Sri Lanka:Die Hemmschwelle fällt

Internationale Terroranschläge auf Gebetshäuser waren bislang selten.

Von Ronen Steinke

Als jüngst ein Attentäter in der neuseeländischen Stadt Christchurch 50 Muslime ermordete, war schnell klar, dass sein Verbrechen wenig mit Neuseeland zu tun hatte. Der Täter war kein Neuseeländer, er interessierte sich auch nicht für Lokales - sondern für aus seiner Sicht Globales. So scheint es jetzt auch in Sri Lanka zu sein, wo sich die Gewalt am Ostersonntag gegen betende Christen gerichtet hat. Es ist der erste islamistische Anschlag in diesem 20-Millionen-Land. Zudem ist es offenbar ein Anschlag, der mit den Konflikten innerhalb dieses Landes eigentlich nichts zu tun hat. Spannungen zwischen Muslimen und Christen spielten dort bislang keine Rolle.

Deshalb spricht viel dafür, in der Attacke auf Kirchen und Hotels einen internationalen Terroranschlag zu sehen, für den Sri Lanka lediglich der Austragungsort gewesen ist. Ob dies Rache speziell für die Bluttat in Christchurch sein sollte, wie die srilankische Regierung nahelegt, ist noch spekulativ.

Beide Taten haben aber einiges gemeinsam. Anschläge auf Gebetshäuser waren auf der internationalen Bühne bislang selten. Es scheint, unabhängig von der Ideologie, eine Hemmschwelle zu fallen: Hier wie da sind es Täter, die große Reden über Kultur, Identität und Glaube schwingen, und die sich darum in Wahrheit einen Dreck scheren.

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