"Im Zusammenhang mit der #Me too-Bewegung sind auch in einigen Theatern Belästigungsvorwürfe bekanntgeworden", sagte der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Marc Grandmontagne. Mit dem Kodex und der geplanten Einrichtung einer neutralen Beratungsstelle solle für alle Beteiligten Vertrauen geschaffen werden, sagte er. Auf der Tagung am 8. und 9. Juni in Lübeck wird auch das Thema Geschlechtergerechtigkeit eine große Rolle spielen. "Derzeit sind nur rund 20 Prozent der Führungspositionen in Theatern und Orchestern mit Frauen besetzt", sagte Grandmontagne. "Wir wollen diskutieren, warum das so ist. Die Theater und Orchester arbeiten zudem daran, familienfreundlicher zu werden." Vorbilder in Skandinavien und den Beneluxstaaten zeigten, dass es auch anders gehe.

Dazu gehöre auch die Bezahlung der Mitarbeiter. "Schauspieler, Orchestermusiker und Bühnentechniker an öffentlich finanzierten Theatern leisten ihre Arbeit genauso wie Mitarbeiter von Stadtverwaltungen oder Abfallwirtschaftsbetrieben. Sie haben den gleichen Anspruch auf Tariferhöhungen", sagte er. An der Tagung nehmen etwa 250 Intendanten, Verwaltungsdirektoren und Kulturpolitiker teil. Dem Deutschen Bühnenverein gehören rund 100 Orchester und 217 Theater an, davon 74 Privattheater.

Ein weiteres Schwerpunktthema der Jahreshauptversammlung, die zum zweiten Mal nach 1961 in Lübeck stattfindet, wird die Digitalisierung sein. "Das ist ein gesellschaftlicher Prozess, der die Arbeit der Theater und Orchester nachhaltig verändern wird", sagte Grandmontagne. So sei es denkbar, dass in naher Zukunft Orchester statt aus gedruckten Noten aus elektronischen Partituren spielten. Die Angst, dass die Nutzung digitaler Medien die Theater Zuschauer kosten könnte, hält Grandmontagne für unbegründet. "Bisher findet diese These keine Entsprechung in der Wirklichkeit", sagte er. Nach Angaben des Deutschen Bühnenvereins liegen die Besucherzahlen der öffentlich getragenen Theater seit Jahren nahezu unverändert bei rund 21 Millionen im Jahr.

"Die Digitalisierung bietet auch neue Möglichkeiten, das Publikum durch interaktive Elemente einzubeziehen", sagte er. Das sei eine Chance, gerade jüngeres Publikum zu erreichen. Die Kosten der digitalen Aufrüstung lassen sich nach Angaben Grandmontagnes noch nicht beziffern.