Auszeichnung nach Leistung - "Pro Quote Film" kritisiert geschlechtsneutrale Berlinale-Preise

Di 25.08.20 | 15:16 Uhr
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29.02.2020, Berlin: 6184205 29.02.2020 Paula Beer poses with the Silver Bear for Best Actress for 'Undine' at the 70th Berlinale International Film Festival (Quelle: dpa/Ekaterina Chesnokova)
Bild: dpa/Ekaterina Chesnokova

Das Gleichstellungsbündnis "Pro Quote Film" hat die Berlinale dafür kritisiert, Schauspieler nicht mehr getrennt nach Geschlecht auszuzeichnen. Der Preis sei ein "Feigenblatt für Innovation", erklärte die Vorsitzende Barbara Rohm am Dienstag. Bisher sei die Berlinale von Gendergerechtigkeit weit entfernt.

Im Wettbewerb des Festivals laufen viel mehr Filme von Männern als von Frauen, hieß es von "Pro Quote". In der Filmbranche seien zudem zwei Drittel der Rollen für Männer geschrieben, das gelte auch für Arthouse-Filme. Das heiße, dass Schauspielerinnen in Zukunft einem weiteren Konkurrenzkampf ausgesetzt seien.

"Feigenblatt für Innovation"

Die Bündnisvorsitzende Barbara Rohm sagte: "Echte Innovation schafft Raum und Sichtbarkeit für Vielfalt und bringt sie nicht noch mehr in Konkurrenz zueinander. Warum wird nicht ein Preis für gendersensible Darstellung hinzugefügt?"

Bisher wurden im Berlinale-Wettbewerb die "beste Darstellerin" und der "beste Darsteller" geehrt. In Zukunft sollen Silberne Bären für die beste Leistung in einer Haupt- und einer Nebenrolle vergeben werden. "Die Auszeichnungen im Schauspielfach nicht mehr nach
Geschlechtern zu trennen, ist ein Signal für ein gendergerechteres Bewusstsein in der Filmbranche", erklärten die beiden Festivalleiter, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, dazu.

Sendung: Inforadio, 25.08.2020, 11.40 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Als ob es das jetzt wirklich geben würde, einen gender-neutralen Preis. Natürlich wird jetzt ganz genau hin geschaut und je nach Ergebnis gewettert. Wenn nun ein Mann gewinnt, vielleicht sogar 2 Jahre hintereinander, dann ist das Geschrei über Unterdrückung der Frauen wieder groß, wenn eine Frau gewinnt, spielt es nur ins Prinzip und ist Kalkül, es musste ja eine Frau gewinnen, sonst gäbe es Ärger. So macht das alles keinen Spaß, wenn es so zwanghaft politisch wird, da bleibt die Gleichberechtigung so richtig auf der Strecke.

  2. 6.

    Die Änderung wurde meiner Meinung nach etwas voreilig umgesetzt und in die Öffentlichkeit getragen, bevor sie richtig zu ende gedacht wurde und vielleicht auch mit entsprechenden Fachleuten besprochen und ausgefeilt werden konnte. Schade eigentlich, denn im Ansatz kann ich den Gedanken, der zur Veränderung führte, nachvollziehen.
    Jetzt steht man vor der schwierigen Frage, ob ein schneller Rückzieher sinnvoll wäre oder aber ein striktes Durchziehen, welches dann inhaltlich das Festival unnötig überlagern könnte.

    @Karl:
    Der von Ihnen zitierte Satz bezieht sich auf den im Beitrag vorangegangenen, welcher besagt, dass zwei Drittel aller Filmrollen ohnehin für Männer geschrieben werden - also nur ein Drittel für Frauen.
    Das Wort "weiteren" ist also im Sinne von "zusätzlichen" zu verstehen.

  3. 5.

    Sollte Pro Quote Film mit der wachsenden Geschlechtsneutralität nicht lieber „Schauspielende“ sagen?

    Und dieses gejammer um die perfekte Frauenquote geht mir auch immer mehr auf den Zeiger. Möge der Shitstorm nun auf mich nieder prasseln aber bei Kitas schreit auch kein Hahn nach der besseren Männerquote.

  4. 4.

    “Das heiße, dass Schauspielerinnen in Zukunft einem weiteren Konkurrenzkampf ausgesetzt seien.“

    Genau das bedeutet doch Gleichberechtigung!

    Oder ist Gleichberechtigung erst dann erreicht, wenn Frauen KEINE Konkurrenz mehr zu “befürchten“ brauchen? Wenn ich mich nicht täusche, fehlt hier die innere Logik ... kann mir jemand erklären, was die denn jetzt eigentlich wollen?

  5. 3.

    Keine Frauenquote?
    Das ist doch nicht mehr zeitgemäß!

  6. 2.

    Kommt als nächstes die Forderung nach einer gender-paritätischen Vergabe der silbernen Bären?

    Konkurrieren hier im Wettbewerb die Geschlechter gegeneinander oder finden die Wettkämpfe nicht eher zwischen Schauspielenden des jeweils gleichen Genders statt?

    Warum nicht neben den bisherigen Preisen für Frauen und Männer einen zusätzlichen Bären für den besten Schauspielenden unabhängig vom Gender?

  7. 1.

    Zur Eröffnung wird der Film "Denn sie wissen nicht was sie tun" gespielt.

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