CCleaner spioniert seine Nutzer aus: Das ist die lahme Ausrede des Herstellers

Suspektes Update: CCleaner spioniert plötzlich Nutzer aus
Die Version 5.45 des beliebten CCleaners spioniert seine Nutzer aus, Sie sollten das Update also besser nicht installieren. Wir haben den Hersteller um eine Stellungnahme gebeten, und die Begründung ist eine lahme Ausrede. Im Video wird Ihnen die Problematik der Überwachung nochmal erklärt.

Der Virenschutz-Hersteller Avast, zu dem CCleaner mittlerweile gehört, begründet sein Vorgehen, automatisch von jedem PC Statistiken zu sammeln, als "Optimierung [...], um unseren Kunden einen starken Nutzen zu bieten". Dabei sollen die Nutzungsdaten, die nun automatisch von jedem Nutzer gesammelt werden, "aggregiert und anonym" sein.

Zudem verspricht Paul Yung "Auch wird die nächste CCleaner-Version mehr Kontroll-Optionen für Nutzer bieten, welche die Software auch dann beibehalten wird, wenn der Nutzer CCleaner schließt und dann wieder öffnet".

Mit dem Update wurden nämlich die Privatsphäre-Einstellungen entfernt und die Überwachung der Nutzung wurde bei einem Programmneustart immer wieder automatisch aktiviert. Zudem lässt sich die aktuelle Version nur noch über den Taskmanager vollständig beenden, andernfalls bleibt CCleaner immer im Hintergrund aktiv. Die Probleme finden Sie auch nochmal weiter unten im Detail erklärt.

Statistiken zur Nutzung zu sammeln ist nichts neues bei Software-Herstellern, doch jedem einzelnen User die Teilnahme aufzuzwingen, ist nicht gerade seriös. Aktuell sollten Sie also entweder zur alten Version 5.44 oder zur portablen Version 5.45 greifen.

Downloads: Saubere CCleaner-Versionen

Komplette Stellungnahme des Herstellers

Den Inhalt der Stellungnahme finden Sie unten auch nochmal als Text.

Den Inhalt der Stellungnahme finden Sie unten auch nochmal als Text.

Bild: CHIP/Avast

Als die Probleme des neuen CCleaners publik wurden, war die Aufregung groß. Zur Aufklärung haben wir den Hersteller um eine Stellungnahme gebeten. Hier finden Sie den Wortlaut, der auch an die Mitarbeiter von CCleaner ging:

“Wir arbeiten kontinuierlich an der Optimierung von CCleaner, um unseren Kunden einen starken Nutzen zu bieten und haben im diesem Zuge in der Version 5.45 neue Funktionen eingeführt, die darauf ausgerichtet sind, uns akkuratere Daten zu liefern, die uns helfen sollen, Bugs in der Software schneller zu finden, sowie zu verstehen, welche Funktionen genutzt werden und welche nicht.

Die Informationen, die wir durch diese neuen Funktionen sammeln, sind aggregiert und anonym, damit wir Gesamttrends erkennen können. Dies hilft uns, unsere Software zu verbessern, um unseren Nutzern schließlich ein besseres Produkt zu bieten. Dabei sammeln wir keine Informationen, die uns einzelne Personen und deren Nutzergewohnheiten identifizieren lassen.

Wir schätzen das Feedback unserer Nutzer und arbeiten momentan an der nächsten CCleaner-Version, die die Cleaning-Funktion innerhalb unserer "Active-Monitoring"-Funktion von der "Analytics-Reporting"-Funktion separieren wird. Auch wird die nächste CCleaner-Version mehr Kontroll-Optionen für Nutzer bieten, welche die Software auch dann beibehalten wird, wenn der Nutzer CCleaner schließt und dann wieder öffnet.

Um Transparenz zu schaffen, werden wir auch ein Informationsblatt bereit stellen, in dem wir erklären werden, welche Daten wir für welchen Zweck sammeln und wie wir diese verarbeiten. Wir gestalten auch die Dateneinstellungen in CCleaner um, damit diese klar und einfach zu verstehen sind. Es braucht manchmal etwas Zeit, Software zu bauen, anzupassen und zu testen, aber wir arbeiten hart daran, unsere nächste Version so bald wie möglich bereitzustellen." Paul Yung, VP Products

Aktuell ist noch keine neue Version erschienen. Das so ein Update überhaupt entwickelt und an die Nutzer verteilt wurde, wirft besonders schlechtes Licht auf den Hersteller Avast, der eigentlich solche ungewollte Spionage verhindern will. Noch größer ist der Skandal jetzt, nachdem der CCleaner bereits 2017 seine Nutzer ausspionierte - damals hieß es noch, die Server des Herstellers wurden gehackt und die Software wurde mit der Spyware infiziert.

