Obwohl Apple-Mitbegründer Steve Jobs noch vor wenigen Jahren öffentlich erklärte, Touchpens seien vollkommen überflüssig und würden von niemandem benötigt, hat der kalifornische Computerkonzern nun doch einen Eingabestift auf den Markt gebracht, als Zubehörprodukt für das ebenfalls neue 12,9-Zoll-Tablet iPad Pro. Anders als die kurzen Kunststoffstifte, die Teil vieler Smartphone-Sets sind, soll der Apple Pencil nicht bloß die Bedienung des Touch-Displays erleichtern, sondern vor allem die kreativen Möglichkeiten des Tablets erweitern: Handschriftliche Notizen, Skizzen, Zeichnungen bis hin zu richtigen Gemälden sollen mit dem schlichten weißen Stift erstellt werden können. Das iPad Pro übernimmt auf diese Weise die Funktion eines Grafiktablets.
Für Nutzer ist häufig entscheidend, wie authentisch sich ein Touchpen bei der Arbeit anfühlt, also wie gut er die Eigenschaften eines realen Bleistifts oder Kugelschreibers imitiert. Als besonders störend empfinden viele eine hohe Latenzzeit, die die Zeichnung nur stark verzögert auf dem Display erscheinen lässt und ein flüssiges Arbeiten erschwert. Um dem vorzubeugen, ruft das iPad Pro die Signale des Pencils 240-mal pro Sekunde ab. Erste Testberichte, beispielsweise von computerbild.de (20.11.2015) oder der FAZ (11.11.2015), attestieren dem Stift, praktisch ohne erkennbare Verzögerung auszukommen. Regulieren lässt sich die Strichstärke, und zwar indem der Druck auf das kapazitive Display erhöht oder verringert wird. Neigt man den Stift zur Seite, übertragen außerdem Sensoren den Neigungswinkel an das Tablet; auf diese Weise sollen Schattierungen verschiedener Stärken ermöglicht werden, also ähnlich wie bei einem echten Bleistift.
Für die eingebaute Sensorik wird freilich Energie benötigt; um den Akku des Stiftes wiederaufzuladen, nimmt man die Kappe am oberen Ende ab und steckt den Pencil in den Lightning-Anschluss eines Apple-Gerätes. Eine vollständige Aufladung soll für etwa 12 Stunden Nutzung ausreichen. Benötigt man den Touchpen jedoch sofort, kann man den Ladevorgang bereits nach kurzer Zeit abbrechen: Laut Hersteller genügen 15 Sekunden Stromzufuhr, um den Stift für weitere 30 Minuten einsatzbereit zu machen. Über einen Power-Schalter verfügt der Pencil übrigens nicht. Dies macht ihn zwar einem realen Bleistift noch einmal ähnlicher, sorgt aber auch dafür, dass stetig geringe Mengen an Strom verbraucht werden.
In Testberichten wird das neue Apple-Accessoire fast übereinstimmend als sehr präzise und exakt arbeitendes Werkzeug beschrieben, dessen Handhabung sich ausgesprochen "natürlich" anfühle (curved.de, 20.11.2015). Kritisiert wird einzig, dass am iPad Pro keine Halterung für den Stift vorhanden ist, dieser also separat in der Hemdtasche oder im Rucksack transportiert werden muss. Verwenden lässt sich der hochpreisige Touchpen mit verschiedenen Apps wie Email- und Notizprogrammen, Office-Anwendungen und verschiedenen Adobe-Softwares, die teilweise kostenpflichtig sind.