Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Damit liegt der Leitzins nun in der Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent, wie die Fed mitteilte. Zuletzt hatte das Institut Ende Juli den Leitzins gesenkt – erstmals seit der Finanzkrise. Der Ausschuss begründete den Schritt mit "Unsicherheiten" im Ausblick für das US-Wirtschaftswachstum. Der Schritt ist die Fortsetzung der im Juli begonnenen Lockerungspolitik.

US-Präsident Donald Trump kritisierte den Zinsentscheid. Powell und die Fed hätten erneut versagt, twitterte er. "Kein Mut, kein Sinn, keine Vision. Ein schrecklicher Kommunikator."

Zuvor hatte Trump die Fed zu einer drastischen Senkung der Zinsen gedrängt. Sie sollten auf "null oder weniger" gekappt werden. Es sei nur der "Naivität" von Notenbankchef Jerome Powell und der Fed geschuldet, dass die Vereinigten Staaten dem Niedrigzinsvorbild anderer Staaten nicht folgten, schrieb der Präsident. Powell hatte zuletzt vor allem angesichts des Handelskonflikts mit China vor erheblichen Risiken für das Wirtschaftswachstum der USA gewarnt.

Tatsächlich haben die USA im Vergleich mit anderen Industrieländern ein recht hohes Zinsniveau. Das liegt jedoch nur zum Teil an der Fed. Andere Faktoren, die für höhere Kapitalmarktzinsen der USA sprechen, sind das höhere Wirtschaftswachstum und die höhere Inflation. Powell hatte die Märkte auf die jüngste Senkung vorbereitet, die in Zeiten erhöhter Nervosität an den Finanzmärkten vollzogen wird. Die US-Aktien bauten in der Folge des Fed-Zinsentscheids ihre Verluste aus.

Über 50 Milliarden US-Dollar für den Geldmarkt

Kurz vor der Veröffentlichung der Zinsentscheidung hatte ein plötzlicher Liquiditätsengpass am amerikanischen Geldmarkt die Fed zum Eingreifen bewogen. Am Dienstagabend (MESZ) stellte sie den Geschäftsbanken über spezielle Wertpapiergeschäfte neues Kapital zur Verfügung. Sie kündigte auch weitere Geschäfte dieser Art an. Zuletzt hatte die US-Notenbank bei der Finanzkrise vor rund zehn Jahren auf dem Interbankenmarkt interveniert.

Grund für den Sondereinsatz der Notenbank ist ein Mangel an Liquidität auf dem amerikanischen Geldmarkt. Dort handeln die Banken mit nicht benötigten Finanzmitteln. Als mögliche Gründe für den Mangel vermuten Experten Steuerzahlungen der Unternehmen und Käufe neuer Staatsanleihen durch amerikanische Banken. Aufgrund der hohen Haushaltsdefizite der USA ist das Angebot an neuen US-Staatsanleihen derzeit hoch.