Nach den mutmaßlich rassistischen Äußerungen von Zuschauern während des Länderspiels zwischen Deutschland und Serbien haben sich drei Männer bei der Wolfsburger Polizei gemeldet. Sie hätten sich in einer ersten Vernehmung zu den Vorwürfen geäußert, teilte ein Polizeisprecher mit. Zum Inhalt wollte er mit Blick auf das laufende Verfahren keine Stellung beziehen. 

Die Polizei werde weitere Ermittlungen anstrengen und den Vorgang voraussichtlich Anfang kommender Woche an die Staatsanwaltschaft Braunschweig abgeben, hieß es. Die Männer seien zwischen 30 und 40 Jahre alt und hätten sich bereits Donnerstagnachmittag gestellt, meldete die Braunschweiger Zeitung.

Laut Angaben der Polizei wurde eine Ermittlung wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet. Zuvor hatte es mehrere Hinweise unter anderem vom Deutschen Fußball-Bund gegeben. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnten sogar Haftstrafen die Folge sein. Wegen des Vorfalls hat die Polizei auch den Journalisten André Voigt als Zeugen vorgeladen. "Er ist als Zeuge geführt und soll entsprechend aussagen", sagte der Polizeisprecher.

"Alle aufrufen, mit Mut dagegen vorzugehen"

Nationalspieler Leon Goretzka forderte die Menschen in Deutschland zwei Tage nach dem Vorfall zu mehr Courage auf. "Dagegen sollte man aktiv vorgehen", sagte der Bayern-Profi. "Ich kann nur alle aufrufen, mit viel Mut dagegen vorzugehen und solche Leute in die Schranken zu weisen", sagte der 24-Jährige. "Fremdenfeindlichkeit hat keinen Platz im Stadion und in der Gesellschaft. Ich komme aus dem Ruhrpott, wo man auf die Frage der Nationalität mit Schalke, Dortmund oder Bochum antwortet. Für uns ist Integration kein Thema, sondern Selbstverständlichkeit."

Der Journalist Voigt hatte in sozialen Netzwerken ein Video veröffentlicht, in dem er von verbalen Ausfällen von drei Zuschauern während des Spiels am Mittwoch in Wolfsburg berichtete. So seien Leroy Sané und İlkay Gündoğan von drei Männern, die hinter ihm saßen, rassistisch beleidigt worden, hatte Voigt berichtet. Er ist Chefredakteur des Basketballmagazins Five. Auch nachdem er sich gegen die Beleidigungen gestellt habe, sei es weitergegangen, bis hin zu Äußerungen wie "Heil Hitler". Ihn habe "schockiert, dass ansonsten niemand im Block etwas dagegen gesagt hat, sondern es auch noch Bestätigung für die drei gab", sagte Voigt.

"Ich habe mir das Video auch angeschaut", sagte Goretzka. Es habe ihn "bewegt" und "entsetzt". Die Nationalmannschaft stehe für Vielfalt. Teamkollege Marco Reus verurteilte bei der DFB-Pressekonferenz am Freitag ebenfalls die verbalen Übergriffe: "Das ist eine Sache, die absolut nicht geht." DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte bereits am Donnerstagabend gesagt: "Das hat mich sehr betroffen gemacht. Kein Spieler darf diskriminiert werden. Wir als DFB werden jedem, der das tut, die Rote Karte zeigen."