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Mehr Sicherheit vor Behörden Apple und Android verschlüsseln Smartphones

Smartphone-Nutzer der neuen iOS- und Android-Versionen bekommen mehr Schutz vor Behördenzugriffen: Apple und Google verschlüsseln die Handys, sobald sie gesperrt sind. Strafverfolger - oder Diebe - kommen dann ohne Passwort nicht mehr an die Daten heran.
Smartphone mit EFF-Aufkleber: "Ich stimme der Durchsuchung dieses Geräts nicht zu"

Smartphone mit EFF-Aufkleber: "Ich stimme der Durchsuchung dieses Geräts nicht zu"

Foto: SPIEGEL ONLINE

Apple und Google wollen Strafverfolgungsbehörden rund um die Welt die Arbeit erschweren. Anders ist nicht zu deuten, was beide Firmen für ihre neuen Handy-Betriebssysteme verkündet haben: Sowohl iPhones als auch Android-Handys mit der nächsten Version des Betriebssystems, bislang nur als "L-Release" bekannt, werden im gesperrten Zustand vollständig verschlüsselt sein. Wenn man nicht den korrekten Passcode für das Gerät kennt, kann man also mit den Daten im Speicher des Telefons rein gar nichts anfangen.

Eine Google-Sprecherin sagte der "Washington Post": "In unserer nächsten Android-Version wird Verschlüsselung beim Kauf standardmäßig aktiviert sein, man wird nicht einmal darüber nachdenken müssen, ob man sie einschalten möchte." Apple hatte am Donnerstag mitgeteilt, aufgrund des neuen Verschlüsselungssystems, das in iOS 8 eingebaut ist, sei es "uns technisch unmöglich, auf Durchsuchungsbefehle zum Auslesen dieser Daten zu reagieren".

Natürlich schützt diese Maßnahme nicht vor Ausspähung durch die NSA und ihre Verbündeten, denn deren massenhaft operierende Spähprogramme fischen die Daten direkt aus den Verbindungskabeln und Routern, die die Infrastruktur des Internets bilden. Doch als Reaktion auf die Snowden-Enthüllungen kann der Schritt der beiden Betriebssystem-Hersteller durchaus verstanden werden. Die Bereitschaft der Konzerne, auch ihren eigenen Strafverfolgern das Leben leichter zu machen, ist augenscheinlich stark gesunken. Und selbstverständlich sichert die Maßnahme das Telefon auch besser für den Fall ab, das es gestohlen wird oder verloren geht.

Politische Geste aus dem Silicon Valley

Im Juni hatte das oberste Gericht der USA, der Supreme Court, den Ambitionen von Behörden im Bezug auf Handydaten bereits Zügel angelegt. Der Gerichtshof entschied, dass die Polizei das Mobiltelefon eines Verdächtigen nicht einfach durchsuchen und Daten davon abzweigen kann, wenn kein entsprechender Durchsuchungsbeschluss eines Gerichtes vorliegt. Mobiltelefone "enthalten für viele Amerikaner viel Privates über ihr Leben", so die Begründung der Richter damals. "Aus der Tatsache, dass die Technologie es einer Person nun erlaubt, solche Informationen in der Hand zu halten, folgt nicht, dass diese Information nicht den gleichen Schutz verdient, für den die Gründerväter gekämpft haben."

Künftig aber reicht auch ein Durchsuchungbeschluss nicht mehr: Ist das Telefon gesperrt, sind die Daten für die Polizei unzugänglich, auch Google oder Apple können den Beamten dann nicht weiterhelfen. Einzig wenn der Besitzer des Handys selbst seinen Passcode preisgibt, kommt die Polizei an die Daten auf seinem Handy. Hinfällig ist all das allerdings dann, wenn es von einem Smartphone ein Backup in der Cloud gibt. Das Gleiche gilt selbstverständlich, wenn auf dem Handy gar kein Passcode eingerichtet ist.

Die Tatsache, dass die beiden Giganten diesen Schritt machen, ist durchaus als politische Geste zu werten. Seht her, sagen Google und Apple damit, die Interessen unserer Nutzer sind uns wichtiger als die der Behörden. Die Bemühungen der Konzerne im Kampf gegen allzu große behördliche Neugier werden auch von Bürgerrechtlern wahrgenommen: Die Electronic Frontier Foundation beispielsweise gibt sowohl Google als auch Apple in einer Tabelle zur Frage , welche Unternehmen sich intensiv gegen Behördenanfragen wehren, fünf von fünf möglichen Sternen, ebenso wie Yahoo, Dropbox und Facebook.

cis