Menschen neben dem Leben: Roman

· Klett-Cotta
4,0
1 Rezension
E-Book
303
Seiten

Über dieses E-Book

»Eine wahnsinnig packende Wiederentdeckung.« Hildegard Elisabeth Keller, SRF
Nach der spektakulären literarischen Wiederentdeckung von »Der Reisende« erscheint nun auch der erste Roman von Ulrich Alexander Boschwitz zum ersten Mal auf Deutsch. Im Berlin der Zwanzigerjahre porträtiert »Menschen neben dem Leben« jene kleinen Leute, die nach Krieg und Weltwirtschaftskrise rein gar nichts mehr zu lachen haben und dennoch nicht aufhören, das Leben zu feiern.
Leicht haben es die Protagonisten in Ulrich Alexander Boschwitz' Debütroman nicht. Sie sind die wahren Verlierer der Wirtschaftskrise: Kriegsheimkehrer, Bettler, Prostituierte, Verrückte. Doch abends zieht es sie alle in den Fröhlichen Waidmann. Die einen zum Trinken, die anderen zu Musik und Tanz. Sie treibt die Sehnsucht nach ein paar sorglosen Stunden, bevor sich der graue Alltag am nächsten Morgen wieder erhebt. Doch dann tanzt die Frau des blinden Sonnenbergs mit einem Mal mit Grissmann, der sich im Waidmann eine Frau angeln will und den Jähzorn des gehörnten Ehemanns unterschätzt. Und so nimmt das Verhängnis im Fröhlichen Waidmann seinen Lauf, bis sich neue Liebschaften gefunden haben, genügend Bier und Pfefferminzschnaps ausgeschenkt wurde und der nächste Morgen graut. Wie durch ein Brennglas seziert der zu diesem Zeitpunkt gerade mal zweiundzwanzigjährige Autor das Berliner Lumpenproletariat der Zwischenkriegsjahre.

Bewertungen und Rezensionen

4,0
1 Rezension
Maike Annika
23. September 2019
Berlin während der Wirtschaftskrise. Die Stadt wird bevölkert von einem Heer der Abgehängten – Arbeitslose, Bettler, Kriegsveteranen, Prostituierte, Kleinkriminelle. Mühsam halten sie sich tagsüber über Wasser und strömen abends in „Den fröhlichen Waidmann“, um ihre Sorgen zu vergessen. Dort ergeben sich neue Möglichkeiten und die Situation zwischen dem blinden Bettler Sonnenberg und dem Arbeitslosen Grissmann eskaliert. Bei „Menschen neben dem Leben“ handelt es sich um das Erstlingswerk des damals 22-jährigen Autors Ulrich Alexander Boschwitz, das nun nach seinem zweiten Werk „Der Reisende“ zum ersten Mal auf Deutsch erscheint. Boschwitz hat für sein junges Alter einen sehr reifen Blick auf seine Mitmenschen und fängt Zwischenmenschliches geschickt ein. Er nimmt seine Protagonisten ernst, begegnet ihnen aber trotzdem oft mit Humor und feiner Ironie. Der Schreibstil ist flüssig, so dass es Spaß macht, sich auf die anfangs etwas eigenwillig erscheinende Geschichte einzulassen. Auch als historisches Dokument über das Leben der Berliner Unterschicht Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre ist „Menschen neben dem Leben“ ein spannender Roman. Die Situation stellt sich für viele der Charaktere trostlos dar. Frauen haben nach wie vor kaum Rechte; auf der Straße regiert meist der Stärkere; ein Teil der Charaktere hat nach allen Entbehrungen sämtliche Hoffnung aufgegeben, andere sind nach Jahren der aufgestauten Wut bereit, über Leichen zu gehen. Erstmals erschienen 1937, blitzen innerhalb der Erzählung bereits erste Vorzeichen der Katastrophe auf, auf die das Land in den nächsten Jahren zusteuern wird. So kursieren auf der Straße zum Beispiel Gerüchte bezüglich der Freimaurer und der jüdischen Weltverschwörung. „Menschen neben dem Leben“ eröffnet eine neue Perspektive auf das Leben zwischen den Weltkriegen und das Elend vieler Menschen, das letztendlich das Aufsteigen der Nationalsozialisten ermöglichte. Auch in der heutigen Zeit noch/wieder ein wichtiges Buch.

Autoren-Profil

Ulrich Alexander Boschwitz, geboren am 19. April 1915 in Berlin, emigrierte 1935 gemeinsam mit seiner Mutter zunächst nach Skandinavien, wo sein erster Roman, »Menschen neben dem Leben», erschien. Der Erfolg ermöglichte ihm ein Studium an der Pariser Sorbonne. Während längerer Aufenthalte in Belgien und Luxemburg entstand »Der Reisende«, der 1939 in England und wenig später in den USA und in Frankreich veröffentlicht wurde. Kurz vor Kriegsbeginn wurde Boschwitz in England trotz seines jüdischen Hintergrunds als »enemy alien« interniert und nach Australien gebracht, wo er bis 1942 in einem Camp lebte. Auf der Rückreise wurde sein Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert und ging unter. Boschwitz starb im Alter von 27 Jahren, sein letztes Manuskript sank wohl mit ihm.

Peter Graf, geboren 1967, leitet den »Verlag Das Kulturelle Gedächtnis« und die Verlagsagentur »Walde + Graf«. Publizistisch begibt er sich vor allem auf die Suche nach vergessenen Texten, um sie heutigen LeserInnen neu zugänglich zu machen.

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