Spionage im CCleaner: Das sind die Probleme der Version 5.45

Der CCleaner ist eben erst in Version 5.45 erschienen, doch von einem Update sollten Sie unbedingt absehen. Denn was die Entwickler im Change-log euphemistisch als detailliertere Berichterstattung für Bug-Fixes und Produkt-Verbesserungen beschreiben, entpuppt sich als umfassende Überwachung des Nutzungsverhaltens der Anwender.

Startet man den CCleaner in der neusten Version, fallen einem vor allem erst einmal zwei Änderungen ins Auge: Es ist nahezu unmöglich, die Überwachungs-Funktionen des Tools zu deaktivieren. Die Einstellungen für die Privatsphäre sind gänzlich aus den Optionen verschwunden.

CCleaner weist nun in seiner Datenschutzerklärung explizit darauf hin, dass sie das Nutzungsverhalten ihrer User analysieren und von ihren Nutzern anonym Nutzungsdaten erheben und diese auch an Dritte weitergeben. Eine Möglichkeit, diesem Tracking und der Daten-Weitergabe zu widersprechen, besteht für die User aktuell nicht mehr.

Gehen Sie in die Optionen, finden Sie unter dem Menüpunkt "Überwachung" die Einstellung "Überwachung aktivieren". Den zugehörigen Haken können Sie erst dann entfernen, wenn Sie die komplette "Systemüberwachung" deaktiviert haben. Jetzt könnte man meinen, dass das Problem mit der Änderung dieser Einstellungen behoben sei. Doch nach einem PC-Neustart dürften Sie sich verdutzt die Augen reiben: Das Überwachungs-Häkchen ist wie von Geisterhand wieder gesetzt.

CCleaner lässt sich nicht mehr beenden

Der Eintrag

Der Eintrag "Überwachung aktivieren" reaktiviert sich bei einem Neustart des PCs von selbst.

Bild: CHIP

Dazu kommt, dass sich der CCleaner nach dem Update nun auch nicht mehr so einfach schließen lässt. Versuchen Sie es über das X-Icon an der oberen, rechten Ecke des Fensters, wird das Tool lediglich in den Windows-Tray verschoben. Wo sich andere Programme schließlich doch mit einem Rechtsklick auf das Tray-Icon beenden lassen, bleibt der CCleaner in seiner neusten Version hartnäckig. Erst der Umweg über den Task-Manager erlaubt es Ihnen, das Programm vollständig zu beenden.

So macht es der Hersteller Piriform den Usern fast komplett unmöglich, der aktiven Überwachung zu entgehen. Der einzige - wenn auch sehr umständliche - Weg, der einigermaßen funktioniert, erfordert drei Schritte:

  1. Deaktivieren Sie die Überwachungs-Optionen im CCleaner.
  2. Deaktivieren Sie den Autostart-Eintrag der Anwendung in den Windows-Einstellungen.
  3. Beenden Sie den CCleaner nach jeder Nutzung über den Task-Manager in Windows.

Wir raten Ihnen allerdings gänzlich davon ab, den CCleaner in der Version 5.45 zu nutzen. Stattdessen verraten wir Ihnen einige Alternativen im folgenden Absatz.

Downloads: Saubere CCleaner-Versionen

Alternativen zur CCleaner-Version 5.45

Was die ganze Sache noch pikanter macht, ist der Umstand, dass Piriform und der CCleaner mittlerweile zu dem Unternehmen Avast gehören, welches vor allem für seine Antiviren-Lösungen bekannt ist. Automatisch kommt also auch die Frage auf, wie vertrauenswürdig die anderen Anwendungen des Herstellers sind, wenn dieser auf spywareartige Methoden setzt, obwohl er sich eigentlich dem Kampf gegen eben diese verschrieben hat.

Möchten Sie nicht auf den CCleaner verzichten und dennoch dem Überwachungswahn des Herstellers trotzen, haben wir zwei Alternativen für Sie: Entweder Sie setzen auf die ältere Version 5.44 des Tools, oder aber Sie nutzen die Portable-Version. Beide sind frei von den fiesen Überwachungs-Instrumenten, die sich automatisch reaktivieren, und lassen sich nach wie vor ohne Umwege über den Task-Manager schließen.

Downloads: Saubere CCleaner-Versionen

Der "Crap Cleaner" ist mittlerweile selbst Crap

Datenmüll beseitigen - das war einst die noble Mission des "C(rap)Cleaners", zu Deutsch Müll-Säuberer. Was sich mit der Übernahme durch Avast anbahnte, nimmt nun seinen Lauf. Ein Skandal jagt den nächsten beim CCleaner. So hieß es 2017 noch, die Server wurden gehackt und der CCleaner enthielt Malware, die die Nutzer ausspioniert.

Nun baut der Hersteller selbst die Schnüffel-Funktionen ein und versucht alle Ausgänge zum Beenden des Tools zu entfernen. Und dass der Haken zur Datenanalyse selbst nach dem deaktivieren wieder automatisch gesetzt wird, kann wohl kaum ein unbemerkter Bug sein. Zudem gerade erst die DSGVO in Kraft getreten ist, dürften solche Fehler nicht passieren.

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