Der Anteil des Fertigbaus in Deutschland wird sich in den kommenden zehn Jahren fast verdoppeln. Davon geht zumindest Hans Weber aus, Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Branchenriesen Weber Haus.
„In zehn Jahren kann der Anteil des Fertigbaus bei den Ein- und Zweifamilienhäusern bei locker 30 Prozent liegen. In einigen Bundesländern wie Bayern, Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg sei das sogar schon jetzt der Fall“, sagte Weber der „Welt am Sonntag“. Zuletzt hatten Fertighäuser bundesweit einen Anteil von 17 Prozent.
Seinen Optimismus zieht Weber aus der Tatsache, dass sich die Holzfertigbauweise etabliert habe. „Früher waren Fertighäuser Exoten in den Neubaugebieten, mit denen viele nichts anfangen konnten. Mittlerweile aber gibt es genug Menschen, die in einem Fertighaus aufgewachsen sind oder jemanden kennen, der eins gebaut hat. Und sie alle tragen ihre Erfahrungen weiter oder werden jetzt selbst zu Bauherren“, sagte er.
Eine ganze Generation könnte wegbrechen
Allerdings macht sich der 80-Jährige auch Sorgen um das Baugeschäft der Zukunft. Zwar hätten die niedrigen Zinsen zuletzt die Baukonjunktur beflügelt – und Weber rechnet auch damit, dass die Zinsen weiter niedrig bleiben.
„Das ist aber gefährlich für uns“, sagte er. Denn mittelfristig könnten der Branche ganze Generationen von möglichen Bauherren wegbrechen. „Die jungen Leute können heute nichts mehr ansparen, weil sie nirgends Erträge bekommen, um Eigenkapital aufzubauen“, sagte Weber.
Der Fertigbau müsse daher zusehen, auch andere Zielgruppen zu erschließen. Im Blick hat Weber dabei vor allem Kommunen und Gewerbekunden. „Der Fertigbau ist nicht festgelegt auf Ein- und Zweifamilienhäuser“, stellte der Familienunternehmer klar.
Die Alten sind sehr aktiv
„Wir sprechen daher auch Bauherren für Mehrfamilienhäuser oder Hotels an und dazu Unternehmen oder Kommunen, die beispielsweise Büro- und Verwaltungsgebäude oder Kindergärten und Seniorenzentren bauen wollen.“ Bei Weber Haus liege der Anteil der Gewerbeobjekte mittlerweile bei rund zehn Prozent.
Beim klassischen Ein- und Zweifamilienhausbau hat die Branche zudem ältere Zielgruppen im Visier. „Der Trend geht heute dahin, im Alter noch mal zu bauen“, sagte Weber. Die Gruppe der Über-65-Jährigen sei derzeit sehr aktiv. „Die bauen sich Häuser, die etwas kleiner sind und vor allem barrierefrei, um altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen.“
Sein Unternehmen habe kürzlich ein Haus an ein Ehepaar verkauft, bei dem er über 80 und sie sogar über 90 Jahre alt ist. Zudem habe Weber Haus eine Alten-WG auf der Schwäbischen Alb gebaut. Dort seien dann sechs Frauen eingezogen, die sich per Annonce gesucht und gefunden hätten.