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Azubi-Mangel Jeder dritte Betrieb findet keinen Lehrling

Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt, jeder zehnte Betrieb bekommt nicht mal eine einzige Bewerbung auf seine Ausschreibung. Aber unter Studienabbrechern werden Ausbildungen immer beliebter.
Auszubildender und Berufsschullehrer (Symbolbild)

Auszubildender und Berufsschullehrer (Symbolbild)

Foto: Daniel Bockwoldt/ picture alliance / dpa

Jeder dritte Betrieb in Deutschland findet keine Lehrlinge, wie eine Befragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zeigt. Das sei ein bedrückender Rekord, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer bei der Vorstellung der Befragung in Berlin. 34 Prozent der befragten Firmen konnten 2017 ihre Lehrstellen nicht besetzen. Es sei der "höchste jemals in unserer Ausbildungsumfrage ermittelte Wert", so Schweitzer.

Rund 10.300 Unternehmen hatten im April und Mai an der Online-Befragung des DIHK teilgenommen. Dabei gab jede zehnte Firma an, keine einzige Bewerbung auf ihre ausgeschriebenen Ausbildungsplätze erhalten zu haben.

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Den Fachkräftemangel gebe es nicht nur bei Lehrern, Erziehern und Pflegern, sondern auch bei Mechatronikern, Fachinformatikern und Köchen, sagte Schweitzer. Verschärft werde die Situation dadurch, dass immer mehr erfahrene Mitarbeiter der Baby-Boomer-Generation in Rente gehen.

Und auch Betriebe, die auf ihre freien Lehrstellen Bewerbungen erhalten, stünden vor großen Herausforderungen, so Schweitzer: "Nicht immer sind die Bewerber für den Ausbildungsplatz geeignet. Zu häufig fehlen ihnen Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit oder Deutsch- und Mathekenntnisse."

Dass die Anforderungen der Unternehmen und die Qualifikationen und Wünsche der Bewerber nicht zusammenpassen, ist ein altbekanntes Problem. Trotz der vielen unbesetzten Lehrstellen gibt es auch Zehntausende Jugendliche, die gern eine Ausbildung machen würden, aber keine Lehrstelle finden.

Und setzt man die Zahl der 2017 abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse in Relation zu den rückläufigen Schülerzahlen, ergibt sich sogar ein Plus an Lehrlingen - weil sich mehr Studienabbrecher für eine duale Ausbildung entschieden haben und Betriebe sich zunehmend auch um lernschwächere Jugendliche und Geflüchtete bemühen.

Die Zahl der Studienabbrecher, die von der Uni in eine Ausbildung starten, hat sich von 22 Prozent im Jahr 2008 auf 43 Prozent erhöht. Vor vier Jahren gaben weniger als 70 Prozent der Betriebe an, auch lernschwächere Jugendliche auszubilden - nun sind es fast 80 Prozent. Und jedes siebte Unternehmen der Industrie- und Handelskammern bildet mittlerweile Geflüchtete aus, nach Hochrechnungen sind das knapp 20.000 junge Menschen.

lie/dpa