Wildeshausen/Lohne/Oldenburg - Das System war auf Ausbeutung angelegt. Wegen Verstoßes gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz hat das Oldenburger Landgericht am Mittwoch einen 49 Jahre alten Unternehmer aus Bulgarien zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.

Im Rahmen der Bewährungsauflagen muss der Angeklagte 10.000 Euro an den Staat zahlen. Der Angeklagte hatte in der Zeit von 2007 bis 2009 mit seinen verschiedenen Firmen in Bulgarien 527 bulgarische Arbeiter rekrutiert, die dann bei Wiesenhof in Lohne (Hähnchen) und bei der Wiesenhof-Tochter Geestland Putenspezialitäten mit Sitz in Wildeshausen zum Einsatz gekommen waren.

Der 49-Jährige hatte die Arbeiter im Rahmen von Werkverträgen verliehen. Diese Werkverträge seien faktisch aber nie gelebt worden, sagte gestern die Vorsitzende Richterin. Den Feststellungen zufolge waren die Arbeiter in Lohne und Wildeshausen komplett eingegliedert gewesen und erhielten dort auch ihre Anweisungen. Das widerspricht einem Werkvertrag.

Die Arbeiter wurden in den Betrieben als Arbeitnehmer beschäftigt, nur eben nicht als solche bezahlt. Der Angeklagte verhandelte mit den Betrieben in Lohne und Wildeshausen nicht direkt, sondern mit einer Vermittlerfirma in Lohne, deren Chef der frühere kaufmännische Leiter von Wiesenhof gewesen sein soll.

Und so nahm die Ausbeutung der Arbeiter ihren Lauf, wurde der Arbeiterhandel verschleiert. Mittwoch wurde errechnet, dass die Arbeiter pro Stunde regulär 25 Euro gekostet hätten. Wiesenhof soll an die Vermittlerfirma in Lohne aber nur 9,50 Euro pro Stunde gezahlt haben.

Die Vermittlerfirma zahlte dem Angeklagten dann nur 6,50 Euro pro Stunde. Und der wiederum entlohnte die Schwerstarbeit seiner Arbeiter mit vier Euro pro Stunde. Bereits im vergangenen Jahr waren vergleichbare Machenschaften Thema eines Prozesses vor dem Landgericht. Angeklagt waren damals der Geschäftsführer der Wiesenhof-Tochter Geestland und der Chef der Vermittlerfirma in Lohne. Sie sollen 933 Bulgaren illegal beschäftigt beziehungsweise vermittelt haben.

Im Prozess stellte sich aber heraus, dass die Taten verjährt waren. Sie waren aber passiert. Deswegen wollte der Staat das zurückhaben, was durch die illegalen Machenschaften gespart worden war. Damals wurde die Summe auf elf Millionen Euro festgelegt, die die Wiesenhof-Tochter Geestland zahlen muss.