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Das Puma Phone: Sport-Handy mit Hunger auf Sonnenstrom

Foto: SPIEGEL ONLINE

Angefasst Das Puma Phone ist hungrig oder glücklich

Ob die Welt darauf gewartet hat? Neben Turnschuhen, Trainingsanzügen und T-Shirts bietet der Sportartikelhersteller Puma jetzt auch ein Handy an. Sportlich soll es sein, jugendlich und ökologisch korrekt. Ob es diese Herausforderungen erfüllen kann?

Dass Puma nicht aus der Handy-Branche kommt, merkt man dem Puma Phone sofort an. Schon die Verpackung macht stutzig. "Meinen die das Ernst?", frage ich mich, als ich den formgepressten Pappkarton auf den Schreibtisch lege. Die Antwort gibt mir die rote Banderole, mit der die Verpackung verschnürt ist. Darauf ist zu lesen, der Karton sei aus 70 Prozent Papierabfällen und 30 Prozent Altpapier hergestellt, eine Tüte zum Transport brauche man nicht. Stimmt, denn ein Tragegriff ist in die Box eingebaut.

Ansonsten enthält das Pappgefäß fast alles, was ein Handy heute so braucht: Akku, Netzteil, USB-Kabel, Headset und ein Putztuch, denn das Puma Phone hat einen Touchscreen, der bei Benutzung erfahrungsgemäß verschmiert. Was fehlt, ist ein Handbuch. Nicht einmal eine Schnellstartanleitung liegt in der Transportpappe. Das mag ökologisch korrekt sein und dem Hersteller ein paar Euro sparen, glücklich macht es nicht, denn so muss ich mir von der Puma-Phone-Homepage  erst das Handbuch im PDF-Format herunterladen. Ausdrucken werde ich es nicht, dafür sind mir 90 Seiten dann doch zu viel.

Dass ein digitales Handbuch auch auf dem Handy gespeichert ist, merke ich erst Stunden später, nachdem ich die Windows-Treiber installiert, das Gerät mit meinem Notebook verbunden und ein wenig in seinem Speicher herumgeschnüffelt habe. Aber dann heißt es erst einmal, das Handy startbereit zu machen.

Dabei fallen zwei Dinge ins Auge: Der deutliche Hinweis: "Made in China", im Batteriefach, und die mit Solarzellen bestückte Rückseite. Klar, ganz dem Ökogedanken folgend soll man den Akku auch ohne Steckdose, nur vom Licht des Zentralgestirns gespeist, aufladen können. Nur, um das vorweg zu nehmen: Eine zuverlässige Stromversorgung lässt sich damit auch bei hochsommerlichen Außentemperaturen und 14 Sonnenstunden täglich nicht erreichen. Zumindest nicht bei mir, was daran liegen mag, dass ich den größten Teil des Tages hinter Glas verbringe, das nur einen Teil des Sonnenlichtspektrums passieren lässt. Wer sein Handy mit Lichtkraft betreiben will, braucht mehr Freizeit, als ich sie habe.

Gutes Gewissen dank Solarometer

Doch zurück zum Handy. Das Touchscreen-Display scheint zunächst nur zwei Farben zu beherrschen: rot und weiß. Eine hübsche Idee, die dem Puma-Handy einen sehr eigenen Look verleiht (und es auch für Bayern-, Bayer- oder FC-Köln-Fans ansprechbar machen mag). Die Benutzeroberfläche selbst wird von großen Symbolen und einer ebenso großen Schrift beherrscht, die gut zu lesen wäre, würde sie auf dem Display nicht immer so unvorteilhaft umbrochen werden. Ein Beispiel: "Überprüfe deine In - terneteinstellunge - n im JAVA-PROFIL". Immerhin helfen die großen Buchstaben bei der Bedienung, da sie durch den etwas ungenau wirkenden Berühr-Bildschirm ansonsten schwer zu treffen wären.

