weiße Schleieraule fliegt im Windkanal
Cheney et al 2020
Cheney et al 2020
Starkwind

Experiment: Eule im Windkanal

Vögel können selbst bei starken Windböen souverän durch die Luft gleiten. Und dafür müssen sie kaum etwas tun, wie ein Versuch im Windkanal zeigt: Ihr Körperbau erledigt das quasi von selbst.

Birdwatching ist in Großbritannien ein Volkssport. Die Vogelbeobachtung hat es auch Shane Windsor angetan, berufsbedingt tut dies der Flugzeugingenieur allerdings meist im Labor. „Vögel fliegen bei Starkwind sehr nahe an Gebäuden vorbei – selbst wenn der Wind böig ist und ihre eigene Fluggeschwindigkeit erreicht", sagt der Forscher von der University of Bristol. "Für die Vögel ist es also überlebenswichtig, unter diesen Bedingungen sicher landen und Beute fangen zu können.“

High-Tech-Vogelkunde

Dass Vögel dazu imstande sind, ist offensichtlich. Wie sie das schaffen, war bis vor Kurzem indes nicht so klar. Windsor und sein Team haben diese Frage nun mit Hilfe einer zahmen Schleiereule namens „Liliy“ beantwortet. Sie setzten das Tier in den Windkanal – und machten dann alles sichtbar, was sich mit heutigem Stand der Technik sichtbar machen lässt: die Eule von außen (per Hochgeschwindigkeitskamera), die Eule von innen (per Computertomographen) und nicht zuletzt den Wind selbst (per Computermodell).

Eigentlich, so erzählt Windsor, hätte er erwartet, dass die Eule bei den extremen Böden ins Trudeln gerät. Doch das war nicht der Fall, „Lily“ manövrierte auch bei maximaler Windstärke souverän. „Sie war völlig unbeeindruckt", sagt Co-Autor Richard Bomphrey vom Royal Veterinary College. "Wie stark auch immer die Windböen waren, sie flog immer auf geradem Weg zu ihrem Trainer und holte sich dort ein Stück Futter ab.“

Der Flügel als Pufferzone

Diese stupende Fähigkeit hat laut Studie mehrere Ursachen. Neben der Aerodynamik spielt offenbar die Masse der Flügel eine entscheidende Rolle, die sind nämlich mit je 10 Prozent des Körpergewichts erstaunlich schwer (etwa zweimal so schwer wie man es etwa bei einem Flugzeug ähnlicher Größe erwarten würde) und können dadurch viel besser die Energie der Windböen absorbieren.

Eule „Lily“ flog in den Versuchen so, als ob sie über ein Federungssystem verfügen würde, schreiben die Forscher in einer Aussendung. Und fügen hinzu: In gewisser Hinsicht habe sie das auch, nur sei die Federung eben bereits in der Anatomie des Vogelkörpers angelegt. Fazit: „Lily“ verfüge über eine „elegante Mechanik“, von der sich auch Flugzeugingenieure einiges abschauen könnten.