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Helga Rabl-Stadler, Präsidentin und kaufmännische Direktorin der Salzburger Festspiele, will Mitsprache bei der Wahl des Eröffnungsredners.

Foto: AP/Lilli Strauss

Standard: Haben Sie mit der Landeshauptfrau schon gesprochen, dass man die Auswahl des Eröffnungsredners optimieren könnte?

Rabl-Stadler: Ja. Pereira und ich haben der Landeshauptfrau auch schon unseren Wunschredner genannt. Ich bemühe mich seit Jahren um ein Mitspracherecht. Wir wollen und müssen die Eröffnung als Plattform für den kulturpolitischen Diskurs nützen, etwa mit so unterschiedlichen Denkern wie Rüdiger Safranski, Ilija Trojanow, Konrad Paul Liessmann oder Zaha Hadid.

Standard: Wen haben Sie fürs kommende Jahr vorgeschlagen?

Rabl-Stadler: Das soll die Landeshauptfrau zur gegebenen Zeit verkünden. Ich weiß jedenfalls zu schätzen, dass sie die Verantwortung für die schlechte Ouvertüre dieser Festspiele übernommen hat.

Standard: Welches Motto werden die kommenden Festspiele haben?

Rabl-Stadler: Keines. Es wird ein dichtes, weitgreifendes Programm in Oper, Schauspiel und Konzert geben. Wir werden beispielsweise eine neue Zauberflöte und die von Schikander weitgehend un-bekannte Fortsetzung Zauberflöte Teil 2 machen. Die Programmpräsentation möchte ich aber dem Intendanten überlassen.

Standard: Alexander Pereira will jedenfalls keine Wiederaufnahmen und die Festspiele durch einen Prolog mit geistlicher Musik um sechs Tage verlängern. Kostet das nicht viel Geld?

Rabl-Stadler: Pereira will durch das Streichen von Wiederaufnahmen im wörtlichen Sinne die Einmaligkeit der Salzburger Festspiele unterstreichen. Ich komme von einer anderen Schule - siehe Figaro, den wir mit Riesenerfolg zum vierten Mal präsentiert haben. Es kann eine Produktion im Laufe der Jahre reifen. Aber ein neuer Intendant wird für neue Wege geholt. Tritt er in die Fußstapfen seiner Vorgänger, wird er keine Spuren hinterlassen. Also unterstütze ich ihn. Aber wie Sie richtig sagen: Das kostet Geld, das wir von der öffentlichen Hand nicht bekommen. Deshalb müssen wir beim Sponsoring aktiv sein, deshalb ist es wichtig, dass der Kartenverkauf trotz der Ausweitung um 40.000 Karten so gut wie 2011 läuft.

Standard: Das müssen Sie wohl auch, um Pereiras 230-prozentige Gagensteigerung abzufangen, die der Rechnungshof aufgezeigt hat.

Rabl-Stadler: Das ist ein total verzerrtes Bild. Das Gehalt des Intendanten wird in etwa gleich sein wie das seiner Vorgänger. Er hat nur in der Vorbereitungszeit mehr Geld bekommen. Dazu ist zu sagen: Pereira arbeitet bereits jetzt mit ganzem Einsatz. Wir können schon im Oktober mit der Produktion in den Kostüm- und technischen Werkstätten beginnen und somit später teure Überstunden vermeiden. Schon jetzt sind wir in den Werkstätten mit 2012 beschäftigt.

Standard: Warum wird dann das Programm offiziell erst im November bekanntgegeben?

Rabl-Stadler: Würde Pereira jetzt seine Pläne für 2012 vorstellen, so würde das Jahr des Markus Hinterhäuser eingezwängt zwischen Flimm und Pereira wirken und nicht so eigenständig, wie es war. Wir werden das Programm 2012 im November in Salzburg, am selben Tag noch in London, später in Zürich, New York und München präsentieren - und in Schanghai, weil Pereira dort einen Sponsor für die Kostüme von Bohème gefunden hat; diese Produktion wird im Herbst 2012 von Salzburg nach Schanghai gehen.

