Die Person, die sich in einer Beziehung vornehmlich um Kinder und Haushalt kümmert, hat bei einer Trennung immer das größere finanzielle Nachsehen. Liebe Frauen, bitte stickt das in Kreuzstich auf ein Leinentuch und hängt es hübsch gerahmt über den Herd in der gemeinsamen Küche!

Laut der Studie Mitten im Leben im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2016 verdienen immer noch 19 Prozent der verheirateten 30- bis 50-jährigen Frauen kein eigenes Gehalt. 63 Prozent dieser verheirateten Frauen verdienen weniger als 1.000 Euro netto im Monat. 63 Prozent! Damit steht Deutschland im Vergleich zum Rest von Europa schlecht da: Nirgendwo sonst tragen Frauen so wenig zum Familieneinkommen bei, fand die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, in ihrem Bericht Dare to Share von 2017 heraus. Unser hohes feministisches Ross, von dem wir gerne auf in diesen Dingen "rückständigere" Länder und ihre Bewohnerinnen herabschauen, hat leider kurze Beine.

Gehen oder bleiben? Eine solche Entscheidung sollte nicht von mangelhafter Finanzplanung abhängen, sagen die Autorinnen Heike Blümner und Laura Ewert. Dieser Text ist ein Vorabdruck aus ihrem Buch.

Dazu passt, dass mit das größte Armutsrisiko in Deutschland diejenigen haben, die weiblich und alleinerziehend sind. Es gibt etwa 1,6 Millionen alleinerziehende Mütter und Väter mit minderjährigen Kindern in unserem Land. Und unter den Alleinerziehenden sind mit über 90 Prozent – Überraschung – Frauen immer noch die größte Gruppe. 2,7 Millionen Kinder lebten 2016 in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze, natürlich nicht alle als Kinder von Alleinerziehenden, aber das Risiko zu verarmen, ist in dieser Konstellation signifikant höher. Diese Zahl steigt kontinuierlich an Mittlerweile machen Alleinerziehende ein gutes Fünftel der Familien mit Kindern aus. In Ostdeutschland gibt es mehr, in Westdeutschland weniger davon. Und die Alleinerziehenden sind wie keine andere Gruppe gefährdet, im Alter zu verarmen. Rund ein Drittel von ihnen war laut dem Statistischen Bundesamt 2016 von Armut bedroht, etwa 36 Prozent waren 2017 auf Hartz IV angewiesen.

"Gleichstellung ist ein noch nicht erreichtes Ziel", heißt es so daseinsberechtigend wie gefühlsbestätigend im Gleichstellungsbericht des zuständigen Bundesministeriums aus dem Jahr 2018. Und dass das keine Modeerscheinung ist, versteht man spätestens, wenn man sich die vielen Begriffe mit "Gap" anschaut, die nichts mit dem amerikanischen Bekleidungsunternehmen zu tun haben Der "Gender-Pay-Gap", also die Tatsache, dass Frauen in Deutschland, je nach Region, Branche und Berechnungsmethode, immer noch zwischen sechs und 21 Prozent weniger für die gleiche Arbeit bekommen als Männer. Jede Frau sollte dringend mal den Boss fragen, was der Kollege verdient. Es gibt nämlich neuerdings ein "Entgelttransparenzgesetz".

Aus dem Gender-Pay-Gap folgt dann ein "Gender-Lifetime-Earnings-Gap", was nichts anderes heißt, als dass sich weniger im Laufe eines Lebens zu sehr viel weniger summiert. Im Laufe ihres Erwerbslebens verdienen Frauen bis zu 50 Prozent weniger als Männer. Dass es dadurch dann auch einen "Gender-Pension-Gap" gibt, verwundert nicht weiter: Das Alterssicherungseinkommen, also das, was man nach Rentenbeginn erhält, richtet sich nach der kompletten Erwerbsbiografie und ist für Frauen 59,6 Prozent geringer als für Männer. Da überrascht es kaum, dass Frauen stärker von Altersarmut bedroht sind. Aktuell gilt als armutsgefährdet, wer unter 960 Euro Rente im Monat bezieht. Für alle, die sich gruseln wollen, gibt es jede Menge Rentenrechner im Internet.