Bühne kamen, sich alle umarmten, mitsangen, usw. Als Rausschmeißer fungierte eine Hardcore-Techno-Version von "Leuchtturm" mit den Jungs von Tok Tok, für die manch älterem Zuschauer etwas das Verständnis fehlte. Doch während der vorhergehenden drei Stunden kamen die Fans ja schon voll auf ihre Kosten und erlebten eine Nena, die sich völlig verausgabte.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Nena

Das große Frolleinwunder der Neuen Deutschen Welle, Gabriele Susanne Kerner, kommt am 24. März 1960 in Hagen zur Welt. Der Name Nena wird zwar später …