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Ein Buch wird in rotes Geschenkpapier eingepackt. Die Person die das tut trägt einen Pullover mit Sternenprint und goldenen Nagelack

© Julian Stratenschulte/dpa

Schenken macht glücklich: Langanhaltende Freude bei Schenkenden: kein Gewöhnungseffekt vorhanden

Andere zu beschenken macht dauerhaft glücklicher als Geld für sich selbst auszugeben. Das zeigten US-amerikanische Forscher jetzt in einer Studie.

Wenn wir ein bestimmtes freudiges Ereignis mehrfach erleben, ist das empfundene Glück bei jeder Wiederholung ein wenig kleiner. Dieses Phänomen ist schon lange als hedonistische Adaption bekannt. Eine Ausnahme haben jetzt Ed O’Brien von der University of Chicago und Samantha Kassirer von der Northwestern University gefunden: Anderen Menschen Geschenke zu machen, scheint von dem Gewöhnungseffekt ausgeschlossen zu sein, schreiben sie im Journal „Psychological Science“.

In einem Experiment teilten die  Forscher die 96 Teilnehmenden in zwei Gruppen ein. Jede Testperson bekam auf fünf aufeinanderfolgenden Tagen jeweils fünf Dollar, die jeden Tag für genau das gleiche ausgegeben werden mussten. Die erste Gruppe wurde angewiesen, das Geld für sich zu verwenden, die zweite Gruppe spendete ihren Betrag – beispielsweise online an Stiftungen oder als Trinkgeld in immer demselben Café. Am Ende des Tages berichteten die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen, ihre allgemeine Zufriedenheit und ihr Glücksempfinden.

Freude darüber, Gutes zu tun, nutzt sich nicht ab

Dabei zeichnete sich ein klares Muster ab: Diejenigen, die das Geld für sich ausgaben, hatten daran jeden Tag weniger Freude. Im Gegensatz dazu war der Effekt bei den Spendenden auch nach fünf Tagen genauso groß wie am Anfang des Experiments.

Bei einem zweiten Experiment wurden 502 Teilnehmende aufgefordert, zehn Runden eines Online-Spiels zu spielen. Bei jedem gewonnenen Puzzle  bekamen sie fünf Cent, die sie entweder spendeten oder für sich behielten. Anschließend gaben sie an, wie sehr sie der Gewinn freute. Auch hier zeigte sich, dass die Freude über den Gewinn bei denen, die ihn spendeten, deutlich länger anhielt als bei denen, die das Geld behielten.

Gefühl von Sicherheit im sozialen Gefüge könnte ausschlaggebend sein

Die Forscher spekulieren, dass soziale Faktoren ein Grund für die anhaltenden Freuden des Schenkens sein könnten: Mit anderen Menschen zu teilen hilft, einen guten Ruf im sozialen Gefüge aufrecht zu erhalten, und stärkt somit das Gefühl von Zugehörigkeit und Verbindung.

Künftig wollen sich der Verhaltensforscher und sein Team mit der Frage beschäftigen, inwiefern sich die Ergebnisse auch auf anderes soziales Verhalten übertragen lassen, etwa wenn mehr oder gar kein Geld im Spiel ist. Gerade testen sie die Effekte von wiederholten Konversationen. Auch dort könnte es sein, dass die Freude über Gespräche, die als positiv empfunden werden, mit der Zeit nicht abnimmt – eventuell wird sie sogar größer.

Sarah Reim

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