Frankfurt-Juwel Barkok privat: Der Dribbler aus dem Block

Von: ROLAND PALMERT, MARC SCHMIDT und ULRIKA SICKENBERGER

Wenn Aymen Barkok (18) losdribbelt, bleibt niemand unbewegt. Die Fans jauchzen. Die Gegner wackeln. Weltmeister Jürgen Grabowski (72) schwärmt: „Das will ich im Fußball sehen.“ Und Trainer Niko Kovac (45) mahnte gleich: „Aymen, pass auf. Es gibt Verteidiger, die Dir weh tun.“

Bisher hat keiner Eintrachts neuen Schmetterling erhascht: Sieben Einsätze, zwei Tore, eine Vorlage. Und immer ein Lächeln im Gesicht.

BILD besuchte den Mittelfeldspieler dort, wo er aufwuchs: Frankfurt-Nordweststadt.

Schmelztigel vieler Kulturen. Eine Hochhaus-Siedlung. „Dazwischen haben wir gekickt auf dem Spielplatz. Unter der Tischtennisplatte und unterm Holzschild waren unsere Tore“, lacht Barkok. Und weiter: „Meine Kumpels kommen aus allen Kulturen. Weiß, schwarz, deutsch, türkisch.“

Zwei Straßen weiter wurde Nationalspieler Emre Can (23) groß.

Barkok: „Obwohl ich jünger war, durfte ich mit seiner Clique auf dem Gummiplatz an der Schule kicken. Gegen die Größeren musste man sich an die Härte gewöhnen. Aufgeschürfte Knie hatte ich oft.“

Bei der SG Praunheim begann seine Vereinskarriere. „Mein Vater musste häufiger den Personalausweis herzeigen. Weil die Gegner nicht glauben wollten, dass ich nicht schon viel älter war.“

Barkok war am Ball nicht aufzuhalten. Doch seine Blitzkarriere überraschte ihn jetzt selbst.

Oktober 2016: Kovac brauchte für ein Testspiel Spieler der U19. Barkok zauberte, machte drei Tore. Und trainierte danach noch mal bei den Profis mit. „Ich hatte mich schon an der Technischen Hochschule eingeschrieben für Maschinenbau. Am 24. Oktober wäre mein erster Tag an der Uni gewesen.“

Doch vier Tage vorher unterschrieb er seinen Profi-Vertrag. „Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell gehen würde. Ich könnte ja noch in der A-Jugend spielen...“

Sein Debüt als Joker in Bremen erinnerte an den legendären Jay-Jay Okocha, der bei seiner Premiere, ebenfalls gegen Bremen, die Bundesliga verblüfft hatte. Barkok kam, fummelte die Bremer schwindelig und schlenzte den Siegtreffer zum 2:1 in den Winkel. „Ich genieße jede Minute Bundesliga.“

Und nun reißen sich alle um ihn. Vater Ahmed war vor 26 Jahren von Marokko nach Frankfurt ausgewandert. Seine drei Kinder sind hier geboren. Aber Marokko wollte Barkok schon jetzt zum Afrika-Cup nominieren.Aymen lehnte ab: „Ich will auf jeden Fall für Deutschland spielen. Wie Emre Can.“

Die U19 hatte ihn bereits eingeladen. Doch im Lehrgang zog sich Barkok einen Bänderriss zu. Ohnehin sind Verletzungen ein Grund, warum der begabte Techniker nicht viel früher schon aufgefallen ist: Kreuzbandanriss, Ellenbogenbruch. Immer kam etwas dazwischen. Und bei Eintrachts Profis hatte man Abstiegssorgen oder Trainer-Wechsel.

Barkok: „Vor dieser Saison hat mir unser U19-Trainer Alex Schur dann gesagt: ‚Pass auf, Chef-Trainer Kovac setzt mehr auf die Jugend. Das ist Deine Chance. Zeig, was Du drauf hast!‘“

Aymen hat viele Talente. Im Fußball hat er das Tor zu einer großen Karriere aufgestoßen. „Vielleicht sogar international“, so Kovac. Und die Mitspieler feixen, dass er auch Frisör werden könnte. Im Trainingslager rasierte er Flügelstürmer Ante Rebic die Haare. Aymen: „Er hat einen ähnlichen Schnitt wie ich. Das war einfach für mich.“

Aber jetzt will er erst mal die Gegner rasieren.

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