Standard: Zurück zur Rechnungshof-Kritik: Was ist an den Festspielen verbesserungswürdig?

Rabl-Stadler: Der Rechnungshof hat den Eindruck erweckt, als würden wir noch auf der Holzschreibmaschine schreiben! Es soll nicht zu salopp klingen, aber wir werden nicht dafür besucht, das beste EDV-System zu haben. In den Theatern stand bis vor wenigen Jahren der finanzielle Aufwand für ein vernetztes EDV-System in keiner Relation zum Output. Wir müssen allein heuer schon mehr als 300.000 Euro für die Erneuerung der EDV ausgeben und werden sicher noch einmal so viel brauchen. Da wir bis 2012/13 von der öffentlichen Hand nicht mehr Geld bekommen, hieße das, dass wir in der Kunst etwas wegsparen müssten. Das zu verhindern kämpfen Pereira und ich für neue Sponsoren. Und da sind wir auf einem guten Weg.

Standard: Was bedeutete es für das Sponsoring, wären die Festspiele, wie der Rechnungshof vorschlägt, ein börsennotiertes Unternehmen?

Rabl-Stadler: Wir sind uns wohl einig, dass Kunst ihre Rechtfertigung nie aus der Rentabilität beziehen darf. Denn dann wäre man bald so weit zu sagen: Wir brauchen keine Perner-Insel, kein Landestheater, weil sich diese Bühnen nie rechnen. Man müsste verlangen, möglichst kleine Besetzungen und keine Choropern zu machen. Das wäre katastrophal - und hätte natürlich Auswirkungen auf unsere Anziehungskraft auf Sponsoren. Sponsoring muss man mit äußerster Diskretion betreiben. Es war schon nicht angenehm, als bekannt wurde, dass Hauptsponsoren mindestens 700.000 Euro bezahlen. Jeder Sponsor erwartet, dass sein Verhältnis zu den Salzburger Festspielen vertraglich genau festgelegt, für Kontrollorgane nachprüfbar, aber nicht in der Öffentlichkeit finanziell diskutiert wird.

Standard: Die Festspiele zahlen die finanziell lächerlich geringe Miete von jeweils 72,67 Euro für die diversen Häuser. Ist das als Subvention zu verstehen?

Rabl-Stadler: Die Mietverhältnisse sind historisch gewachsen tatsächlich kompliziert. Der Schüttkasten, in dem das Kartenbüro untergebracht ist, gehört den Festspielen, das Große Festspielhaus der Bundesimmobiliengesellschaft, die Felsenreitschule und das Haus für Mozart gehören der Stadt Salzburg. Wenn wir mehr Miete zahlen sollen, müssen logischerweise die Vermieter für die Erhaltung aufkommen. Das wäre ein schlechtes Geschäft für die öffentlichen Hände.

Standard: Um welche Investitionen handelt es sich?

Rabl-Stadler: Mit Spenden, Freundesgeldern etc. werden wir die 1,9 Mio. Euro für die Sanierung des Bühnenturms in der Felsenreitschule aufbringen, das heißt, hier ist kein Euro öffentliches Geld drin, das ist für einen Kulturbetrieb einmalig. Aber die öffentliche Hand muss die Erneuerung des Sicherheitssystems im Großen Haus bezahlen, 700.000 Euro allein für die Sicherheitsbeleuchtung, weitere 700.000 Euro für die Modernisierung des Sicherheits- und Alarmierungssystems, die nötig sind, weil wir sonst keine Spielstättengenehmigung mehr bekommen. Für diesen Aufwand gibt es keinen Sponsor, denn es ist kein sinnliches Vergnügen, in Brandmelder und Lautsprecher zu investieren. (Andrea Schurian, DER STANDARD- Printausgabe, 26./27. August 2011)