Das wiederholte Durchsickern von Regierungsinterna an US-Medien soll von der amerikanischen Justiz untersucht werden. Dabei geht es unter anderem um Berichte über Drohnen-Angriffe auf Terroristen und die Stuxnet-Attacken gegen Irans Atomanlagen. US-Justizminister Eric Holder sagte, die Enthüllung von Verschlusssachen könne die Sicherheit des Landes und seiner Bürger gefährden; dies werde nicht geduldet.

Holder beauftragte am Freitag die Staatsanwälte Ronald C. Machen Jr. und Rod J. Rosenstein mit der Untersuchung der "möglicherweise unerlaubten" Weitergabe von Informationen an Journalisten. Zur Aufklärung der Leaks sollen auch der US-Geheimdienstdirektor James Clapper und der Chef der Bundespolizei FBI Robert Mueller befragt werden.

Präsident Barack Obama wehrte sich in einer Pressekonferenz gegen Vorwürfe, seine Regierung lasse aus wahltaktischen Gründen eigentlich geheime Informationen über Fragen der nationalen Sicherheit an die Medien durchsickern. Er bezeichnete derartige Unterstellungen als beleidigend und falsch: "Wir haben es mit Themen zu tun, die den Schutz und die Sicherheit der amerikanischen Bevölkerung, unserer Familien, unserer Militärangehörigen oder unserer Verbündeten berühren. Und deshalb spielen wir damit nicht." Bei der Weitergabe von Geheimnissen handele es sich um eine Straftat, für die es keinerlei Toleranz gebe.

Innerhalb weniger Wochen waren mehrfach vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangt – etwa in Berichten, dass Obama den Angriff auf iranische Atomanlagen mit dem Computervirus Stuxnet 2010 persönlich angeordnet habe . Auch, dass Obama selbst Drohnenangriffe gegen Terroristen freigebe und dazu eine "Todesliste" geführt werde, machte ein Artikel in der New York Times bekannt. Zudem fanden sich Details über einen vereitelten Anschlag der Terrorgruppe Al-Kaida mit einer "Super-Bombe" in den Medien. Die Autoren beriefen sich bei ihren Enthüllungen auch auf Regierungsvertreter.

"Das muss für die Wiederwahl sein"

Mehrere hochrangige Kongressmitglieder kritisierten die Informationslecks und forderten zügige Aufklärung. Die Republikaner äußerten den Verdacht, dass die Informationen absichtlich gestreut würden, um Obama im Wahlkampf als entschlossenen und "harten" Oberbefehlshaber der US-Truppen darzustellen. Es sei "schwierig, der Schlussfolgerung zu entkommen, dass hinter den Enthüllungen eine politische Motivation" stecke, sagte Senator John McCain, der die Wahl 2008 gegen Obama verloren hatte. "Das muss für die Wiederwahl sein", sagte auch der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz im Repräsentantenhaus, Peter King. "Sie können das so sehr dementieren, wie sie wollen."

Aber sogar die demokratische Senatorin und Vorsitzende des Geheimdienstausschusses Dianne Feinstein sieht die Vorgänge kritisch: "Wenn Leute sagen, sie wollen nicht mit den USA zusammenarbeiten, weil sie uns keine Geheimnisse anvertrauen können, dann ist es ernst."

Beispiellos wäre ein manipulatives Zusammenspiel mit den US-Medien nicht: Unter Obamas Vorgänger George W. Bush waren sie vom Weißen Haus mit angeblichen Geheiminformationen über (gar nicht existierende) Massenvernichtungswaffen im Irak versorgt worden. Damit sollte 2003 öffentliche Unterstützung für eine Invasion in dem Golfstaat geschaffen werden.