Sonja Tu
Inhalt: Als es nach langer Zeit einen Maskenball auf dem prächtigen Anwesen Blackheath gibt, sind viele Gäste geladen. Doch Aidan Bishop hat keine Zeit die Feier zu genießen, denn er muss den Mörder von Evelyn Hardcastle, der Tochter des Hauses, finden. Dazu erlebt er diesen Tag immer wieder, in verschiedenen Körpern. Sollte es ihm nicht gelingen das Rätsel zu lösen, wird er diesen Ort niemals mehr verlassen können. Meinung: „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle ist ein spannender Kriminalroman, der die Charaktere und den Leser zum Grübeln bringt. Entstanden ist ein Buch, dass sich vor Klassikern dieses Genres wie zum Beispiel Agatha Christies Poirot und Co. nicht verstecken muss. Aidan Bishop wacht jeden Tag im Körper eines Fremden auf und muss dann in dieser Gestalt versuchen das Rätsel rund um Blackheath zu lösen. Und dies ist schwieriger als gedacht. Denn nicht nur, dass jeder hier ein Geheimnis zu haben scheint, umso mehr Zeit vergeht, umso mehr wird Aidan durch die Persönlichkeiten seiner Wirte vereinnahmt. Über Aidan selbst wird erst im Laufe des Buches mehr gesagt. Von den einzelnen Wirten kann man sich aber ein recht gutes Bild machen. Ebenso wie von den anderen Charakteren und ihrer Beziehung untereinander. Auf diese Weise wird alles gut beleuchtet und nach und nach aufgedeckt. Die endgültige Lösung des Rätsels gibt es aber erst sehr spät und ich konnte sie kaum erwarten. Selten kann mich ein Krimi so lang in die Irre führen, wie hier und somit habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Evelyn, das Opfer, selbst war mir von der ersten Minute an sympathisch. Das liegt sicherlich daran, dass Dr. Bell, der erste Wirt, gleich eine Freundschaft mit ihr schließt. Aber auch an der Vergangenheit, die, unter dem Putz des Anwesens verborgen, langsam zutage tritt. Am interessantesten sind aber zweifelsohne die Widersacher, mit denen sich Aidan im Laufe der Geschichte immer mehr auseinandersetzen muss. Alle geben noch mehr Rätsel auf, die alles noch spannender machen. Wer auf gute Kriminalromane steht, der wird hier sicher auf seine Kosten kommen, denn es gibt alles, was zu einem guten Buch dieses Genres gehört: Spannung, Verwirrungen und gleich mehrere Rätsel, die es zu lösen gilt. Fazit: Spannendes Verwirrspiel, das den Leser nicht mehr loslässt. Sehr zu empfehlen.
Anna Walberer
Miss Marple wäre stolz Evelyn Hardcastle muss sterben. Aiden Bishop muss den Mord in bester Agatha Christie Manier aufklären. Der einzige Haken: er wacht jeden Tag im Körper eines anderes Gastes von Blackheath Castle auf und kann sich nicht mehr daran erinnern, wer er ist und wie er in diese Situation geraten ist. Sicher weis er nur eines: das ganze hat mit der mysteriösen Anna zu tun. Tatsächlich habe ich selbst nie einen Roman von Christie gelesen, sondern mich auf die Pop-Culture Anspielungen verlassen. Dennoch stelle ich mir so ein vernünftiges closes-room Mystery vor. Niemand kommt, niemand geht, und unter dem aktuellen Mord liegen Jahrzehnte an Intrigen und Geheimnissen. Das alles ist gespickt mit allerlei Plot-Twists, die ich tatsächlich oft nicht kommen sah. Ich war irgendwann an dem Punkt, an dem ich quasi jeden verdächtigt hatte: Den Butler mit dem Kerzenständer im Sonnenzimmer. Oder nein, es muss der Gärtner mit dem Heizungsrohr in der Bibliothek gewesen sein. Oder doch nicht? Der Schreibstil war sehr flüssig und angenehm zu lesen. Ich fand ihn tatsächlich oft mit der Denkweise des jeweilig aktuellen Wirtes von Aiden Bishop übereinstimmend. Schlaue, schnell denkende Wirte hatten oft einen schnelleren Denkstil als beispielsweise der erste, zurecht noch völlig verwirrte Wirt, Sebastian Bell. Dementsprechend fängt der Roman gemächlich an, nimmt aber mit zunehmenden Hinweisen und Ermittlungserfolgen ständig an Fährt auf. Ich bin gekommen wegen der Körperwechsel im Stil von „Letztendlich sind wir dem Universum egal“, aber geblieben, um den Mörder zu fassen. Das Ende war aus Mord-Aufklärungs-Sicht dann auch super, aber mit der Aufklärung des weit größeren Rätsels bin ich nicht ganz warm geworden. Wer ist Aiden Bishop? Wie ist er hier hineingeraten? Und für mich als kleiner Nerd ganz wichtig, wie funktioniert das Körpergetausche, das Wiederholen des selben Tages, das ganze System von Blackheath? Für die meisten Leser vermutlich völlig unerheblich, hat mich das schon stark gewurmt, dass ich nicht alle Antworten dazu bekommen habe. Alles in Allem eine toller Variante klassischer Who-Dunnits, die den Ein oder Anderen bestimmt auch für Krimis begeistert, die kein fantastisches Element besitzen. Ich bin gespannt, was Stuart Turnton als nächstes anpackt.
Cindy R
Die Kurzbeschreibung hatte mich extrem neugierig gemacht auf das Buch, das von so vielen anderen Rezensenten so hoch gelobt wurde. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen - die dann ins Bodenlose stürzten. Entweder ich bin zu doof für das Buch gewesen, oder alle anderen kamen viel besser mit der wirren Mörderhetzjagd in Blackheath zurecht als ich. Zuerst einmal gibt es keinerlei Erklärungen warum das Ganze passiert (und die Auflösung am Ende konnte mich auch nur leidlich zufrieden stellen), dann dauert es überhaupt erstmal ein paar Tage bis wir einem der Tode von Evelyn Hardcastle überhaupt nahe kommen, und dann gibt es in diesem ganzen Verwirrspiel gleich mehrere Bösewichte (was hatte es mit dem Lakaien auf sich?) vor dem der jeweilige Gast auf der Hut sein musste. Für mich war das Ganze alles nicht mehr nachvollziehbar, wer was zu welchem Zeitpunkt wusste oder irgendwelche Hinweise plazierte. Selbst wenn das Ganze noch logisch wäre (was ich gar nicht nachvollziehen konnte) so macht es dem Leser doch gar keinen Spaß mehr, wenn er ständig nur hinterherhechelt und selbst gedanklich gar nicht mehr mitkommt. Es gab auch leider viel zu wenig Interaktionen zwischen den Personen, die wir aus den früheren Tagen schon kennen gelernt hatten, so dass man wenigstens ab und an mal einen Wiedererkennungs-Effekt hatte. Ich habe mich dennoch tapfer durchgekämpft - anfangs in der Hoffnung dass bei mir der Knoten noch aufgehen würde, später dann weil ich jetzt eh schon so weit gekommen war und noch die Auflösung des Falles erfahren wollte. Insgesamt war es aber kein wirkliches Lesevergnügen.