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Fußball Alexander Scheelen (30)

Zwei Wochen vor der Hochzeit kam die Krebs-Diagnose

Alexander Scheelen Alexander Scheelen
Alexander Scheelen spielt in der Regionalliga für Rot-Weiß Oberhausen
Quelle: dpa/Federico Gambarini
Als bei Alexander Scheelen (30) Krebs festgestellt wurde, bat er die Ärzte um Aufschub. Er wollte erst Hochzeit feiern. Dort gab er sich „die Kante“ und wurde anschließend zum Pflegefall. Nun steht er wieder auf dem Fußballplatz.

Als er die Schocknachricht Lymphdrüsenkrebs erhielt, bat Alexander Scheelen den Arzt erst einmal um einen Aufschub. Mit der Therapie könne er frühestens in zwei Wochen beginnen, sagte der damals 30-Jährige. Schließlich war erst die Hochzeit mit Pelin angesetzt. „Das konntest du nicht abblasen“, sagt Scheelen: „Und das wollte ich auch nie und nimmer tun.“

Der Arzt stimmte zu und gab dem Regionalliga-Fußballer von Rot-Weiß Oberhausen sogar die Erlaubnis, sich „die Kante zu geben“. Das habe er auch getan, berichtet Scheelen schmunzelnd. Heute denkt er gerne zurück an diesen trotz allem so unbeschwerten Tag, an dem nur der engste Kreis über seine Erkrankung eingeweiht war. „Es war ein wunderschönes Fest, einfach perfekt“, sagt er: „An diesem Tag habe ich an nichts anderes gedacht.“

Oberhausens Trainer Mike Terranova war auf der Hochzeit, und er war einer der Eingeweihten. „Ich konnte nicht richtig feiern“, sagt er: „Es sollte der schönste Tag im Leben sein, und dann sowas. Aber Alex hat das durchgezogen. Er war schon immer ein Kämpfer.“

Rot-Weiß Oberhausen - SV Westfalia Rhynern
Alexander Scheelen im Trikot von Rot-Weiß Oberhausen
Quelle: pa/Revierfoto/Re

Doch direkt danach begann eine Leidenszeit, die selbst ihn fast an seine Grenzen brachte. „Wir haben gleich zu Beginn die harte Chemo gemacht. Damit alles bereinigt werden kann, was böse ist“, erzählt Scheelen: „Leider ging auch vieles verloren, was gut ist.“ Und dann zählt er auf: „Ich hatte kaum Kraft, mir die Zähne zu putzen. Ich hatte Haarausfall, Appetitlosigkeit, ich war nur am Brechen. Drei Wochen konnte ich nichts machen. Gar nichts. Ich war ein Pflegefall.“

Ratschlag von Benjamin Köhler

Damals habe es schon den ein oder anderen Tag gegeben, an dem er dachte: „Was soll die ganze Scheiße? Da hätte ich fast den Kopf in den Sand gesteckt.“ Doch Scheelen hatte viel Unterstützung, im Verein, im privaten Umfeld.

Und er baute auf den Ratschlag von Benjamin Köhler. Der Ex-Profi von Union Berlin war 2015 an Krebs erkrankt. „Er hatte eins zu eins dasselbe, nur an einer anderen Stelle“, sagt Scheelen. Also kontaktierte er den ihm bis dahin nicht bekannten Köhler. „Das war schon sehr hilfreich“, sagt er: „Vor allem, weil Benny nicht um den heißen Brei geredet hat. Er hat gesagt: Ich will dir keine Angst machen. Aber die Chemo wird dich komplett aus der Bahn werfen. Und so war es dann auch.“ Heute gibt Scheelen seine Erfahrungen weiter an andere Kranke. So wie Köhler es bei ihm getan hat.

Angst, dass er nicht überleben wird, hatte der heute 31 Jahre alte Scheelen nach eigener Auskunft nie. Der Arzt hatte ihm zu Beginn eine Heilungschance von 90 Prozent eingeräumt. Als er bei der Nachuntersuchung die frohe Kunde der Heilung erhielt, fiel seine Reaktion erstaunlich sachlich aus. „Meine Frau hat geweint, mein Bruder hat geweint, bei meinem Vater sind Tränen geflossen“, sagt er: „Aber für mich war es irgendwie selbstverständlich. Natürlich habe ich mich riesig gefreut, aber eher innerlich.“

Was er zwischenzeitlich aber schon aufgegeben hatte, war die Hoffnung, wieder Fußball spielen zu können. „Meine Mannschaft hat die Vorbereitung absolviert und ich konnte nicht mal zum Kühlschrank laufen und mir eine Flasche Wasser rausholen“, erzählt er: „Da hatte ich das Thema komplett beiseite gelegt.“

Strahlen-Therapie war „pillepalle“

Doch die Strahlen-Therapie nach der Chemo verkraftete er gut. „Das war pillepalle“, sagt er: „Wie ein MRT. Nach dem Weg vorher meistert man das mit links.“ Die Haare wuchsen wieder, „ich sah wieder aus wie ein Mensch“.

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Und er tastete sich im Training langsam heran. Am 5. April dieses Jahres kam er erstmals in einem Heimspiel wieder rein – und schoss gegen Wuppertal prompt in der vierten Minute der Nachspielzeit das wichtige Siegtor im Kampf um den Aufstieg. „Besser hätte man es nicht erfinden können“, sagt Scheelen. „Dieses Tamtam um mich brauche ich eigentlich gar nicht“, sagt er, doch an dem Tag „habe ich mit den Fans gefeiert bis zum Geht-nicht-mehr. Und nach dem Spiel habe ich sogar noch mehr Nachrichten bekommen als nach der Diagnose.“

Heute gilt Scheelen als komplett geheilt. Stark und fröhlich geht er durchs Leben, die Erkrankung erscheint wie eine Erinnerung aus ferner Zeit. „Wir reden gar nicht mehr drüber“, sagt Terranova: „Er gibt einfach Vollgas.“ Ob er den größten Sieg seines Lebens schon gefeiert hat? Scheelen überlegt. „Wahrscheinlich ist das so, ja“, sagt er: „Aber man weiß ja nie, was im Leben noch kommt.“

dpa/SUF

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