Galerie will nichts von kaputter Skulptur wissen

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Art BaselGalerie will nichts von kaputter Skulptur wissen

Ein Mädchen (3) hat eine Skulptur an der Art Basel vom Sockel geschubst. Die Galerie verkündet offiziell, dass kein Schaden entstanden sei. Ein Foto beweist aber das Gegenteil.

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Plötzlich hat es an der Art Basel gescheppert und geklirrt. Die Plastik «Fliege» der Künstlerin Katharina Fritsch aus Düsseldorf ist vom Sockel gefallen. Die Flügel der Fliege waren abgefallen. Der Wert der Skulptur: 56'000 Franken.

Die «Täterin» ist ein dreijähriges Mädchen. Seine Mutter hatte es im Kinderwagen durch die Ausstellung geschoben, als das Mädchen nach der Fliege griff und das Kunstwerk zu Boden schubste.

Gemäss der «Bild» hat sich das Mädchen furchtbar geschämt. Die Mutter musste ihre Personalien angeben. «Das Problem ist ja weniger, wer für den Schaden aufkommt», sagt eine Galeristin zur Zeitung. Auch wenn man die Fliege wieder repariert, sei es «nicht mehr das unberührte Werk von davor».

Galerie bestreitet den Schaden

Ein Foto, das nur wenige Sekunden nach dem Kunst-Unfall gemacht wurde, zeigt die Skulptur am Boden liegend: Neben der Fliege ist der vom Rest des Körpers getrennte Flügel zu erkennen: offensichtlich abgebrochen oder abgefallen. Art Basel hält sich zu den Vorkommnissen bedeckt. «Wir sind über diesen Vorfall informiert und wurden von der Galerie darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Arbeit nicht beschädigt wurde», heisst es von offizieller Seite.

Die Fotoaufnahme spricht jedoch eine andere Sprache. Warum also die Reaktion der Galerie? Die Erläuterungen eines Basler Galeristen könnten die Erklärung liefern. In der Kunstszene werde bereits über den abgebrochenen Flügel gesprochen, sagt Daniel Blaise Thorens, Inhaber der Thorens Gallery. Darüber, dass der Unfall vor den Augen eines grossen Publikums geschehen ist, sei die Galerie wohl nicht erfreut.

Das Kunstwerk könne zwar restauriert werden doch der Schönheitsfehler, dass die Fliege geflickt wurde, könne nicht schön geredet werden. «Daraus entsteht ein Minderwert», sagt er.

93'000 Besucher

Ansonsten knüpfte die Art Basel mit einer Besucherzahl von 93'000 an die Erfolge der letzten Jahre an. Die Art Basel habe mit 290 Galerien aus 34 Ländern Sammler aus über 80 Staaten angelockt, heisst es in der Mitteilung der Messeleitung. Zu den gewichtigsten Verkäufen gehörten ein Frühwerk von Gerhard Richter und ein monochromes Gemälde des 1974 verstorbenen Südkoreaners Kim Whanki, die für 20 beziehungsweise 10 bis 12 Millionen Dollar einen Abnehmer fanden.

Nicht alle Galerien teilen ihre Verkäufe mit. Stillschweigen herrscht zum Beispiel bei der weltumspannenden Galerie Gagosian mit Hauptsitz in New York. Während der Messewoche wurde aber bekannt, dass der Kunsthandelskonzern in Basel eine neue permanente Filiale eröffnet hat. Das Kunst-Internetportal Artsy.net vermeldete, dass auch weitere grosse Player im Kunstmarkt neben ihrer Präsenz an der Art Basel mit Popu-up-Spaces zum Teil auch in Zürich ihren Geschäften nachgehen. (woz jd/sda)

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