Als übermäßig intuitiv kann ich die Benutzeroberfläche leider nicht bezeichnen. Über drei Bildschirmseiten verteilt findet man dort Programmsymbole. Mein liebstes ist ein gezackter Kreis, der mich an Eiskonfekt denken lässt. Statt eisiger Schokolade verbirgt sich dahinter allerdings das Solarometer, eine Statistikfunktion, die mir vorrechnen soll, wie viele Gesprächsminuten, MP3-Songs und SMS-Nachrichten mir Solarenergie ermöglicht hat. Vermutlich soll mir das ein gutes Gewissen suggerieren: "Schau mal, wie viel Strom Du durch die Solarzelle schon gespart hast".

Flaschendrehen als App

Bemüht jugendlich versucht sich Puma bei seinen textbasierten Infos zum Zustand des Handys. Der Akku ist nicht voll oder leer, sondern glücklich oder hungrig. Ein paar Spiele sind vorinstalliert, bieten aber nur sehr bedingt Spaß. Die virtuelle Luftpolsterfolie zum ebenso virtuellen Zerdrücken macht einmal Spaß, die simple Memory-Adaption auch, dann hat es sich damit aber auch schon. Den meisten Nutzen kann man vielleicht aus dem virtuellen Flaschendrehen ziehen. So muss man nicht erst ein Pulle leeren, um mit dem gruppendynamischen Spielchen anfangen zu können.

Den Opera-Mini-Web-Browser des Puma-Handys kann und sollte man ebenfalls getrost vergessen, er ist schlicht unbrauchbar. Das liegt allerdings nicht am Browser selbst, sondern an der gerätespezifischen Bedienung: Die Eingabe von Internetadressen fällt beim Puma-Handy höchst umständlich aus. Dazu wird nämlich eine virtuelle Telefontastatur auf dem Bildschirm eingeblendet, über die man die Zeichen nach SMS-Art eintippen muss, jedes Tastenfeld ist also mehrfach belegt. Um ein "e" zu tippen, muss man folglich zweimal auf die Taste "def" klopfen, für ein "s" viermal auf die Taste "pqrs". Das ist zwar schön Retro, aber eben nicht gerade schnell (und definitiv nicht naheliegend). Selbst wenn man sich die Mühe macht, wird man nicht gerade mit einem erhabenen Surf-Erlebnis belohnt. Der Browser stellt bevorzugt abgespeckte Mobilseiten dar und der Bildschirm bietet mit 320 x 240 Pixeln nicht gerade viel Platz.

Fahrradtacho per GPS

Was das Puma Phone recht ordentlich beherrscht, sind die Funktionen, die man als seine Kernkompetenz bezeichnen sollte, kommt es doch von einem Sportartikelhersteller. So verfügt es über einen Schrittzähler, einen Fahrradtachometer, eine Stoppuhr und eine Kompassfunktion. Besonders hohe Qualität oder Genauigkeit sollte man hier aber nicht erwarten. So versucht sich der Tacho daran, die Geschwindigkeit per GPS zu bestimmen, was geht, aber eben nicht immer und nicht immer genau. Um eine passende Fahrradhalterung muss man sich ohnehin selbst bemühen, Puma bietet so etwas nicht an. Ähnliches gilt für die Sport-RSS-Feeds, die voreingestellt sind und den Nutzer mit Sport-News versorgen sollen. Sie führen allesamt zu englischsprachigen Portalen, wer deutsche Sportnachrichten lesen will, muss selbst Hand anlegen.

Der beherrschende Eindruck aber, den das Puma Phone nach einigen Tagen des Ausprobierens hinterlässt, ist der einer lahmen Kröte. Egal, ob man sich durch die Menüs hangelt, im Web surfen will oder einen Schnappschuss machen möchte: Stets hat man das Gefühl, die Chips des Geräts seien überfordert, sehnten sich nicht nach sportlicher Betätigung, sondern wollten viel lieber einfach in Ruhe gelassen werden.

Ein Wunsch, dem ich gerne nachkomme.