Lufthansa ficht das nicht an. "Das Echo auf den neuen Auftritt ist überwiegend positiv, wenngleich mancher das traditionelle Melonengelb vermisst", teilt der Konzern mit. Wenn man die ausgelassene Stimmung auf der Frankfurter Lufthansa-Premierenparty als Indiz nimmt, dann schient die Airline nicht ganz falsch zu liegen. Der von den Lufthansa-Designern in Kooperation mit der Münchner Branding-Agentur Martin et Karczinski konzipierte Auftritt der Airline findet Beifall.
Deutlich wurde auf der Jubelparty in Frankfurt auch, wie umfassend der Marken-Relaunch – die erste grundlegende Überarbeitung seit 1988 – ausgefallen ist. Beinahe jedes Detail des Designs, das in den 80ern von Züricher Agentur Zintzmeyer & Lux entworfen wurde, haben die Lufthansa-Designer überarbeitet – vor allem auch mit Blick auf die Anforderungen des digitalen Zeitalters. "Das Zusammenspiel aller Gestaltungselemente wird so definiert, dass ein homogenes Erscheinungsbild in digitalen, responsiven Anwendungen entstehen kann", erläutert Alexander Schlaubitz, Lufthansa-Marketingchef.
Eine neue Airline-Ära scheint eingeläutet. Die Farbenkombination aus den 80er Jahren – Weiß, Blau, Gelb und grauer Rumpf – ist passé und wird nun sukzessive von den Maschinen verschwinden. "Endlich ist der graue Bauch weg", freut sich Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister.
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Klarheit ist die Devise, Prägnanz und Funktionalität. Nicht ohne Grund gerieten einige Passagen von Spohrs launiger Rede in Frankfurt zur Hommage an den legendären Designer Otl Aicher, der ab 1962 das erste systematische Erscheinungsbild für die Airline schuf. Bis heute gilt Aichers Arbeit als eine der richtungweisenden Corporate-Identity-Lösungen des 20. Jahrhunderts. Ein Meilenstein fraglos. Und ein äußerst beständiges Design zudem. Viele der von Aicher ab 1962 für den Konzern entwickelten Gestaltungsmaßgaben haben immer noch Bestand.
Doch nicht alle Maßgaben sakrosankt. Was ist mit beispielsweise mit der Farbe Gelb, die Aicher für Lufthansa in Richtung Orange mischte? Bleibt das Gelb? Das sei, unkte Carsten Spohr in Frankfurt, "eine Frage, die die Nation bewegt." Es bleibt, konnte der Lufthansa-Chef alle Skeptiker beruhigen, "aber wir setzen es gezielter ein" – als Signal zu Orientierung.
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Auch der Kranich, den einige Airline-Fans schon unter Artenschutz stellen wollten, wird nicht aussterben. Allerdings zeigt sich das unverwechselbare Wappentier nun deutlich verschlankt, wie auch der Schriftzug "Lufthansa", diese prägnante Wortmarke, die längst zu einem Bild geworden ist. Aus der fetten Helvetica wurde die moderne Lufthansa Corporate Type, eine eigens von Hannes von Döhren geschnittene Schrift.
Der hohe Anspruch der Airline werde mit der betont kühlen Gestaltung souverän unterstrichen: Das ist das Fazit, das viele Gäste der Frankfurter Lufthansa-Schau zogen. Doch die Debatte wird weitergehen. Soviel ist sicher. Denn die Airline gehört fest zum Inventar der Republik. Da gerät ein neuer Markenauftritt zur Staatsaffäre.
fw