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Deutschland Sicherheitsreport

„Deutsche haben bedenkliches Bild von der Bundeswehr“

Politik-Redakteurin
Die Truppe hat auch ein Panzerproblem

Altersschwäche, Ersatzteilmangel, Verzögerungen bei der Neubeschaffung. Die Materialmisere der Bundeswehr hat viele Gründe. Dennoch soll sie Anfang 2019 die Führung der multinationalen Eingreiftruppe in Osteuropa übernehmen.

Quelle: WELT

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Die Bundeswehr verliert in der Bevölkerung Vertrauen, und eine Mehrheit lehnt es ab, mehr Geld ins Militär zu investieren. Hingegen genießt die Polizei hohes Ansehen. Die Angst der Deutschen vor Terror und Kriminalität bleibt groß.

Die Bundeswehr hat nicht nur ein Problem mit ihrer Einsatzfähigkeit und inneren Verfasstheit – sie genießt auch in der Bevölkerung immer weniger Rückhalt. Das ist ein Ergebnis des Sicherheitsreports 2018, den das Institut für Demoskopie Allensbach und die Beratungsgesellschaft Centrum für Strategie und Höhere Führung am Mittwoch vorgestellt haben.

Demzufolge ist das Vertrauen in die Bundeswehr in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen – von 53 Prozent im Jahr 2011 auf nur noch 45 Prozent im Januar 2018. Nur noch 22 Prozent der Bevölkerung halten die Bundeswehr demnach für gut ausgestattet und einsatzfähig; eine Mehrheit von 63 Prozent bewertet Ausrüstung und Einsatzfähigkeit als unzureichend.

Dennoch ist die Bevölkerung nicht bereit, mehr Geld für die Soldaten auszugeben: Nur 27 Prozent sprechen sich für mehr Investitionen in Ausstattung und Verteidigung aus. „Das Bild, das die Deutschen von der Bundeswehr haben, ist bedenklich“, sagte Klaus Schweinsberg, Geschäftsführer des Centrums für Strategie und Höhere Führung. „Die Bundeswehr hat ein massives Imageproblem.“

Quelle: Infografik Die Welt

Demgegenüber genießt die Polizei in der Bevölkerung ein weitaus höheres Ansehen: Bei der Frage, wofür der Staat mehr Geld ausgeben sollte, rangiert sie nach Schulen, Familien und Gesundheitswesen auf Platz vier. 69 Prozent der Bevölkerung wünschen sich für sie eine bessere Ausstattung. Dies korrespondiert mit dem anhaltend hohen Bedürfnis nach innerer Sicherheit.

Im Gegensatz zum Jahr 2016, das stark von Terroranschlägen und der ungesteuerten Migration beherrscht war, ist das allgemeine Sicherheitsempfinden laut dem Report wieder gewachsen. Die Sorge, künftig von einem Terroranschlag oder einem Verbrechen betroffen sein zu können, sei aber nach wie vor hoch, sagte Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher. „Hier sieht sich der Staat mit hohen Erwartungen konfrontiert.“

70 Prozent der Befragten wünschen sich demnach mehr Engagement des Staates beim Schutz ihrer Daten. 63 Prozent fordern mehr Einsatz im Kampf gegen Terrorismus, 62 Prozent bei der Bekämpfung von Gewaltverbrechen und 61 Prozent bei der Verfolgung von Diebstahl und Einbrüchen.

„Die Bevölkerung möchte, dass mehr in innere Sicherheit investiert wird“, bilanzierte Köcher. „Ich habe mich sehr gewundert, dass das Thema im zurückliegenden Wahlkampf keine größere Rolle gespielt hat.“ Gerade beim Thema Einbruchskriminalität fühlten sich viele Menschen persönlich betroffen. „Die Politik hat lange Zeit nicht wahrgenommen, welche Beunruhigung das auslöst.“

IS wird als größte Gefahr von außen empfunden

Als größte Bedrohung für die äußere Sicherheit betrachten die Deutschen den sogenannten Islamischen Staat (IS). Trotz Rückschlägen für die Terrormiliz sehen 74 Prozent diese als größte Gefahr für die Bundesrepublik von außen, gefolgt vom Nordkorea-Konflikt und den Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine und Russland.

Der IS rekrutiert jetzt auch Frauen

Den Terroristen der Gruppe „Islamischer Staat“ gehen die Soldaten aus. Jetzt werden offenbar auch Frauen in den Krieg geschickt. In Burkas verhüllt, werden auf diesen Aufnahmen angebliche Kämpferinnen gezeigt.

Quelle: WELT/Christoph Hipp

Die Gefahr, dass Deutschland in eine militärische Auseinandersetzung hineingezogen wird, sehen aktuell 18 Prozent der Deutschen; 2016 waren es noch 24 Prozent. Das Vertrauen in die Nato ist laut der Erhebung zuletzt wieder gewachsen, vor allem im Osten Deutschlands. Ingesamt 45 Prozent der Befragten haben Vertrauen in das Verteidigungsbündnis.

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Eine Zerrüttung ist allerdings im Verhältnis zu den USA festzustellen. Zwar betrachten 41 Prozent der Befragten die Vereinigten Staaten als Deutschlands wichtigsten Bündnispartner, gefolgt von Frankreich mit 37 Prozent. Allerdings bestehen inzwischen große Zweifel an der Zuverlässigkeit der von Präsident Donald Trump geführten Regierung: Nur noch 24 Prozent halten die USA für einen verlässlichen Partner – rund die Hälfte der Bevölkerung ist gegenteiliger Auffassung.

Zugleich gelten die USA unter Trump für einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung sogar als Sicherheitsrisiko: Auf die Frage, von welchen Ländern die größte Bedrohung für den Weltfrieden ausgeht, wird mit 73 Prozent zwar Nordkorea mit seinem Diktator Kim Jong-un an erster Stelle genannt. Auf Platz zwei aber stehen mit 40 Prozent bereits die USA – vor Iran (37), Türkei (33), Syrien (30) und Russland (28).

Quelle: Infografik Die Welt

„Dieser Wert ist überraschend und bemerkenswert“, sagte Schweinsberg. Die Wirkung der Trump-Regierung auf die Risikoeinschätzung der Bürger sei signifikant: „Früher wären die USA in solchen Rankings gar nicht aufgetaucht.“ Dabei mache sich aber auch bemerkbar, dass 2017 ein Jahr war, in dem die USA medial im Fokus standen.

Russland hat laut dem Report als klassisches Feindbild hingegen ausgedient – unter anderem eine Folge der Aussetzung der Wehrpflicht. Allerdings gibt es hier bedeutende Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. Während im Osten fast die Hälfte der Bevölkerung die USA als Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet, sind es im Westen 38 Prozent. Umgekehrt sehen dort 32 Prozent Russland als Gefahr, im Osten viel weniger (15 Prozent). In der Einschätzung der Gefährdungslage durch die einstigen Supermächte wirkt die deutsche Teilung also bis heute nach.

Für den Sicherheitsreport befragte Allensbach von Anfang bis Mitte Januar 1200 repräsentativ ausgesuchte Bürger ab 16 Jahren.

„Das Risiko eines Krieges ist so groß wie nie zuvor“

„Das Risiko eines Krieges ist so groß wie nie zuvor. Besonders alarmierend ist die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen“, warnt Geheimdienstkoordinator Dan Coats. Steffen Schwarzkopf berichtet aus Washington.

Quelle: WELT/ Steffen Schwarzkopf

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