Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hat einen sofortigen Rücktritt abgelehnt. Er werde sich aber "selbstverständlich" einem Abwahlverfahren gemäß der Gemeindeordnung NRW stellen, hieß es in der "persönlichen Erklärung".

Sauerland kündigte an, sich der Verantwortung uneingeschränkt stellen zu wollen – "der persönlichen wie der politischen". Er bitte jedoch um Verständnis dafür, "dass ich erst Klarheit über eine etwaige tatsächliche Verantwortung der Stadtverwaltung haben muss, bevor ich die politische Verantwortung dafür übernehme".

Für den kommenden Mittwoch kündigte Sauerland den ersten Zwischenbericht einer verwaltungsinternen Untersuchungskommission ein. Zudem forderte er die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses im nordrhein-westfälischen Landtag.

Die Duisburger CDU stellte sich hinter Sauerland. In einer Erklärung begrüßten Partei und Ratsfraktion "die laufende Aufarbeitung" durch den Bürgermeister. Gleichzeitig wandten sie sich gegen eine "einseitige Vorverurteilung" Sauerlands. Über einen Abwahlantrag werde die CDU-Fraktion auf Grundlage des "zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Erkenntnisstands" entscheiden, hieß es.

Die Duisburger SPD hatte zuvor Sauerlands Rücktritt gefordert. "Leisten Sie unserer Stadt einen letzten Dienst und legen Sie ihr Amt unverzüglich nieder", heißt es in einer verabschiedeten Erklärung des geschäftsführenden Parteivorstandes. Sollte Sauerland dem nicht Folge leisten, "ist seine möglichst baldige Abwahl unabdingbar".

Die nächste reguläre Ratssitzung, in dem die CDU nicht über eine Mehrheit verfügt, soll am 4. Oktober stattfinden. Für diesen Termin hatte die Linke am vergangenen Donnerstag zusammen mit der FDP einen Abwahlantrag gestellt. Bislang hieß es, die SPD-Ratsmitglieder seien noch unentschieden und wollten sich erst nach der Trauerfeier für die Opfer der Techno-Party äußern. Offenbar haben sie sich nun zu einem Votum gegen den Stadtchef entschlossen.

Eine Abstimmung über die Causa Sauerland noch im August ist aber wegen der Ferienzeit sehr unwahrscheinlich. Viele Ratsmitglieder sind verreist.

Seit der Loveparade, bei der durch eine Massenpanik 21 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt wurden, sieht sich Sauerland massiver Kritik ausgesetzt. Bislang hatte er alle Rücktrittsforderungen zurückgewiesen und erklärt, erst nach der Aufklärung der Umstände, unter denen es zu der Katastrophe kommen konnte, Konsequenzen zu ziehen. Dem CDU-Politiker wird vorgeworfen, sich über Bedenken gegen die Veranstaltung hinweggesetzt zu haben.

Zuletzt hatte Bundespräsident Christian Wulff den Oberbürgermeister an seine politische Verantwortung erinnert . "Zwar hat jeder als unschuldig zu gelten, dessen Schuld nicht erwiesen ist. Doch unabhängig von konkreter persönlicher Schuld gibt es auch eine politische Verantwortung", sagte er der Bild am Sonntag . "Das alles wird der Oberbürgermeister genau abwägen müssen."