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Pannen-Pressekonferenz Lästerminister Schäuble verkündet sein Steuerplus

Eigentlich hatte Wolfgang Schäuble gute Nachrichten zu verkünden: Bei einer Pressekonferenz wollte der Finanzminister sein Milliardensteuerplus erläutern. Doch erst mal zoffte er sich mit seinem Sprecher und wies ihn vor laufenden Kameras mehrfach rüde zurecht.
Pannen-Pressekonferenz: Lästerminister Schäuble verkündet sein Steuerplus

Pannen-Pressekonferenz: Lästerminister Schäuble verkündet sein Steuerplus

Foto: Rainer Jensen/ dpa

Wolfgang Schäuble

Hamburg - 61 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen für den Bund bis 2012 - das ist eindeutig eine gute Nachricht. Und die hätte Bundesfinanzminister an diesem Donnerstag dementsprechend bestens gelaunt verkünden können. Doch die Pressekonferenz startete mit einer heftigen Rüge Schäubles für seinen Sprecher Michael Offer.

Und das kam so:

Offer setzt an, die Pressekonferenz zu eröffnen, und sagt, die Unterlagen mit Details zu den Zahlen seien ja bereits verteilt. Aus dem Plenum ist ein mehrstimmiges "Nein" zu hören. Schäuble lehnt sich zurück. "Tja", sagt er, "das hatte ich gerade vor 20 Minuten gesagt: Es wäre schön, wenn die Zahlen verteilt wären." Er grinst maliziös.

Der Sprecher macht noch den Versuch einer Erklärung, es seien noch Grafiken hinzugefügt worden, da unterbricht ihn Schäuble: "Herr Offer, reden Sie nicht, sorgen Sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden."

Offer: "Meine Kollegen kümmern sich ja schon."

Schäuble: "Und so lange verlasse ich jetzt noch mal diese Pressekonferenz. Wenn Sie die Zahlen verteilt haben, sagen Sie mir bescheid."

Sprecher Offer reagiert nur noch mit einem knappen: "Okay."

Schäuble wendet sich ab, um den Raum zu verlassen, stutzt und fügt gereizt an: "Das hatte ich Ihnen vor einer halben Stunde gesagt. Sorry! Ich hatte Ihnen die Wette angeboten, Sie werden sie nicht verteilt haben." Pause. Nickt in Richtung Offer. "Vor einer halben Stunde." Schäuble verlässt sichtlich entnervt den Raum.

Zurück bleibt sein Sprecher. "Gut", sagt er, zuckt die Schultern, "ich kümmere mich, wir sehen uns gleich."

20 Minuten später kommt Schäuble zurück, abermals grinsend, schaut sich um - aber Sprecher Offer ist nicht da. "Kann mir mal einer den Offer herholen?" Gelächter im Saal, Schäuble schüttelt den Kopf. "Wir warten noch, bis der Offer da ist, er soll den Scherbenhaufen schon selber genießen", fügt er im Hinblick auf die wartenden Journalisten hinzu. Er spricht einige Sätze über die Inhalte des Papiers, dann kommt Michael Offer herein und händigt den Journalisten einen Stapel Mappen aus. "Zeigen Sie mal her, was Sie verteilen lassen", sagt Schäuble, erneut Gelächter. "Ja, ich bin vorsichtig." Offer: "Ich hab extra eins für Sie vorbereitet." Schäuble: "Sehr gut."

Die beiden kabbeln sich noch eine Weile, ob sie den Journalisten nun noch Zeit geben sollen, sich die Unterlagen anzusehen, oder nicht. Dann ergreift Offer das Wort, er wolle die "Neuerungen" in der Mappe erklären, man habe zwei Grafiken angefügt. Abermals fährt ihm sein Chef über den Mund: "Wenn Sie bisher nix verteilt hatten, ist's auch keine Neuerung." Er lacht - und scheint im selben Moment zu bemerken, dass er es möglicherweise übertreibt, und ruft gönnerhaft: "Jetzt fangen Sie an, kommen Sie! Ich zeige heute meine spöttische Seite."

Um die Inhalte ging es dann auch noch. Schäuble sagte, er sehe Deutschland angesichts der erfreulichen Zahlen auf dem richtigen Weg aus der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Haushalte hätten sich weitaus weniger dramatisch entwickelt als Anfang des Jahres noch befürchtet. Deutschland sei in Europa "Wachstumslokomotive". Und eines konnte sich Schäuble nicht verkneifen: zu betonen, dass es keine Steuersenkungen geben wird. Die Haushalts- und Finanzpolitik der Bundesregierung müsse nicht korrigiert werden, "weder nach oben noch nach unten".

ffr