Als vor zwei Jahren Star Wars: The Last Jedi
erschien, rief er heftige Reaktionen unter den Fans hervor. War an The Force
Awakens noch kritisiert worden, dass er nicht innovativ genug sei, sich zu sehr
auf alte Narrationsmuster und -elemente verließ, wurde The Last Jedi nun von
einigen als zu neu empfunden. Damit spaltete er die Fangemeinde. Am lautesten
waren diejenigen, die den Film nicht mochten und ihrem Unmut im Internet Luft
machten. Es regnete Hass auf die Verantwortlichen. Und genau diese Gruppe von
Menschen versucht J.J. Abrams jetzt mit The Rise of Skywalker zu befriedigen.
Es beginnt bei einfachen Dingen wie Lukes/Anakins
Lichtschwert. Zu Beginn von The Last Jedi wirft Luke es noch weg, da es für ihn
zu viele schmerzliche Erinnerungen bedeutet. Später wird es zum zentralen
Objekt des Kampfes zwischen Rey und Kylo Ren und in ebenjenem zerstört. In The Rise
of Skywalker ist es wieder ganz. Ein klassischer Retcon (Retro
Continuity=Rückgängigmachen von etwas früher Geschehenem), mit dem ich aber gut
leben konnte, da die Implikationen eher geringerer Natur waren.
Schlimmer ist da wie die Rolle von Rose gehändelt wurde. Als The Last Jedi erschien war die Figur stark
umstritten. Sie wurde teils als überflüssiger Charakter angesehen. Auch wenn
diese Kritik berechtigt sein mag, ging die Konsequenz daraus zu weit.
Roses Darstellerin Kelly Marie Tran wurde online so lange mit sexistischen und
rassistischen Kommentaren bombardiert, bis sie ihren Instagram Account löschte,
da sie dem Hass entgehen wollte. Jetzt wird in The Rise of Skywalker die Rolle
von Rose so stark zurückgefahren, dass sie quasi nonexistent ist und die
Arschlöcher werden im Endeffekt nur für ihre Widerwärtigkeit belohnt.
Nach Episode Acht war auch ich etwas enttäuscht
über die Art und Weise wie Johnson die Figur des General Hux genutzt hatte. Vom
„Space Goebbels“ war er zum Comic Relief geworden und wurde nur noch als Quelle
für Lacher genutzt. Genau dies wurde im großen Stil kritisiert, da die meisten
gerne wieder den kalten General aus The Force Awakens zurückgehabt hätten.
Genau das bekommen wir jetzt in The Rise of Skywalker, jedoch auf die denkbar
schlechteste Art und Weise. Abrams fängt mit einem guten Ansatz an. Der immer
von Kylo Ren gegängelte Hux wird zum Spion für die Resistance, um Kylo Ren zu
schaden, was Raum für eine gute Geschichte gegeben hätte. Doch genau dann wird
Hux getötet und von einem anderen völlig unbekannten General ersetzt, der außer
dem von vielen gewünschten Klischeeimperialen nichts ist. Das hat Domnhall Gleeson, der Hux großartig zum Leben erweckte, nicht verdient.
Und dann natürlich die Königsdiszplin: Wer ist der
große Böse, der hinter allem steckt? In The Force Awakens war Snoke noch die
große Unbekannte. Damit begannen die Spekulationen, wer er denn sei. Von Darth
Plagueis bis zu einem der Whills war alles dabei. Dem entzog sich Rian Johnson
geschickt indem er sich gar nicht damit aufhielt Snoke erst zu
charakterisieren, sondern ihn nur als Katalysator für die Entwicklung von Rey
und Kylo Ren benutzte. Snoke selbst war im Grunde egal. Und genau das stieß
vielen sauer auf. Sie hatten sich viel erwartet durch ihre Theorien und standen
jetzt vor einem Scherbenhaufen. Diese Scherben setzt Abrams jetzt mehr schlecht
als recht wieder zusammen. Palpatine steckt hinter allem. Er hat den Sturz in
den Reaktorschacht überlebt und manipuliert seit Jahrzehnten aus dem Geheimen
die Geschicke der Galaxis. Diese Idee ist zugegebenermaßen nicht schlecht, da
sie einen Bogen um die Skywalker-Saga spannt, jedoch ist sie meiner
Meinung nach einfach ein plumper Versuch es möglichst vielen Leuten recht zu
machen.
Das Schlimmste zum Schluss. Nachdem 2015
herumgerätselt worden war, wer denn nun Reys Eltern sind, setzte Ryan Johnson
dieser Diskussion mit The Last Jedi ein Ende und bestätigte endgültig, dass Rey
ein Niemand sei, also keine besondere Herkunft habe. Sie kommt aus dem Nichts
und ist trotzdem in der Lage Großes zu leisten. Eine wunderbare Botschaft an
alle Zuschauer*innen insbesondere Kinder und speziell Mädchen, die sich mit Rey
identifizieren und nun gesagt bekamen „Es ist nicht wichtig wo du herkommst
oder wer deine Familie ist, du hast trotzdem das Potential die Welt zu
verändern und Gutes zu tun.“ Und nun in The Rise of Skywalker wird all dies
über den Haufen geworfen. Rey ist plötzlich die Enkelin(!) von Imperator
Palpatine, was wohl eine Erklärung für ihre starken Machtkräfte sein soll. Die
wichtige Botschaft des vorigen Films wird vollkommen zunichte gemacht, da dem
Anschein nach ja doch nur diejenigen, welche aus einer wichtigen Familie kommen
dazu in der Lage sind etwas zu leisten.
Alles in allem ist The Rise of
Skywalker damit ein Armutszeugnis für die Filmindustrie und beweist wie wenig
Rückgrat J.J. Abrams und die Verantwortlichen bei Disney und Lucasfilm haben.
Anstatt ihre künstlerische (und meiner Meinung nach moralische) Integrität zu
wahren, knicken sie, aus Angst vor möglichen finanziellen Implikationen, vor einer
kleinen, aber lautstarken Gruppe aus der Fangemeinde zusammen, die diese Art
der Aufmerksamkeit nicht verdient hat.
Falls The Rise of Skywalker ein
Indikator dafür sein sollte, wie es zukünftig in der Filmbranche laufen wird,
stehen uns schlechte Zeiten bevor.
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