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FOCUS Online vor Ort: "In einer Woche geht der erste Flieger": Bayern eröffnet Abschiebezentrum
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    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Blick auf die Einrichtung
FOCUS Online Blick auf die Einrichtung
  • FOCUS-online-Autorin (Manching)

In einer ehemaligen Bundeswehrkaserne wurde am Dienstag das bundesweit erste Rückführungszentrum für Asylbewerber aus dem Balkan eröffnet. 200 Beamte sollen hier direkt vor Ort im Turboverfahren für die Abschiebung von Balkanflüchtlingen sorgen.

Der September hat gerade begonnen, doch die Sonne knallt vom Himmel, es ist brütend heiß. Eine Gruppe Asylbewerber steht an der Bushaltestelle im Gewerbegebiet des oberbayerischen Markt Manching und versucht, aus dem Fahrplan schlau zu werden. Sie leben in der nur wenige hundert Meter entfernt gelegenen Max-Immelmann-Kaserne.

Ein hoher Zaun umgibt das Areal: „Militärischer Sicherheitsbereich. Vorsicht Schusswaffengebrauch“, heißt es auf einem Schild, obwohl hier schon lange keine Soldaten mehr stationiert sind.

200 Beamte sorgen für schnelle Abschiebung

In Rekordzeit hat die bayerische Regierung auf dem ehemaligen Militärgelände ein „Aufnahme- und Rückführungszentrum für Asylbewerber mit geringer Bleibeperspektive“ geplant. Ab dem ersten September sollen hier Flüchtlinge aus dem Balkan einziehen, die nur geringe Chancen auf Asyl haben.

Um Flüchtlinge möglichst schnell in die Heimat zurückzuschicken, hat man alles an Ort und Stelle unter einem Dach vereint: Beamte des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Mitarbeiter der Ausländerbehörde, Verwaltungsgericht, Polizei und Sicherheitskräfte. Rund 200 Beamte sollen für die Abschiebung im Schnellverfahren sorgen.

Erster Flieger startet kommende Woche

„Dadurch gibt es keine Wartezeiten und die Asylverfahren werden maximal vier bis sechs Wochen dauern“, sagte die bayerische Sozialministerin Emilia Müller beim Ortsbesuch. Die Devise lautet: „So schnell wie möglich und je mehr desto besser.“

Ministerin Müller in Manching
FOCUS Online Ministerin Müller in Manching

Möglichst schnell solle die Arbeit in den neu eingerichteten Büros anlaufen und die Kapazitäten der Mitarbeiter ausgelastet werden. „Innerhalb der nächsten Woche wird der erste Flieger in den Westbalkan starten“, sagt die Sozialministerin.

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FOCUS Online 1400 Flüchtlinge seit gestern: München ächzt unter Flüchtlings-Ansturm

Kaserne liegt nahe dem Flughafen

In den Militärbaracken der Kaserne ist Platz für bis zu 500 Flüchtlinge, an zwei weiteren Standorten im Raum Ingolstadt sollen zusätzlich 1000 Asylbewerber untergebracht werden können.

Das Kasernengelände hatte auch bislang schon als Unterkunft für Flüchtlinge gedient. Aufgrund der Nähe zum Flughafen wurde jedoch entschieden, dass die Max-Immelmann-Kaserne zum ersten Rückführungszentrum in Deutschland werden soll.

240 Asylbewerber leben in Marching

240 Asylbewerber leben derzeit hier. 160 von ihnen kommen nicht vom Balkan und werden demnächst in andere Asylbewerberheime gebracht. Die Übrigen sollen schon bald in ein Flugzeug zurück in ihre Heimat steigen.

Blick auf die Einrichtung
FOCUS Online Blick auf die Einrichtung

Von den Bewohnern ist beim Ortstermin nicht viel zu sehen. Ab und zu sieht man eine Famile, die über die verdörrten Wiesen von einer Baracke in die nächste geht.

 „Ich bin glücklich, in Deutschland zu sein“

Auch in der Kaserne ist die Atmosphäre nüchtern: In den Wohnräumen stehen Hochbetten aus Eisen. Mehrere große Koffer stapeln sich in der Ecke des Zimmers einer kosovarischen Familie. Sie sind seit vier Tagen in Manching.

Eine Familie wartet auf die Abschiebung
FOCUS Online Eine Familie wartet auf die Abschiebung

Der Familienvater versteht kein Deutsch und kaum Englisch. Ihm  scheint noch nicht bewusst zu sein, dass er und seine Familie bald in einen Flieger gesetzt werden sollen: „Ich bin glücklich, in Deutschland zu sein“, sagt er.

Zweites Balkanzentrum soll Mitte September eröffnet werden

Genau dieses Gefühl will Bayern eigentlich nicht vermitteln. „Wir senden ein klares Signal an die Menschen in Balkanstaaten, dass es keinen Sinn macht, sich auf den Weg zu machen“, so die Sozialministerin in Manching. Müller ist sicher, dass sich diese Botschaft schnell herumsprechen wird.

Dafür will Bayern auch mit anderen Mitteln sorgen: Zum einen will der Freistaat Leistungskürzungen für Asylbewerber aus Balkanstaaten durchsetzen. Darüber hinaus, fordert die Ministerin den Kreis der sicheren Herkunftsstaaten auszweiten.

Mitte September soll dann auch das zweite „Balkanzentrum“ eröffnet werden. Wie stark die Zahl der Abschiebungen nach oben geht und ob das Wirkung auf die Balkanflüchtlinge hat, wird sich erst zeigen.

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