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  4. Verena Lafferentz: Die letzte Enkelin Richard Wagners ist gestorben

Bühne und Konzert Verena Lafferentz †

Sie war die letzte Enkelin von Richard Wagner

Freier Feuilletonmitarbeiter
Verena Lafferentz-Wagner nimmt am 21.03.2013 an der Neueröffnung des Jean-Paul-Museums in Bayreuth (Bayern) teil. Vor 250 Jahren wurde der Dichter Jean Paul in Oberfranken geboren - an seinem Geburtstag am 21. März wurde ihm mit verschiedenen Veranstaltungen in ganz Bayern gedacht. Foto: David Ebener/dpa (zu dpa-lby "Bayern feiert Dichter Jean Paul" vom 21.03.2013) [ Rechtehinweis: picture alliance ] Verena Lafferentz-Wagner nimmt am 21.03.2013 an der Neueröffnung des Jean-Paul-Museums in Bayreuth (Bayern) teil. Vor 250 Jahren wurde der Dichter Jean Paul in Oberfranken geboren - an seinem Geburtstag am 21. März wurde ihm mit verschiedenen Veranstaltungen in ganz Bayern gedacht. Foto: David Ebener/dpa (zu dpa-lby "Bayern feiert Dichter Jean Paul" vom 21.03.2013) [ Rechtehinweis: picture alliance ]
Ihr Name bedeutet "Die Scheue", was sich als prophetisch erwies – Verena Lafferentz, geborene Wagner
Quelle: picture alliance / David Ebener
Sie war die jüngste der vier Wagner-Enkel – und die untypischste. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern hatte sie nie künstlerische Ambitionen. Jetzt ist Verena Lafferentz im Alter von 98 Jahren gestorben.

Sie war die letzte. Und die untypischste. Wie aus Wagner-Verbandskreisen verlautet, ist am 19.April Verena Lafferentz, geborene Wagner, im Alter von 98 Jahren gestorben. Sie war die jüngste der vier Enkel Richard Wagners. Geboren wurde sie am 2. Dezember 1920 – natürlich in Bayreuth –, nachdem Mama Cosima den zumindest bisexuellen Stammhalter Siegfried zur Ehe mit der burschikosen englischen Waise Winifred Klindworth genötigt hatte. Und der kam schnell entschlossen seinen Vermehrungspflichten mit Wieland, Friedelind, Wolfgang und zuletzt Verena nach. Schon 1930 war sie Halbweise, „Onkel Wolf“ Hitler versah bisweilen Vaterpflichten.

Verena, das ist mal nicht germanisch, sondern lateinisch und meint auch „die Scheue“, was sich als prophetisch erwies. Verena, in der Familie „Nickel“ gerufen, war wirklich die Brave, die Liebe, das Mädchen. Während sich ihre Schwester in guter Tradition bald mit der Mutter keilte und von den machtbewussten Brüdern nach dem Neuanfang der braun kontaminierten Festspiele 1951 rüde ausgebootet wurde, hatte Verena nie irgendwelche Kunstambitionen.

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Ihre einzig öffentliche Tat: 1943 heiratete Verena Wagner Bodo Lafferentz, einen Offizier der SS und Parteimitglied der NSDAP, der als Funktionär der Organisation „Kraft durch Freude“ für den Kartenverkauf der Bayreuther Festspiele zuständig war und in den Kriegsjahren die verwundeten Soldaten zur Erholung in die „Meistersinger“ karrte. Mit dem schon 1975 gestorbenen Lafferentz hatte sie fünf Kinder: Amelie (1944), Manfred (1945), Winifred (1947), Wieland (1949) und Verena (1952).

Sohn Wieland, gelernter Dirigent und damals Geschäftsführer der Salzburger Stiftung Mozarteum, machte um 2000 herum im tobenden Erbfolgekrieg am Grünen Hügel Schlagzeilen, weil er – kurzzeitig mit Wolfgang-Tochter Eva verbunden – sich ebenfalls um die Nachfolge von Enkel Wolfgang bewarb. Aber bald schon wieder zurückzog. Und Tochter Amelie kennt man nur deshalb, weil in einem ihrer Schränke angeblich der toxische Nachlass von Oma Winifried ruht; womöglich sogar erotische Korrespondenz mit Adolf Hitler. Der Nachlass mutet umso reiz- und geheimnisvoller an, je länger er der Öffentlichkeit entzogen ist.

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Bayreuther Festspiele

Von den anderen Kindern und diversen Enkeln und Urenkeln der Verena Lafferentz sind keinerlei Ambitionen in Sachen Wagner bekannt. Dieser schon anders heißende, gleichwohl fruchtbare Stamm hielt sich aus allem heraus, so wie auch Verena früh dem schwülstigen Bayreuther Dunstkreis entfloh. Mit ihrem Mann lebte sie zurückgezogen im Sommerhaus der Familie in Nußdorf am Bodensee.

Erst im Alter wurde Tante Verena in den diversen Wagnerverbänden auch international herumgereicht, ließ sie sich ehren, allein dafür, dass sie eine Wagner war. Eine gänzlich aus der Art geschlagene. Wagner light, eine ganz gewöhnliche Wagner, wie so viele andere in Deutschland mit diesem Namen. Das war ihr Verdienst. Sie hat es mit Würde ausgefüllt.

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