Die Erektion

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Mal bitte alle Männer die Hand heben, die es als Beleidigung empfinden, wenn frau sich während des Beischlafs zusätzlich mit einem Vibrator stimuliert. Muss mann das als Kritik an seiner Potenz verstehen, oder ist das eine verspielte Erweiterung der erotischen Möglichkeiten?

In Jims neuem Zweiteiler ist es umgekehrt: Nicht Florent, der männliche Teil dieses Ehepaares, das langsam auf die 50 zugeht, sondern seine Frau Lea beginnt rumzuzicken, weil Florent ihr zum 48. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk machen möchte: eine stabile und dauerhafte Erektion. Damit wäre sie wahrscheinlich sogar einverstanden – nicht aber mit der Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist.

Nun geht es in Alben von Jim fast immer um das Eine – um Beziehungsprobleme von Menschen in der Midlife-Crisis. Das bildet auch hier den Hintergrund, denn während Florent und Lea streiten, werfen sie sich vieles an den Kopf, was seit Jahren unausgesprochen geblieben ist. Und Lea registriert mit Wehmut, wie unerbittlich das Alter an ihrer Schönheit nagt.

Jim selbst erzählt im Anhang, er habe sich beim Entwickeln der Story Inspiration aus dem Boulevardtheater geholt. Da gibt es meist auch nur eine Dekoration, und die Action muss von den Schauspielern kommen. Das gelingt hier gut. Langweilig wird es jedenfalls nicht – was auch auch an den Zeichnungen von Lounis Chabane liegt, der unser Ehepaar in eine typisch alte, großbürgerliche Wohnung gesteckt hat. Nicht schlecht gemacht, obwohl ich Leas Reaktion unrealistisch finde. Als spontane Empörung – mag sein. Aber in der Länge? Was die Story wirklich taugt, wird sich im abschließenden zweiten Band zeigen. Der ist für September angekündigt. Der Cliffhanger am Schluss des ersten Bandes macht jedenfalls neugierig auf die Fortsetzung.

Lounis Chabane, Jim: Die Erektion (Band 1)
72 Seiten, gebunden, 16,80, Splitter, ISBN 978-3-96219-024-8
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Update 29.8.18: Band 2 ist da und tatsächlich der Abschlussband. Das ist aber das einzig Positive, was man über ihn sagen kann. Die Story plätschert vor sich hin: Viel Gerede, viele Absichtserklärungen, und man wünscht sich, dass endlich mal was passieren würde. Und die Moral von der Geschichte: Mama und Papa friedlich im Ehebett. Oh Jim, wo ist die Lebenslust von Sonnenfinsternins geblieben?

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