Krieg in Jemen:Die Welt schaut weg

Der Bürgerkrieg in Jemen hat die größte Versorgungskrise der Welt geschaffen und zu einem dramatischen Ausbruch der Cholera geführt. Ein Überblick in Grafiken.

Von Anna Reuß (Text) und Michael Mainka (Grafiken)

Als der Arabische Frühling Jemen erreichte, sehnten viele im Land Veränderung herbei. Ali Abdullah Salih war schon seit 1978 an der Macht - zuerst nur in Nordjemen, nach der Vereinigung mit Südjemen dann als Präsident des gesamten Landes. Auf Druck der Protestbewegung erklärte er sich im November 2011 schließlich bereit, zurückzutreten und seinem Stellvertreter Abed Rabbo Mansur Hadi die Macht zu übergeben. Doch Ruhe kehrte keine ein. 2014 gingen Huthi-Rebellen und der ehemalige Präsident Salih eine Allianz ein, die im selben Jahr die Hauptstadt Sanaa einnahm.

Anfang 2015 trat Hadi als Präsident zurück und floh ins Exil nach Saudi-Arabien. Nur wenige Tage später annullierte er seine Entscheidung und präsentierte sich als einzig legitimer Präsident. Im selben Jahr begann eine Militärintervention unter der Führung Saudi-Arabiens in den Konflikt einzugreifen.

Ihr Ziel ist es, die Übergangsregierung unter Hadi wieder in Sanaa zu installieren. Der Konflikt verläuft seither blutig. Salih, der 2017 erneut die Seiten wechseln wollte, wurde daraufhin von den Huthi getötet.

Allein am Donnerstag starben bei Luftangriffen der Militärkoalition auf ein Krankenhaus und einen Fischmarkt mindestens 28 Menschen. Unterdessen kündigte der UN-Gesandte für Jemen, Martin Griffith, vor dem Sicherheitsrat neue Friedengespräche für den 6. September an.

Der Konflikt hat die größte Versorgungskrise der Welt geschaffen und zu einem dramatischen Ausbruch der Cholera geführt. Die Vereinten Nationen versuchen, die Epidemie einzudämmen. Allerdings haben mehr als zwei Drittel der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die meisten erkrankten in der umkämpften Hafenstadt Hodeidah und der Hauptstadt Sanaa. Die Zahl der Infizierten übersteigt bis heute 1,1 Millionen, mehr als 2300 Menschen starben bereits daran. Insgesamt kamen in dem Konflikt bisher mehr als 10 000 Menschen ums Leben.

Union und SPD hatten 2017 noch eine Reihe von Rüstungsexporten in Länder genehmigt, die am Jemen-Konflikt teilnehmen. In ihren Koalitionsverhandlungen 2018 haben sie sich aber auf einen Rüstungsexportstopp für alle Länder verständigt, die "unmittelbar" an diesem Krieg beteiligt sind. Benannt wurden diese Länder allerdings nicht. Umstritten waren in dem Zusammenhang vor allem die Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien.

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