Die Unternehmensnachfolge ist eine der größten unternehmerischen Herausforderungen überhaupt, für Senior wie Junior. Es geht schlichtweg um das Überleben des Familienunternehmens und darum, am Ende nicht wie im Roman „Die Buddenbrooks“ vor den Scherben des eigenen Betriebs zu stehen. Aber nicht nur für den Betrieb kann es das Aus bedeuten, auch die Volkswirtschaft würde leiden: 90 Prozent aller deutschen Betriebe sind Familienunternehmen. Sie erwirtschaften mit fast 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze die soziale Sicherheit Deutschlands und sind mit 80 Prozent der Ausbildungsplätze die Ausbilder der Nation. Wenn Nachfolge nicht klappt, hinterlässt das Spuren.
Und das würde es auch bei meinem Unternehmen, der Henkelhausen GmbH & Co. KG. Ich habe zwei Töchter, eine von ihnen könnte sich die Unternehmensnachfolge vorstellen. Natürlich versuche ich, ihr die Nachfolge schmackhaft zu machen, aber letztendlich ist es ihre Entscheidung. Wir haben uns geeinigt: Bis sie 30 Jahre alt ist, kann sie ohne Druck Erfahrungen sammeln – und zwar wo und wie sie möchte. Dann jedoch sollte sie entscheiden, ob sie die Henkelhausen-Gruppe übernehmen möchte oder einen anderen Weg einschlägt.
Ein Unternehmen weiterzuführen ist heute eine von vielen Optionen
Die Wahl wird ihr nicht leichtfallen. Denn junge Menschen haben heute alle Möglichkeiten: in China studieren, die Karriereleiter in einem amerikanischen Konzern hochklettern oder doch das eigene Unternehmen gründen. Das Familienunternehmen fortzuführen ist heute nur noch eine von vielen Optionen. Und politische Entscheidungen verringern die Attraktivität, das Familienunternehmen zu übernehmen, statt sie zu vergrößern – sei es die überbordende arbeitsmarktrechtliche Bürokratie durch Regelungen des Mindestlohns, der Zeitarbeit und der Werkverträge oder seien es steuerliche Hindernisse wie die geplante Verschärfung der Erbschaftsteuer. Auch insgesamt schlägt das gesellschaftliche Pendel eher in Richtung „unternehmensfeindlich“ statt „-freundlich“.
Trotz allem würde ich jedem Nachfolger – natürlich auch meiner Tochter – empfehlen, den Versuch zu wagen. Dabei gilt es jedoch, einige Grundsätze für eine geglückte Unternehmensnachfolge zu beachten: Zum Beispiel sollten alle Beteiligten im Vorhinein wissen, was sie erwartet – das bedeutet auch, die Mitarbeiter rechtzeitig zu informieren und den Beirat miteinzubeziehen – ihm gelingt der emotionslose Blick von außen. Dazu braucht jeder erfolgreiche Nachfolger Erfahrungen, die nicht aus dem familieneigenen Unternehmen stammen. Die Sporen müssen nach der externen Bewährung auch erst in einer anderen Position innerhalb des Familienunternehmens verdient werden. Dies sichert auch den Respekt der zukünftigen Mitarbeiter. Und auch ich als scheidender Unternehmer wünsche mir eine Perspektive für die Zeit danach. Für mich persönlich steht fest: Ich ziehe mich komplett aus dem operativen Geschäft zurück, würde meiner Tochter aber natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie möchte.
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