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„Wired“-Chefredakteur Chris Anderson: „Man muss den Online-Zugang begrenzen“
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Wired-Chefredakteur Chris Anderson
Wired "Wired“-Chefredakteur Chris Anderson
  • FOCUS-online-Autor
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Werden Internetnutzer künftig für bestimmte Medieninhalte bezahlen? Chris Anderson, Chef des US-Magazins „Wired“, über die Mechanismen im Netz.

FOCUS Online: Mr Anderson, wo sehen Sie den Journalismus in zehn Jahren?

Chris Anderson: Ich denke gar nicht mehr in solchen Kategorien wie „Journalismus“. Mir geht es um etwas anderes: Es ist offensichtlich, dass das Internet Verbreitungskanäle für jedermann geöffnet hat. Heutzutage hat eine überwältigende Mehrheit all jener Nutzer, die schreiben, Videos und Hörstücke produzieren – also alle denkbaren Arten von Inhalten produzieren, die vorher den traditionellen Medien vorbehalten waren –, nichts mehr mit berufsmäßigem Journalismus zu schaffen. Diese Nutzer stehen direkt mit qualifizierten Journalisten im Wettbewerb. Ich sage ja nicht, dass es sich dabei um ein und dieselbe Sache handelt, aber beide Gruppen kämpfen um Aufmerksamkeit. Und sie konkurrieren um die Zeitbudgets ihrer Mitmenschen.



FOCUS Online: Welche Art von Inhalten haben Sie konkret im Blick?

Chris Anderson: Wir können jetzt streiten: Ist eine Profilseite bei „ Facebook“ ein Medieninhalt? Für mich schon. Vermittelt sie Informationen? Natürlich! Aber beinhaltet sie auch Nachrichten? Möglicherweise. Und das ist der springende Punkt: Wenn es sich um Leute aus meinem engeren Bekannten- oder Freundeskreis handelt, also Menschen, die mir wichtig sind, dann handelt es sich ganz eindeutig um Nachrichten, die für mich Relevanz und Neuigkeitswert besitzen. Aber ob es sich auch um Nachrichten handelt, die Sie oder andere Nutzer interessieren, kann ich persönlich natürlich nicht sagen. In Zukunft wird es also darum gehen, Informationen von solchen Menschen vermittelt zu bekommen, die den Nutzern etwas bedeuten, die ihr Vertrauen genießen. Wenn ich einen Bericht über einen Roboterwettbewerb lese, der von einem der Teilnehmer geschrieben wurde – ist das Journalismus? Wohl nicht, aber er erfüllt zweifellos seine Funktion.


FOCUS Online: Welches sind in dieser neuen Medienwelt die verbindenden Elemente?

Chris Anderson: Das Internet ist ein Meer von Informationen. Einige davon kommen von Laien, einige von Profis. Wir können uns das vorstellen wie einen großen Marktplatz an Informationen, eine Mischung aus einer Messe professioneller Anbieter und einem Flohmarkt. Auf diesem Markt gewinnt derjenige Vertrauen, der entweder „ New York Times“ auf seiner Visitenkarte stehen hat, oder aber auch jener, der sich das Vertrauen über lange Zeit hart verdient hat, indem er einfach einen guten Job macht und von vielen Menschen respektiert wird. Was alle Anbieter gemein haben, ist, dass sie sich eine Plattform teilen. Das ist eine signifikante Verschiebung: Die Inhalte traditioneller Medien wurden mit solchen von Laien gleichgestellt.

FOCUS Online:
Welche Rolle spielt der technologische Wandel bei diesen massiven Veränderungen?

Chris Anderson: Die Technik hat die Informationsverbreitung für jedermann erst möglich gemacht. Internet, Twitter, Facebook, YouTube – wenn man erst einmal eine offene Plattform hat, verschwimmen all diese Unterschiede zwischen Profis und Laien, bei der Herkunft des Inhalts und was die Regeln der Informationsgenerierung angeht. Aus der Sicht des Nutzers ist das alles mittlerweile ein großes Gemisch: Es ist wie ein riesiger Trichter, und in den Trichter kommen alle nur erdenklichen Sachen.

FOCUS Online: Bedeutet das letztlich das Ende der Zeitung?

Chris Anderson: Ein Großteil des Journalismus hat doch gar nichts mehr mit Zeitungen zu tun. Wir befinden uns schon auf einer vollkommen anderen Ebene! Wir müssen uns also vielmehr grundsätzlich fragen: Gibt es ein Geschäftsmodell für Journalismus? Klar gibt es das! Ich selbst bin Chefredakteur eines sehr erfolgreichen Monatsmagazins. Unsere Auflage war niemals höher als heute. Wir haben außerdem eine Website, die unsere Inhalte präsentiert und ebenfalls ganz weit vorne liegt. Ich sehe also überhaupt keine Probleme, Journalismus wird weiterhin wirtschaftlich funktionieren.
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