Sorge um 2. Welle des Coronavirus in Serbien: Wurden Zahlen vertuscht?

Beim Fußball in Serbien
Beim Fußball in Serbien Copyright Darko Vojinovic/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews mit dpa
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Mit Sorge blicken viele auf die Covid-19-Krise in Serbien. Die Schweiz berichtet von mehreren infizierten Rückkehrern aus dem Land und denkt über Quarantäne nach.

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Bisher war Serbien nicht besonders hart von der Coronavirus-Pandemie betroffen. Doch inzwischen melden sich viele besorgte Stimmen, denn seit der Wahl am 21. Juni steigen die Zahlen.

Die Städte Novi Pazar, Kragujevac, Užice und Vranje gelten nun als Coronavirus-Hotspots. Die Regierung will dort Maßnahmen zur Eindämmung der Viruserkrankung ergreifen. Schon Anfang Mai hatte das Land den Lockdown beendet.

Laut NZZ schlagen auch die Schweizer Gesundheitsbehörden Alarm. Die steigenden täglichen Neuinfektionen in der Schweiz sind zum Teil auf Rückkehrer aus Serbien zurückzuführen. Einige Verantwortliche forden eine Quarantäne für Einreisende aus den Westbalkanstaaten wegen einer möglichen zweiten Infektionswelle dort.

Coronavirus nicht ernst genug genommen?

Beobachter gehen davon aus, dass viele in Serbien die Coronavirus-Pandemie nicht ernst genug nehmen. Vor wenigen Wochen haben sich bei Fußballspielen mit mehr als 20.000 Zuschauern sehr wahrscheinlich Menschen infiziert. Das Team von Roter Stern Belgrad gab am Montag, den 22. Juni 2020, bekannt, dass fünf Spieler positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Zudem hatte der weltbeste Tennisspieler Novak Djokovic seine Adria Tour organisiert, ohne die Corona-Abstandsregeln zu beachten. Djokovic, sein Trainer und mehrere andere Tennisspieler wurden dann positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Seit etwa einer Woche gibt es Berichte, die Regierung in Belgrad habe die wahren Coronavirus-Zahlen vertuscht, um die Parlamentswahlen nicht zu gefährden. So hatte "Balkan Insight" gemeldet, dass zwischen dem 19. März und dem 1. Juni 2020 in Serbien 632 Menschen in Verbindung mit Covid-19 gestorben seien, während die Regierung nur 244 Todesfälle registriert hatte.

Die Opposition hatte zum Boykott des Urnengangs aufgerufen, den die Partei von Staatspräsident Alexander Vucic haushoch gewann. Dem Präsidenten wird sein autoritärer Führungsstil vorgeworfen. In der Coronavirus-Krise reiste er durchs Land und lieferte höchstpersönlich Beatmungsgeräte an Krankenhäuser aus.

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Serbiens Verteidigungsminister VulinDarko Vojinovic/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.

Wenige Tage nach der Wahl wurde alledings gemeldet, dass sich Verteidigungsminister Aleksandar Vulin und mehrere weitere Politiker mit SARS-CoV-2 infizierte hatten.

Allein am Samstag wurden 227 neue Fälle aus den vergangenen 24 Stunden bekannt. Die Gesamtzahl der Ansteckungen stieg damit auf 13792. Die Zahl der Toten wird offiziell mit 267 angegeben.

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