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Wirtschaft Gehalt des Tesla-Chefs

Das Alles-oder-Nichts-Prinzip von Elon Musk

Wirtschaftskorrespondent
Elon Musk pokert um sein Einkommen Elon Musk pokert um sein Einkommen
Elon Musk pokert um sein Einkommen
Quelle: AFP/Getty Images
Elon Musk will in den nächsten Jahren Tesla-Chef bleiben. Als Gehalt bekommt er weiterhin nur Mindestlohn. Sollte er seine Ziele erreichen, erhält er Aktien im Milliardenwert. Möglich ist aber auch, dass er leer ausgeht.

Elon Musk will auch in den nächsten zehn Jahren an der Spitze des Elektroautobauers Tesla bleiben und könnte dafür mit einem riesigen Aktienpaket bezahlt werden. Formal erhält Musk laut einer Mitteilung von Tesla für seine Tätigkeit als Vorstandschef weder ein Gehalt noch Boni.

Dafür stehen ihm bis zu 20 Millionen Aktien des Elektroautobauers zu, wenn er zwölf nun festgelegte Ziele erreicht. Dafür müsste Tesla seinen Wert an der Börse jedoch mehr als verzehnfachen. Sollte sich der Wert nicht mindestens verdoppeln, bekäme Musk nicht einen Dollar.

Der Vorstandschef spielt bei seinem eigenen Gehalt damit einmal mehr alles oder nichts. Die Vereinbarung, der die Tesla-Aktionäre noch zustimmen müssen, sieht vor, dass Musk pro 50 Milliarden Dollar Börsenwert von Tesla ein Prozent der heute gehandelten Aktien des Unternehmens erhält. Sollte der E-Autobauer die Schwelle von 100 Milliarden Dollar Börsenwert knacken, bekäme er die erste Tranche von knapp 1,7 Millionen Aktien. Derzeit ist Tesla rund 59 Milliarden Dollar wert.

Sollte sich der Unternehmenswert weiter steigern bis zur nun maximal vorgesehenen Höhe von 650 Milliarden Dollar, bekäme Musk insgesamt 20,3 Millionen Tesla-Aktien als Belohnung – und zwar zusätzlich zu den Anteilen, die er heute bereits hält. Derzeit soll sein Aktienpaket laut „New York Times“ bereits 13 Milliarden Dollar wert sein.

Kapitalerhöhungen würden Musks Aktienpaket verwässern

Sollte es Musk tatsächlich gelingen, alle nun vereinbarten Ziele zu erreichen, wären die Aktien, die er zur Belohnung erhält, bis zu 78 Milliarden Dollar wert. Das ist allerdings extrem unwahrscheinlich, denn um diesen Wert zu erreichen, dürften keine weiteren Tesla-Aktien mehr im Zuge von Kapitalerhöhungen ausgegeben werden. Da Tesla jedoch bislang ausschließlich Verluste gemacht hat, benötigt Musk regelmäßig neues Geld, das er sich durch die Ausgabe weiterer Aktien besorgt. Dadurch verwässert der Wert der Aktien von Musk und allen anderen Altaktionären.

Doch auch wenn die Zahl der Aktien steigt oder Musk nur einen Teil der vereinbarten Ziele erreichen sollte, könnte sich der Wert der Entlohnung in den nächsten Jahren schnell auf einige Milliarden Dollar summieren. Die Ziele sind jedoch tatsächlich extrem ambitioniert. Neben den zwölf mal 50 Milliarden Dollar Wertsteigerung an der Börse müssen auch noch Vorgaben für Umsatz und Gewinn von Tesla erfüllt werden.

Musk soll den Umsatz auf mindestens 20 Milliarden Dollar steigen lassen, um die erste Zielstufe zu erreichen. In sieben weiteren Stufen geht es dann bis zu einem Umsatz von 175 Milliarden Dollar hinauf. Noch schwieriger dürften die Gewinnvorgaben zu erreichen sein. Statt der bisherigen Verluste muss Musk für die erste Stufe einen operativen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 1,5 Milliarden Dollar erreichen. Auch für den Gewinn sind insgesamt acht Stufen vereinbart, die höchste liegt bei 14 Milliarden Dollar.

Unternehmenswert muss auf 650 Milliarden Dollar steigen

Um die volle Ausschüttung der Aktienoptionen zu erreichen, muss Musk den Unternehmenswert auf 650 Milliarden Dollar steigern und mindestens zwölf der insgesamt 16 Gewinn- und Umsatzstufen erreichen. Musk hält das für ein realistisches Szenario. „Ich sehe das Potenzial für Tesla, eine Billionen-Dollar-Firma innerhalb der nächsten zehn Jahre zu werden“, sagte er der „New York Times“.

Es ist nicht das erste Mal, dass Musk bei seiner eigenen Bezahlung aufs Ganze geht. Der letzte Aktienoptionsplan für den Tesla-Chef stammte aus dem Jahr 2012. Damals war das Unternehmen gerade einmal 3,2 Milliarden Dollar an der Börse wert. Musk hatte auch damals schon zugestimmt, dass er kein festes Gehalt oder Boni erhalten wollte, sondern lediglich an Ziele gekoppelte Aktienpakete.

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Von den damals vereinbarten zehn Zielen habe Musk neun erreicht, heißt es im jüngsten Quartalsbericht von Tesla. Zu den Zielen gehörten die Entwicklung des Model X und des Model 3 von verschiedenen Prototypen-Stadien bis zur Serienreife. Außerdem musste Tesla zunächst die Marke von 100.000, später von 200.000 insgesamt verkauften Fahrzeugen hinter sich lassen. Welches Ziel Musk als einziges verfehlt hat, geht aus dem Bericht nicht hervor. Zusätzlich zu den einzelnen Zielen musste zudem der Börsenwert um jeweils vier Milliarden Dollar pro erreichtem Meilenstein steigen. Das gelang Musk mühelos.

Musk erhält Mindestlohn von 37.000 Dollar pro Jahr

Ganz ohne Gehalt arbeitet der Tesla-Chef übrigens nicht. Laut Gesetz muss auch der Vorstandschef des im US-Bundesstaat Kalifornien angesiedelten Autobauers den Mindestlohn von knapp 37.000 Dollar jährlich erhalten. Tesla stellt tatsächlich auch regelmäßig Schecks für Elon Musk über den Mindestlohn aus, nach eigenen Angaben löst er sie aber nicht ein. Im Tesla-Geschäftsbericht heißt es: „Er hat das Gehalt nie akzeptiert und akzeptiert es auch derzeit nicht.“

Musk hat seine Aktien, die er für das Erreichen der bisherigen Ziele erhalten hat, nach eigenen Angaben überwiegend gehalten. Lediglich um die Steuern dafür zu bezahlen, habe er einige Anteile verkauft, sagte er der „New York Times“. Den laufenden Lebensunterhalt bestreite er, indem er Kredite aufnimmt, für die er einen Teil seiner Tesla-Aktien als Sicherheit stellt.

Mit dem neuen Entlohnungssystem für die nächsten zehn Jahre steht auch fest, dass Musk seine Führungsrolle bei Tesla entgegen einiger Gerüchte in den vergangenen Monaten nicht aufgeben will. Die Aktien erhält Musk jedenfalls nur dann, wenn er auch in zehn Jahren entweder noch Vorstandschef oder gleichzeitig Produktvorstand und Verwaltungsratschef ist. Zumindest theoretisch gäbe es damit die Möglichkeit, einen anderen Vorstandsvorsitzenden zu ernennen, dieser müsste aber weiterhin an Musk berichten, der die Kontrolle über den Kurs von Tesla behalten würde.

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