Trauer in der Sportcommunity: Ehemaliger Radprofi Winfried Bölke ist gestorben

Ein Pionier mit dem Rad: Winfried Bölke, hier bei der Deutschen Querfeldein Meisterschaft 1972 in Gärtringen. © imago images/WEREK
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Er gehörte zu den ganz großen Radsportlern in Deutschland, in den legendären 1960er Jahren, die geprägt war von Weltklassefahrern wie Rudi Altig oder Hennes Junkermann. Nun ist der Dortmunder Winfried Bölke am Dienstag, 26. Januar, im Alter von 79 Jahren gestorben.

In den letzten Jahren war es ruhig geworden um Winfried Bölke, den meisten Radsportfans besser unter seinem Spitznahmen „Gustav“ Bölke bekannt. Bölke war kein Mann der lauten Töne, ganz im Gegenteil: Sympathisch, ruhig, ein Gesprächspartner mit Fachwissen.

Zuletzt hatte er sich etwas zurückgezogen, lebte im Sommer auf einem Camping-Platz in Lüdinghausen, im Winter in Dortmund im Ortsteil Wickede. Mit seiner Brackeler Trainingsgruppe stieg er regelmäßig aufs Rad. Bei gutem Wetter ging’s 80 Kilometer durch die Soester Börde, bei schlechtem Wetter traf sich die Gruppe zum Kaffeeplausch in der Bäckerei.

Herzfehler sorgt für das Karriereende

80 Kilometer – oder auch mehr – durch die Soester Börde? Für Winfried Bölke war das kein Problem. Trotz seiner angeschlagenen körperlichen Verfassung. Die Natur hatte ihm viel Talent als Radsportler mit auf den Weg gegeben. Auf der einen Seite. Auf der anderen war die Liste seiner schweren Erkrankungen unendlich lang. Ein angeborener Herzfehler war es auch, der den damals erst 32 Jahre alten Bölke zum Karriereende zwang. 1973 war Schluss, nach zwölf Siegen, insgesamt sechs Deutschen Meistertiteln und zwei Tour-de-France-Teilnahmen zog sich Bölke ins Privatleben zurück. Anschließend wurde er Angestellter bei der Stadt Dortmund und versuchte im Alter von 45 Jahren ein Comeback als reamateurisierter Profi.

Aus dem Versuch wurde eine glanzvolle Rückkehr. 1986 stieg er in die höchste deutsche Amateur-Klasse auf, versetzte die mehr als 20 Jahre jüngere Konkurrenz mit seinen Fluchtversuchen in Angst und Schrecken. In Rennfahrerkreisen hieß es dann lapidar: „Da hat uns der Gustav wieder lang gemacht“. Bölke hatte auch Jahre nach seinem Rücktritt als Profi noch nichts von seiner enormen Klasse eingebüßt. 1993 machte dann erneut sein Herz Probleme, der zweite und endgültige Rücktritt vom Radsport war die Folge.

Die Rennen nach seiner Profi-Zeit waren für Bölke ein netter Zeitvertreib, um es den „Jungen“ nochmal zu zeigen. Was ihm auch gelang. Seine wirkliche Blütezeit aber hatte der 1941 in Genthin in Sachsen-Anhalt geborene Bölke in den 1960er Jahren. Als Amateur startete er für Sturm Hombruch. Mit nur 21 Jahren holte er 1962 seine erste Deutsche Meisterschaft, ein Jahr später folgte der zweite nationale Titel. Auch international wurde die Fachwelt auf den hageren jungen Mann aus dem Ruhrgebiet aufmerksam.

Ritterschlag im Profi-Radsport

Bei der WM 1962 in Saló am Gardasee wurde er Vierter, ein Jahr später kletterte er als Dritter bei der WM im belgischen Ronse aufs Treppchen. Und wechselte anschließend zu den Berufsfahrern. Von 1964 bis 1968 trug er das Trikot der damals legendären französischen Equipe Peugeot-BP-Michelin. Allein diese Tatsache war schon ein Ritterschlag im Profi-Radsport. Später folgten die Teams Batavus-Continental, Bika-Milupa und Rokado.

Es war die große Zeit von Rudi Altig und Hennes Junkermann, in der sich Bölke behaupten musste. 1965, 1966 und 1967 gewann er dreimal hintereinander die Deutsche Straßenmeisterschaft. Sensationell stark dabei seine Vorstellung im Jahr 1965, als er die Konkurrenz auf dem harten Kurs mit der Steigung hinauf zum Ortsteil Schnee in Grund und Boden fuhr. Später erinnerte er sich schmunzelnd daran zurück: „Der Rudi hat wohl gar nicht gewusst, dass es in Dortmund solche Steigungen gibt.“ Gemeint war damit natürlich der große Favorit Rudi Altig. Und die Steigung hinauf zum Schnee hatte es mit 20 Prozent in der Tat in sich.

1966 gewann der Dortmunder die DM in Frankfurt, zwölf Monate später die DM in Pulheim bei Köln. Sehr zum Ärger von Hennes Junkermann. Der Krefelder wurde damals als Lokalmatador gehandelt. 1968 verfehlte er nur knapp den vierten Titel in Folge, als er von Rolf Wolfshohl geschlagen wurde. Eigentlich konnte Bölke alles. Er fuhr Crossrennen, startete bei den Six Days und wurde 1967 zusammen mit Klemens Großimlinghaus Deutscher Meister im Zweier-Mannschaftsfahren. Zweimal wurde Bölke Zweiter beim Dortmunder Union-Preis, dem damals wichtigsten Rennen Deutschlands. Und zweimal startete er auch bei der Tour de France. 1967 verpasste er auf der 6. Etappe nach Metz nur hauchdünn den Etappensieg und wurde Zweiter.

1973 mit nur 32 Jahren stieg „Gustav“ vom Rad, das Herz machte Probleme. Es war nicht die einzige Krankheit, die noch folgen sollte.

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