Wetter- und Klimalexikon

Das Wetter- und Klimalexikon des DWD erläutert die wichtigsten meteorologischen und klimatologischen Begriffe und wird ständig ausgebaut.

Sturmzyklone

Satellitenbild: Sturmzyklone Johanna 10.03.2008

Satellitenbild: Sturmzyklone Johanna 10.03.2008 (Quelle DWD)
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Tiefdruckgebiete der gemäßigten Breiten, unter deren Einfluss entweder ein 10-Minuten-Mittel mit mindestens Beaufort 8 (stürmischer Wind auf der Beaufortskala) gemessen worden ist (zuverlässige Schiffsmeldungen sind wichtig) oder sich aus dem Druckfeld rechnerisch ein Wind mit mindestens Stärke 8 Beaufort (Bft) ermitteln lässt, nennen die Meteorologen "Sturmtiefs" oder "Sturmzyklonen". Die hohen Windgeschwindigkeiten werden durch große Luftdruckgradienten (gedrängte Isobaren, siehe Bild) hervorgerufen. Sturmtiefs können z.B. in Nord- und Ostsee zu allen Jahreszeiten entstehen, wenn auch die Häufigkeit im Sommer erheblich geringer ausfällt als in den Herbst- und Wintermonaten. Sofern 11 Beaufort (orkanartiger Sturm) und mehr auftreten, spricht man auch von einem "Orkantief" (bzw. "Orkanzyklone").

Sturmzyklonen und Orkanzyklonen unterscheiden sich von "normalen" Zyklonen "nur" durch die Intensität ihrer Entwicklung als Folge starker thermischer Gegensätze und der damit verbundenen dynamischen Prozesse in der Höhe.

Obwohl nicht der absolute Luftdruck, sondern immer nur der Luftdruckgradient maßgeblich für die Windentwicklung ist, gibt es für Mitteleuropa Erfahrungswerte hinsichtlich Luftdruck und Luftdruckänderungen:

  • Orkantief: extrem niedriger Kerndruck unter 955 hPa
  • Sturmtief: tiefer Kerndruck unter 980 hPa
  • sehr schnelle Entwicklung zum Sturm- bzw. Orkantief in 24 bis 36 Stunden
  • kennzeichnende Wellenhöhen bis 10 m in Sturmzyklonen, bis 15 m im freien Ozean in Orkanzyklonen (Einzelwellen können im Extremfall jeweils doppelt so hoch werden)


Die Entstehung einer Sturmzyklone beginnt meist als flache Welle an der Polarfront. Die günstigen Bedingungen zur Verschärfung einer solchen Luftmassengrenze sind besonders dann gegeben, wenn die Welle sich im sogenannten "neutralen Punkt" bildet. Sie wird dann im Süden von einem warmen, und im Norden von einem kalten Hoch flankiert. Stromab (ostwärts) befindet sich ein altes Tief, stromauf (westwärts) ein schwächeres subtropisches Tief. Während von Südwesten warme und feuchte Subtropikluft zur Welle fließt, strömt aus Nordosten Polarluft in ihre Rückseite, wobei sich die Welle vertieft und als Randtief um das alte Zentraltief zieht.
Gelangt sie dann in eine entwicklungsgünstige Position auf die Vorderseite der zugehörigen Höhenströmung, setzt rapide Vertiefung ein. Entwicklungsgünstig sind also folgende Bedingungen:

  • Wellenbildung am neutralen Punkt
  • Luftmassengrenze trennt feuchte Subtropikluft von polarer Kaltluft
  • ein sich auf der Wellenrückseite intensivierender Höhentrog
  • Entwicklung einer "normalen" Zyklone weit stromaufwärts (westwärts)
  • Verstärkung eines Hochdruckkeils zwischen dieser Zyklone und dem Randtief.

Siehe hierzu: